Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
die Menschen heutzutage haben es eilig wie Tiere, sie sind ihren Trieben ausgeliefert, und es gibt nichts Gefährlicheres als den Trieb, das habe ich dir doch schon erklärt, als du ein junges Mädchen warst. Wie es Bremsen in einem Auto gibt, braucht auch der Mensch seine Bremsen, ein Auto ohne Bremsen wird zerschmettert, und so geht es auch dem Menschen, und ich sage dir, er hebt drohend den Finger, ich kenne deinen Sohn, er ist nicht wie die anderen Kinder, er ist sensibel und schwach, und ich warne dich, wenn du diesen Prozess nicht stoppst, wird es zu einer Katastrophe kommen.
Eine Katastrophe, murmle ich, wovon sprichst du, was für eine Katastrophe könnte passieren, es wird eine Weile schwer für ihn sein, dann wird er darüber hinwegkommen, wie alle darüber hinwegkommen, Kinder überleben schlimmere Dinge als eine Scheidung. Und er hebt wieder die Stimme, seine Lippen werden blau, als würde ihm das Blut in den Adern erstarren, eine Katastrophe, hör zu, Ella, deine Katastrophe ist gewiss, und an deinem Glück lässt sich zweifeln, denn wer garantiert dir, dass du ohne Amnon glücklich sein wirst, ich erinnere mich nicht, dass du glücklich warst, bevor du ihn trafst, hör gut zu, ich bitte dich nur um eines, dass du über meine Worte nachdenkst und sie ernst nimmst. Amnon ist heute Morgen hierher gekommen, nachdem er bei dir gewesen war. Er demütigt mich genüsslich wie ein listiger Kriminalbeamter beim Kreuzverhör, er hat mir zu verstehen gegeben, dass der Plan zur Trennung von dir stammt, dass alles von dir abhängt, deshalb habe ich einen Rat für dich, Ella, eine einfache und nützliche Lösung, die zu akzeptieren Amnon heute Morgen bereits zugestimmt hat, nämlich einen Bund zu schließen, in des Wortes tiefster Bedeutung, ihr müsst euch gegenseitig versprechen, euch niemals zu trennen, weil ihr diesen Jungen zur Welt gebracht habt. Ein Kind auf die Welt zu bringen ist ein verpflichtender Akt, verpflichtender als alles andere, von dem Moment an, da man ein gemeinsames Kind hat, muss man zusammenbleiben, du wirst sehen, wenn ihr erst diesen Bund geschlossen habt, wird alles einfacher sein, ihr werdet eure Probleme mit Leichtigkeit überwinden, wenn ihr wisst, dass ihr keine Wahl habt, du wirst nicht glauben, welche Erleichterung du fühlen wirst, wenn du ein für alle Mal die Möglichkeit eines anderen Lebens mit einem anderen Partner für dich ausradierst. Ich schlage dir die Option auf ein vollkommenes Glück vor, Ella, das ist die Veränderung, nach der du suchst, denn Schwierigkeiten erwarten dich überall, das Leben selbst ist schwer, eine neue Familie zu gründen ist schwer, ich erleichtere es dir, indem ich dir helfe, auf gefährliche Optionen zu verzichten, schließlich wirst du dich überall beweisen und stellen müssen, da ist es doch besser, sich für die bereits bestehende Familie anzustrengen, mit dem Mann, den du zum Vater deines Kindes gewählt hast.
Genug, Vater, du verstehst es nicht, ich schüttle den Kopf und halte mir die Ohren zu wie damals, als ich ein Kind war, hilflos seinen hochmütigen Ansprachen ausgesetzt, seiner absoluten Selbstgerechtigkeit, ich kann nicht bei Amnon bleiben, zwischen uns ist es aus, über welch einen Bund sprichst du, wir trennen uns, wir heiraten nicht, aber er bringt mich sofort zum Schweigen, mit einer abschätzigen Handbewegung, seine Zinnaugen sind kalt, hör zu, Ella, ich kenne dich besser, als du denkst, du hast alle paar Jahre Anfälle von Selbstzerstörung, bisher war das deine Angelegenheit und ich habe mich nicht eingemischt, aber jetzt geht es auch um Gili. Ich betrachte mich als Gilis Bevollmächtigten, und ich sage dir, dass der Junge eure Trennung nicht ertragen wird, und wenn du mich zwingst, es auszusprechen, bitte, der Junge wird das nicht aushalten, er wird nicht überleben, er wird ausgelöscht werden.
Ausgelöscht, flüstere ich, weißt du überhaupt, was du da sagst? Er setzt endlich, endlich seinen nackten Fuß auf den Boden, der schwarz-weiß gefliest ist wie ein Schachbrett, ich habe keine Wahl, ich muss deutlich mit dir sprechen, es geht hier um Leben und Tod, Ella, du suchst das Glück, er spuckt das Wort aus, als handelte es sich um etwas Ekliges, eine bittere Lüge, das einzige Glück entsteht aus deinen Verpflichtungen der Familie gegenüber, die du gegründet hast, und glaube ja nicht, dass ich deine Gefühle missachte, wenn du, Gott behüte, einen brutalen Ehemann hättest, würde ich dir raten, ihn zu verlassen, ich
Weitere Kostenlose Bücher