Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
beenden, Gili ruft mich, murmle ich, auch wenn er gar nicht zu Hause ist, ich muss auflegen.
Manchmal scheint es, als wollte ich nur eins, nämlich dass man mich daran erinnert, wie schlecht es uns gegangen ist, dass man mir erzählt, wie wenig wir zusammengepasst haben, wie bedrückt wir bei jener Feier ausgesehen haben, wie wir uns damals, bei dem Picknick, gestritten haben und wie Gili uns angefleht hat aufzuhören und wie wir gar nicht auf ihn geachtet haben, wie alle die Spannungen zwischen uns gespürt haben und wussten, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, aber sogar wenn mir manchmal die richtigen Worte gesagt werden, höre ich sie mir nur zweifelnd an, mit wachsendem Groll, was wisst ihr überhaupt, ihr habt doch keine Ahnung, was wirklich zwischen uns war, und ich möchte nur mit einem Menschen über unsere Zeit als Familie sprechen, ich möchte eines Abends zu ihm in die Wohnung gehen, die er gemietet hat und von der ich noch nicht einmal weiß, wo sie sich befindet, nur dass sie ein schönes großes Zimmer hat, voller neuer Spielsachen, ich will mich an den großen, schwerfälligen Körper drücken und sagen, verzeih mir, Geliebter, ich habe einen Fehler gemacht.
Und diesen Abend plane ich nachts, wenn ich mit klopfendem Herzen aufwache, und morgens, wenn mir der herbstliche Wüstenwind die klebrigen Finger auf die Augen drückt, und in den langen Stunden vor dem Computer, wenn ich versuche, den Aufsatz über Thera abzuschließen, und in den Nachmittagsstunden auf den Spielplätzen, bei den belanglosen Plaudereien mit den anderen Müttern, heute Abend werde ich zu ihm gehen, er wird mir nicht widerstehen können, ich werde ihm versprechen, dass ich mich ändere, dass ich erst jetzt gemerkt habe, wie sehr ich an ihm hänge und ihn liebe, ich werde ihm versprechen, dass alles anders wird, dass ich ihm alles geben werde, was ihm gefehlt hat, dass ich jeden Abend neben ihm auf dem Sofa sitzen und seine Aufsätze lesen werde, ich werde jede Nacht mit ihm schlafen und ihn so akzeptieren, wie er ist, und ich werde nie mehr mit ihm streiten. Du wirst mir eine Familie geben und ich dir eine Frau, ich formuliere die Details unseres Abkommens, noch nie hat es auf der ganzen Welt ein besseres Abkommen als dieses gegeben, und ein paar Augenblicke lang bin ich begeistert, als wäre alles wieder in Ordnung, ich stelle mir vor, wie er nach Hause zurückkehrt, natürlich werde ich ihm beim Packen helfen, wir werden die wenigen Sachen, die er mitgenommen hat, zurückbringen, die Bücher ins Regal stellen, seine Kleidungsstücke in den Schrank räumen, und wenn Gili am Morgen aufwacht, wird sein Vater schon zu Hause sein, wie früher, und dieser Monat der Trennung wird uns wie eine ernstzunehmende Mahnung vorkommen, wie eine drohende Wolkensäule, bis wir die Erinnerung daran nicht mehr brauchen, weil wir so glücklich sind.
Und vor lauter Sehnsucht nach dem Glück und vor lauter Angst davor fürchte ich mich, meine Kraft auf die Probe zu stellen, warte auf die passende Stunde, auf die richtige Zeit, auf den richtigen Ort, und mir scheint, ich müsse bis in alle Ewigkeit warten, denn den wirklichen Amnon, den Mann mit dem schwerfälligen Körper und dem schönen, offenen Lachen habe ich seit jenem Freitag nicht gesehen, seit der Schabbatfeier, als Gili uns hinter sich herzog und ich im Ton seiner neuen Lehrerin laut und entschieden sagte, Papa kommt nicht mit uns rauf, Gili, er geht jetzt, morgen wird er kommen und dich für ein paar Stunden abholen. Diese Worte sind grob ausgesprochen worden, hartherzig, böse, und seither weicht er mir aus, holt Gili von der Schule ab, begleitet ihn nur bis zur ersten Treppenstufe, übermittelt über ihn knappe Nachrichten, als wäre sein Sohn eine Brieftaube, Papa holt mich diese Woche am Sonntag ab, nicht am Montag, am Mittwoch und nicht am Donnerstag, und ich frage mich verwundert, wie lange er sich drücken kann, bis zu Gilis nächstem Geburtstag, vielleicht auch noch länger, bis zu seiner Bar-Mizwa, bis zu dem Tag, an dem er zum Militär eingezogen wird, und vielleicht wird er mir für immer ausweichen und ich werde für immer zögern, aber eines Tages teilt mir Gili, als er nach Hause kommt, stolz mit, Papa lässt dir ausrichten, dass er mich am Freitag von der Schule abholt und dass ich bei ihm schlafe, er hat ein Bett für mich gekauft und es ist schon geliefert worden, und da weiß ich, dass dies der richtige Abend sein wird, wenn Gili im Nebenzimmer schläft, mit
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