Liebeslied für einen Prinzen
verlieren, wirft wohl jedes Elternteil völlig aus der Bahn. Jedenfalls warf Prinz Antonio nur einen Blick auf Stephanie und war ihr sofort verfallen. Die arme Prinzessin Francesca hatte nach der Entführung unter ihrem untreuen Ehemann sehr gelitten, aber diese Affäre war für sie wohl am schlimmsten. Weißt du, alles spielte sich in der Öffentlichkeit ab. Für die Medien war das ein gefundenes Fressen. Für die betrogene Ehefrau und das noch lebende Kind interessierte sich niemand mehr.“
„Die Ärmste“, murmelte Elena.
„Ja, allerdings“, bekräftigte Susan. „Aber es dauerte nicht lange. Stephanie verschwand ganz plötzlich, und der Prinz blieb allein zurück. Er hat es geschafft, sich wieder seinen Pflichten zu widmen, und bald schien die ganze Sache vergessen zu sein. Mit Francesca hatte er noch zwei Kinder, und die Ehe dürfte wieder funktioniert haben. Erst Jahre später fanden wir heraus, dass der König Stephanie aus dem Land gejagt hatte, als er erfuhr, dass sie schwanger war.“
„Sie wurde also tatsächlich von König Giorgio verbannt.“
„Ja, sie durfte nie wieder einen Fuß auf dieses Land setzen und so weiter. Ich bin allerdings sicher, dass der König viel Geld für ihr Schweigen gezahlt hat.“
„Geld.“ Sie schüttelte den Kopf. In der Familie Ryder schien es immer um Geld zu gehen. Das bereitete Elena Unbehagen.
Im Lauf des Nachmittags dachte sie nicht weiter darüber nach, weil sie sich auf die Party am Abend vorbereitete. Nachdem Jeremy aufgewacht war, spielte er fröhlich mit Fabio und half Elena begeistert beim Herrichten des kleinen Buffets. Außerdem überredete der Junge sie sehr geschickt, ihm Klavierunterricht zu geben. Sie erkannte, dass Jeremy seinem Vater mehr ähnelte, als Adam wahrscheinlich ahnte.
Elena wusste nicht, ob Adam rechtzeitig zu ihrer Party zurück sein würde. Seinen Andeutungen entnahm sie, dass er vermutlich bis in die späte Nacht im Palast blieb. Außerdem hatte Adam kein besonderes Interesse an der Party gezeigt.
„Ich habe für heute Abend einige Leute zu mir eingeladen“, hatte sie ihm noch erzählt, bevor er aufgebrochen war. „Wenn Sie wieder hier sind …“
„Keine Sorge“, hatte er prompt erwidert. „Ich werde Ihnen nicht in die Quere kommen.“
Darum war es ihr gar nicht gegangen, ganz im Gegenteil. Sie hatte ihn sogar einladen wollen.
„Ich möchte schließlich, dass so wenige Leute wie möglich von meinem Aufenthalt auf der Insel erfahren“, hatte er hinzugefügt.
„Das ist mir klar.“ Insgeheim war Elena jedoch enttäuscht.
„Wie viele Leute wissen denn schon Bescheid, was meinen Sie?“
„Na ja, da ist auf jeden Fall Gino.“
Adam lachte. „Könnten wir ihn nicht vielleicht für einige Tage knebeln und in den Keller stecken?“
„Wohl kaum“, erwiderte sie lächelnd.
„Schade.“ Adam seufzte. „Aber wenn nur Gino weiß, dass ich bei Ihnen wohne, ist alles in Ordnung. Es reicht, wenn ich noch einen oder zwei Tage Ruhe vor der Reportermeute habe.“
„Ich bin noch niemandem begegnet, der so überzeugt ist wie Sie, dass sich alles um ihn dreht“, entgegnete sie scherzhaft, auch wenn sie es durchaus ernst meinte.
Allerdings hatte er einen guten Grund zu glauben, dass sich aller Blicke auf ihn richteten. Immerhin könnte er auf San Rinaldi Geschichte schreiben, und das wussten alle. Es ist schon seltsam, dass dieser Mann ausgerechnet bei mir wohnt, dachte Elena, seltsam und aufregend.
Es war schon spät, als Adam den Palast verließ. Er ließ sich von einem Taxi ins Zentrum von Monte Speziare bringen und ging das letzte Stück zu Elenas Haus zu Fuß.
Die Gäste waren noch nicht gegangen. Auf dem Weg zum Gartenhaus hörte Adam Stimmen und Gelächter.
Jeremy schlief tief und ungestört. Wahrscheinlich war er nach dem Zusammentreffen mit Elenas Freunden und dem Spielen mit dem Hund erschöpft. Adam blieb vor dem Bett stehen und betrachtete ihn eine Weile. Im Schlaf wirkte der Kleine geradezu engelsgleich. In diesem Moment fühlte Adam eine tiefe Liebe zu seinem Sohn.
Hätte er bloß gewusst, wie er an Jeremy herankommen konnte, um mit ihm anders umzugehen als mit einer unliebsamen Last. Elena bereitete es keinerlei Mühe. Wenn er nur wüsste, wie sie das anstellte. Wenn er nur …
Im Moment waren viele Probleme in seinem Leben ungelöst. Alles hing in der Schwebe, dieser Zustand verunsicherte Adam, es machte ihn nervös.
Seufzend trat er in den Garten und versuchte erneut, seinen Geschäftspartner in Los
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