Liebeslied für einen Prinzen
sich selbst schützen und kein Risiko eingehen. Das war der einzig logische Schluss.
Schließlich stellte Adam die entscheidende Frage. „Also, habe ich den Test bestanden? Werden Sie mir das Gartenhaus vermieten?“
Elena nickte langsam. „Ja, Adam“, erwiderte sie. „Ich werde es Ihnen vermieten.“
Der Umzug verlief im Handumdrehen. Adam rief von Elenas Telefon aus im Hotel an und veranlasste, dass ihnen das Gepäck gebracht wurde. Danach trug er Jeremy ins Gartenhaus und legte ihn aufs Bett. Anschließend fuhr Adam zum Palast.
Elena blieb allein in ihrem Haus zurück. Sie setzte sich, um wieder zu Atem zu kommen und darüber nachzudenken, was sie da getan hatte. Sobald alles vorbei war, würde sie noch dieselbe sein?
So viele Gründe sprachen dagegen, Adam das Gästehaus zu überlassen. Wenn sie an die möglichen Folgen ihres Handelns dachte, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie spielte mit dem Feuer. Ein Mann, der sich ständig in ihrer Nähe aufhielt und sie völlig durcheinanderbrachte – das war das Letzte, was sie in ihrem Leben brauchte. Was war bloß mit ihr los? Noch vor wenigen Stunden hatte sie versucht, Adam auszuweichen. Elena hatte nicht einmal mit ihm sprechen wollen. Jetzt lebte er praktisch bei ihr. Sie musste den Verstand verloren haben!
Gino würde sich furchtbar aufregen. Sie hörte ihn schon schimpfen. „Du bist kein gewöhnlicher Mensch, Elena! Du kannst doch nicht einfach so einen Fremden bei dir aufnehmen!“
Seit Jahren war er einer ihrer besten Freunde. Bisher hatte sie seine Sorgen rührend gefunden. Jetzt wurde ihr jedoch bewusst, dass er sie bevormundete. Bestimmt wollte er ab sofort auf ihrer Couch schlafen, um sie zu beschützen. Am besten legte Elena sich schon jetzt Argumente zurecht, um das zu verhindern. Sie wollte Gino nicht bei sich haben. Woher dieser plötzliche Sinneswandel rührte, darüber wollte sie lieber gar nicht nachdenken.
Allerdings hatte er wahrscheinlich recht. Sie brauchte Schutz – vor sich selbst.
Bei diesem Gedanken musste Elena lachen. Nein, sie musste nicht beschützt werden. So verrückt war sie nun auch wieder nicht, auch wenn sie Adam attraktiv fand.
Sie hatte Adam gestanden, sich noch nie verliebt zu haben, und das entsprach der reinen Wahrheit. Natürlich war Elena mit den gleichen Hoffnungen und Träumen wie andere Mädchen aufgewachsen, dennoch war ihr immer bewusst gewesen, dass sie nicht das gleiche Leben wie ihre Freundinnen führen konnte. Sie war eben anders.
Ihre Mutter und ihre Großmutter hatten das oft gesagt, aber gleichzeitig betont, Elena sei anders im Sinn von besonders und nicht von seltsam.
Ihres musikalischen Talents war sie sich früh voll bewusst gewesen. Ihre Großmutter war in ihrer Jugend als Solistin im National-Chor von San Rinaldi aufgetreten, und ihre Mutter hatte viele Jahre als Musikarchivarin gearbeitet. Für Elena hatte von Anfang an festgestanden, dass Musik in irgendeiner Form ihr Leben bestimmen würde.
Das hatte ihr die Kraft gegeben, all die Jahre auf eine Liebesbeziehung zu verzichten. Wann immer ihre Großmutter sie gedrängt hatte, mit einem der vielen Verehrer auszugehen, hatte Elena nur lachend den Kopf geschüttelt. „Der Mann, den das Schicksal für mich bestimmt hat, ist einmalig“, hatte sie jedes Mal gesagt. „Ich werde ihn erkennen, wenn ich seine Stimme höre.“
Glaubte sie aus tiefstem Herzen daran, oder hatte sie es nur als Ausrede benutzt, um die guten Ratschläge abzuwehren? Rückblickend erkannte Elena, wie naiv ihre Vorstellungen gewesen waren. Ernsthaft darauf zu hoffen, der perfekte Mann würde einfach eines Tages in ihr Leben treten und sich am Klang seiner Stimme zu erkennen geben – so etwas passierte doch höchstens im Traum.
Anfangs hatte sie Adams Stimme nicht gemocht. Sie hatte ihn für arrogant und von sich eingenommen gehalten, den Umgangston mit seinem Sohn fand Elena schrecklich. Nachdem sie Adam besser kennengelernt hatte, gewann sie einen anderen Eindruck von ihm. Trotzdem war er weit davon entfernt, sich als ihr Traummann zu entpuppen.
Dennoch gestand sie sich ein, dass er in ihr bisher nie gekannte Gefühle weckte. Als sie vorhin sein Gesicht berührt hatte, war etwas geschehen. Elena wünschte sich, diese Erfahrung zu wiederholen.
Und sie sehnte sich danach, dass er sie berührte. Darin lag die eigentliche Gefahr. Der bloße Gedanke daran ließ ihr Herz schneller schlagen, und darum war äußerste Vorsicht geboten.
Dazu kam, dass sie an seinen Motiven,
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