Liebeskuenste
flüchtigen Blick darauf, greift dann nach einem Stift und setzt schwungvoll seine Unterschrift darunter.
»Sollten Sie den Vertrag nicht erst einmal lesen, bevor Sie ihn unterschreiben?« entfährt es mir.
Er schaut hoch. »Wieso? Haben Sie etwa vor, mich über den Tisch zu ziehen? Muss ich mir Sorgen machen?«, fragt er amüsiert. Seine Augen funkeln schelmisch auf.
»Selbstverständlich nicht! Was denken Sie denn von mir?«, fauche ich.
»Oho! Da scheint ja richtig Feuer zu lodern unter dem damenhaften Äußeren.« Mit unergründlicher Miene betrachtet er mich von oben bis unten. »Keine Sorge, meine Agentin hat mich bereits informiert, dass sie den Vertrag selbst aufgesetzt hat, und mir grünes Licht gegeben.«
Er gibt mir die Papiere zurück, erhebt sich mit einer geschmeidigen Bewegung und schlendert hinüber zur Bar. Dort wartet ein Eiskübel mit einer Flasche Champagner, den er sich unter den Arm klemmt. Mit der anderen Hand schnappt er sich geschickt zwei Sektflöten und kommt damit an den Tisch zurück. Geübt öffnet er die Flasche und schenkt die Gläser voll. Dann reicht er mir ein Glas und hebt das seine.
»Auf gute Zusammenarbeit, Frau Galeristin! Ich hoffe, Sie beweisen so viel Gespür für gute Geschäfte wie Ihr Onkel!«
»Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit«, entgegnete ich lahm.
Leise klirrend stoßen die Gläser aneinander. Dabei streifen seine Finger wie unabsichtlich die meinen, und ich zucke zusammen, als hätte ich einen elektrischen Schlag erhalten. Meine Brustwarzen versteifen sich und zeichnen sich überdeutlich unter dem dünnen Seidenstoff ab. Verlegen verschränke ich die Arme vor der Brust und ärgere mich in diesem Moment darüber, dass ich auf den BH verzichtet habe.
Meinem Gegenüber ist die Reaktion auf seine Berührung nicht entgangen, denn seine Blicke bleiben ungeniert an meinem Dekolleté hängen.
Unsicher schaue ich ihn an und frage mich, was wohl in diesem Moment in seinem Kopf vorgeht. Er trinkt und beobachtet mich weiter aufmerksam über den Rand seines Glases hinweg – wie eine Katze auf der Lauer.
»Sie trinken ja gar nichts«, meint er schließlich, erhebt sich von seinem Platz und setzt sich ganz dicht neben mich. Er duftet nach teurer Seife und nach Mann, sehr sinnlich und ein wenig animalisch. Meine Unruhe wächst.
Ganz selbstverständlich legt er mir den Arm um die Schultern und führt mir das Glas an die Lippen. »Haben Sie etwa Angst, ein wenig Champagner ließe Sie die Kontrolle verlieren?«, fragt er, die Lippen dicht an meinem Ohr.
Ich schüttele den Kopf und trinke hastig. Ein Tropfen rinnt an meinem Kinn hinab, er beugt sich vor und wischt ihn mit einer zärtlichen Bewegung beiseite. Mir wird ganz heiß.
Von fern grollt der Donner, und die ersten Blitze huschen über den Himmel.
Roman zieht mich noch näher zu sich heran und raunt: »Da braut sich ein regelrechter Orkan zusammen. Es wäre besser, wenn Sie hierbleiben, bis sich das Wetter beruhigt hat.«
Ich mache mich los, stehe auf und gehe ans Fenster, um meine Fassung wiederzugewinnen. Die Nähe seines Körpers, die Berührung seiner warmen Hände, seine rauchige Stimme verwirren mich mehr und mehr. Einerseits faszinieren mich dieser Mann und seine unwiderstehliche Erotik, andererseits habe ich Angst vor seiner Forschheit und Arroganz.
Mittlerweile hat das Gewitter an Heftigkeit zugenommen. Ströme von Regen ergießen sich aus einem schwefelfarbenen Himmel, Donner kracht und über dem See zucken unzählige Blitze, die Wasser und Umgebung für kurze Sekunden in ein magisch gleißendes Licht tauchen.
Angezogen von diesem Naturschauspiel, starre ich gebannt aus dem Fenster. Mehr denn je ist mir bewusst, wie eng sich der Seidenrock an meinen Körper schmiegt. Wahrscheinlich zeichnen sich die Konturen meines Hinterns in allen Einzelheiten unter dem weichen Stoff ab. Ich spüre Romans intensiven Blick auf meinem Rücken, fast so, als würde er mich berühren.
»Ich liebe Gewitter! Diese entfesselte Gewalt, diese ungezügelten Mächte der Natur …«, murmele ich wie hypnotisiert.
»Aha, eine kleine Abenteurerin also, die auf Gefahr und Leidenschaft steht … Die meisten Frauen fürchten sich vor Sturm und Gewitter.«
Lautlos hat er seinen Platz vor dem Kamin verlassen und ist hinter mich getreten, so dicht, dass ich seinen warmen Atem wie einen Federhauch im Nacken spüre. Gänsehaut überzieht meinen Körper, angefangen von den Zehen, über Schenkel, Geschlecht, Brust und Schultern bis
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