Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
meinen Augen auf, Organe, die sich hinter diesem Hemd verbargen, an Geschlechtsteile erinnernd, blaurot, eklig und zugleich anziehend, wie ich sie vor Jahren gesehen hatte, als ich von meiner Mutter zu den Metzgern der alten Generation geschleppt wurde. Ich zerrte an ihrem Ärmel, Mama, komm, laß uns hier rausgehen, aber außer dem Ekel fühlte ich immer auch eine Art schmerzenden Zauber angesichts der zerschnittenen und aufgehäuften Lebensreste.
Angezogen vom Anblick der Hemdtasche, die sich auf und ab bewegte, versuchte ich, meinen Atem seinem Rhythmus anzupassen, herauszufinden, wie ernst sein Zustand war, vielleicht sogar auf seinem letzten Atemzug mitzuschwimmen, wie man auf einer Welle mitschwimmt, aber die Hemdtasche erhob sich plötzlich und stand über mir, was willst du trinken, und ich verkündete stolz, ich habe keinen Durst, spürte eine plötzliche Befreiung, nein, ich hatte keinen Durst und keinen Hunger, ich brauchte nichts von ihm, und es interessierte mich wirklich nicht, wer diese junge Frau mit der Zigarettenspitze war und was sie getan hatten, nachdem sie den Laden verlassen hatten, was hatten er und ich miteinander zu tun, ich stand entschlossen von dem bequemen Sofa auf, was haben er und ich überhaupt miteinander zu tun, dachte ich, nach Hause, ich muß nach Hause, zu Joni und zu der Arbeit, die ich bis zum Ende des Jahres abliefern muß.
Entschuldige, sagte ich schadenfroh, mit fester Stimme, ich hätte überhaupt nicht herkommen sollen, ich weiß nicht, warum ich gekommen bin, du hast dein Leben, und ich habe meines, unsere Leben treffen sich nicht, müssen sich nicht treffen.
Er trat einen Schritt zurück, betrachtete mich irritiert, aber nicht überrascht, und begleitete mich schweigend zur Tür, aber einen Moment bevor er sie aufmachte, sagte er ruhig, wie zu sich selbst, seltsam, ich habe gedacht, daß du zu denen gehörst, die immer alles, was sie wollen, auf der Stelle bekommen müssen, und er sah aus, als irritiere ihn dieser Irrtum mehr als mein plötzliches Weggehen, aber ich schluckte den Köder und fragte sofort, wer, ich? Was will ich denn?
Er nahm meine Hand, wie im Laden, und legte sie mit einer natürlichen, sogar müden Bewegung auf seinen Hosenschlitz und sagte, dafür bist du doch gekommen, und drückte sie fest dagegen, du kannst jetzt gleich gehen und du kannst in ein paar Minuten gehen, nachdem du ihn bekommen hast, und ich schaute auf die Uhr, als sei es eine Frage der Zeit, und vor lauter Anspannung sah ich nichts und flüsterte, meine Kehle war trocken und zusammengeschnürt, was würdest du mir denn empfehlen? Das ist deine Entscheidung, sagte er, und ich fragte, aber was willst du, und er sagte, für mich spielt es wirklich keine Rolle. Schließlich bist du zu mir gekommen und nicht ich zu dir, und trotzdem öffnete er langsam seinen braunen Gürtel. Ich fühlte mich schlaff und schwach, ich war nicht in der Lage, auch nur einen Schritt zu machen, nicht in die Wohnung hinein und nicht aus der Wohnung hinaus, und ich mußte mich auch nicht bewegen, denn er drehte mich um, mit dem Rücken zu sich und dem Gesicht zur Tür, ich hob die Arme, als wäre ich in Gefangenschaft geraten, meine Hände griffen nach den Kleiderhaken an der Tür, meine halb heruntergerutschte Hose fesselte mich an den Knien, und sein steifes Glied nagelte mich mit einem Schlag an die Tür, ohne daß er mich auch nur mit dem kleinen Finger berührt hätte, und die ganze Zeit, gleichgültig, mit roher Stimme und ohne Fragezeichen, verkündete er, gut für dich, gut für dich, verkündete es nicht eigentlich mir, sondern dem Haus, laut, als würde es in ein geheimes Protokoll eingetragen, gut für dich, gut für dich, gut für dich.
Wie der Schleim einer Schnecke klebte meine Spucke an der Tür, durchsichtig und klebrig, und auf der Wange spürte ich, wie ihr Holz mir die ersten Falten ins Gesicht zeichnete. Hinter meinem Rücken wurde das stolze Glied herausgezogen, und ich hörte, wie es schnell versteckt wurde, wie der Reißverschluß hochgezogen und der Gürtel geschlossen wurde. Nur mit Mühe gelang es mir, das Gesicht zu ihm zu drehen, mein Hals war steif von der Diskrepanz zwischen der offensichtlich intimen Situation und der absoluten Fremdheit zwischen uns, eine Diskrepanz, die nun, hinterher, nichts Anziehendes hatte, während sein unfruchtbarer Samen aus mir tropfte, und ich war so verlegen wie ein kleines Mädchen, das in Anwesenheit anderer pinkelt, und er bot mir weder Papier
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