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Liebeskuenste

Liebeskuenste

Titel: Liebeskuenste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Bach
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zu regeln. In einer stillen Trauerfeier werden wir Abschied nehmen von einem geliebten Familienmitglied, gemeinsam mit vielen anderen Menschen, die meinen Onkel geschätzt und geachtet haben.
    »Gina, hier sind die Schlüssel zu Harrys Wohnung. Wärst du bereit, morgen mit mir hinzugehen? Allein schaffe ich es nicht.«
    Ich weiß, dass meine Mutter es noch nicht übers Herz gebracht hat, die Wohnung ihres verstorbenen Bruders zu betreten. Ich nehme den Schlüsselbund an mich und nicke: »Natürlich begleite ich dich, Mama. Wann sollen wir uns treffen?«

    Pünktlich am nächsten Morgen stehe ich vor dem Wohnhaus, in dem Onkel Harry in den letzten Jahrzehnten gelebt hat. Als meine Mutter aus dem Auto steigt, gehe ich zu ihr und hake mich bei ihr ein. Gemeinsam steigen wir die drei Stufen zu Harrys Gartenwohnung empor.
    Als ich aufschließe, umfängt uns Stille und abgestandene Wärme. Der Geruch von verwelkten Blumen und alten Büchern hängt schwer in der Luft. Sofort gehe ich zur Terrassentür und öffne sie weit, um frische Luft hereinzulassen. Ich atme tief durch und sehe mich um.
    Der Ordentlichste war Onkel Harry nicht; überall liegen Stapel von Büchern, Bildern, Collagen, Zeitschriften und Papieren wild durcheinander. In mehreren Vasen lassen die Blumen schon die Köpfe hängen, auf den Möbeln liegt eine Staubschicht. Plastiken, Skulpturen und Schnitzereien in allen erdenklichen Größen und Materialien nehmen jeden freien Fleck ein.
    »Puh!« Bestürzt sehe ich mich um und betrachte das Chaos, das sich über alle Räume erstreckt. »Wir werden Wochen brauchen, um das hier alles zu ordnen und zu sichten!«
    »Warum ist mir nie aufgefallen, wie viel Plunder Harry in den letzten Jahren angehäuft hat?« Resigniert betrachtet meine Mutter die Unordnung.
    Nur zögernd machen wir uns an die Arbeit. Es ist bereits später Nachmittag, als meine Mutter, die seit geraumer Zeit vor einer hohen Vitrine kniet und einen Papierstapel nach dem anderen aus dessen Tiefen hervorholt, sich erhebt. »Mir reicht’s mit all dem Staub und Krempel; ich brauche dringend eine Tasse Kaffee und einen Imbiss«, meint sie.
    Sofort stimme ich zu, denn auch meine Kehle ist ausgedörrt, und mein Magen knurrt vernehmlich.
    Doch bevor ich mir die Hände wasche, werfe ich noch einen Blick auf die Papiere, die meine Mutter aus der Vitrine gezogen hat. Obenauf liegt ein großer brauner Umschlag mit meinem Namen darauf.
    »Schau mal!« Ich zeige ihn meiner Mutter. »Ein Brief von Onkel Harry an mich!« Ein wenig ratlos drehe ich das Kuvert in meinen Händen hin und her.
    »Mach es auf!«, ruft meine Mutter aufgeregt.
    Ich öffne den Umschlag und ziehe ein an den Ecken schon leicht vergilbtes Blatt Papier heraus.
    »Testament«, steht da in Großbuchstaben.
    »Harry hat ein Testament hinterlassen? Ich hätte nicht gedacht, dass er so vorausschauend war …« Meine Mutter schaut mir über die Schulter und liest:
    »Meine sämtlichen Bücher und Kunstgegenstände, das komplette Mobiliar sowie alle Wertsachen vermache ich meiner Nichte und Patentochter Gina Theiß. Sie soll auch mein Bargeld und meine Wertpapiere erhalten. Am meisten am Herzen liegt mir jedoch meine Galerie. Sie soll ebenfalls in die Hände meiner Nichte Gina übergehen, denn sie allein besitzt genügend Kunstverstand, um das Geschäft in meinem Sinn weiterzuführen. Alle Formalitäten sind geregelt; die nötigen Unterlagen liegen im Notariat F. Meyer.«
    Mein Herz hämmert bis zum Hals, mir ist zum Weinen zumute. Onkel Harry hat mir nicht nur sein weltliches Hab und Gut hinterlassen, sondern mit diesem Erbe auch die Botschaft, dass er mich sehr geliebt hat.
    »Du meine Güte! Ich wusste nicht, dass Harry über Bargeld und Wertpapiere verfügt. Was willst du denn jetzt machen, Kind?« Der Gesichtsausdruck meiner Mutter zeigt, dass sie unschlüssig ist, ob sie erschrocken oder begeistert sein soll.
    »Keine Ahnung! Es kommt so überraschend. Ich habe nicht im Traum daran gedacht, dass er mir mal die Galerie und all seinen Besitz vererben wollte …« Meine Stimme ist rau von all den ungeweinten Tränen.
    Rasch packen wir ein paar Dinge ein, die wir mitnehmen wollen, und verlassen die Wohnung. Den Umschlag mit dem Testament halte ich fest umklammert, aus Angst, er könnte abhanden kommen.

    Mein Vater ist überrascht und wenig begeistert.
    »Du bist keine Geschäftsfrau, Gina!«, gibt er zu bedenken, und ich muss ihm insgeheim recht geben. »Zur Leitung einer Galerie gehört mehr

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