Liebeslied für einen Prinzen
wichtigsten, an den Kursen an einer New Yorker Musikhochschule teilzunehmen. Nicht jeder wird dort überhaupt zugelassen.“
Adam erinnerte sich, dass Gino von einer Chance in Amerika gesprochen hatte. „Elena hat allerdings einen Platz bekommen?“
„Ja. Es geht in dem Kurs darum, wie Musik als Therapie für verhaltensauffällige Kinder eingesetzt werden kann. Elena hat nur leider Schwierigkeiten, das nötige Geld für den Flug und die Unterkunft aufzubringen. Sie will es unbedingt aus eigener Kraft schaffen. Das ist eine große Aufgabe für eine Frau, die beschützt und in kleinen Verhältnissen aufgewachsen ist – ganz zu schweigen davon, dass Elena blind ist.“
„Sie schafft das“, behauptete Adam und meinte es absolut ehrlich. Er war davon überzeugt, dass sie alles erreichte, was sie sich in den Kopf setzte.
„Das wissen wir alle“, meinte Natalia. „Aber es wird sehr schwierig und vielleicht auch schmerzlich.“
Als die anderen sich zu ihnen gesellten, richtete sich die Unterhaltung auf andere Themen. Adam dachte ständig daran, was er von Natalia erfahren hatte. Er wandte den Blick nicht von Elena und wünschte sich, ihr irgendwie helfen zu können.
Schwierig und schmerzlich … Diese Frau verdiente Besseres. Trotzdem wusste er instinktiv, dass sie nicht von ihm beschützt oder unterstützt werden wollte. Das würde sie verletzen. Manchen Dingen musste sie sich aber allein stellen. Zum Glück schien sie den Lektionen des Lebens gewachsen zu sein. Ganz im Gegensatz zu ihm; er war keineswegs bereit, tatenlos zuzusehen, wie Elena Risiken einging. Es würde ihm schwerfallen, sich zurückzuhalten und sich nicht einzumischen.
Doch was dachte er sich eigentlich? Er würde nicht lange genug hier sein, um von Elenas Schwierigkeiten etwas mitzubekommen. Selbst wenn er König wurde, würde Elena sicher nicht am Hof zum Kreis seiner Vertrauten zählen. Abgesehen davon hatte Adam nicht die Absicht, San Rinaldi zu seinem Hauptwohnsitz zu machen. Da mochten die Hofbeamten die für das Königshaus geltenden Gesetze noch so hoch halten.
Er wollte nichts weiter, als Geld zu kassieren und sich anschließend zurückzuziehen. Jetzt blieb ihm nur noch, den Plan möglichst schnell auszuführen.
Trotzdem fiel es ihm nicht leicht, sich Elenas Ausstrahlung an diesem Abend zu entziehen. Ihre Figur war atemberaubend, und ihr Gesicht stellte an Schönheit alle Frauen in den Schatten, die er kannte. Endlich konnte Adam ihre Augen sehen und bewundern. Sie waren ungewöhnlich. Einerseits merkte man sofort, dass sie nichts wahrnahmen. Andererseits schimmerte eine Wärme darin, die verriet, dass Elena auch ohne Augenlicht alles um sich herum in sich aufnahm.
Sie kann zwar mein Gesicht nicht sehen, dachte er, aber sie blickt mir tief in die Seele.
Zu einem Mann wie ihm passte dieser Gedanke im Grunde überhaupt nicht. Selbstironisch belächelte Adam sich. Trotzdem ließ es ihm keine Ruhe mehr. Er kannte diese Frau erst seit sehr kurzer Zeit, und dennoch spielte sie bereits eine wichtige Rolle in seinem Leben. Es war geradezu magisch – als ob ihn jemand mit einem Bann belegt hätte.
Die Gäste wollten allmählich aufbrechen. Adam freute sich schon darauf, bald mit Elena allein zu sein. Vor allem würde er froh sein, Gino endlich loszuwerden.
Der Kerl hatte ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Am Rande hatte Adam mitbekommen, wie Elena abermals strikt ablehnte, dass Gino auf ihrer Couch schlief. Damit hatte sie sicher Öl ins Feuer gegossen und Ginos Feindseligkeit gegenüber Adam verstärkt.
Bewusst hatte Adam mehrmals abfällige Bemerkungen über San Rinaldi gemacht, um Gino zu reizen. Elena hatte jedes Mal eingegriffen und einen Streit verhindert, aber Gino kochte offensichtlich innerlich.
„Ich komme morgen früh wieder her und erwarte einen vollständigen Bericht“, sagte er beim Abschied.
„Worüber denn?“, flüsterte Natalia Elena ins Ohr.
„Nicht weiter wichtig“, erwiderte Elena leise.
„Armer Gino“, meinte Natalia lachend. „Er hat Angst, seinen kleinen Schützling zu verlieren.“
Endlich ging Gino zusammen mit den anderen, die Elena noch eine gute Nacht wünschten, winkten und sich entfernten. Sobald sie allein waren, drehte Adam sich zu Elena um. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Lippen schimmerten verlockend. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle geküsst, obwohl es ihre Freunde vielleicht noch mitbekommen hätten. Mühsam hielt Adam sich zurück.
„Die Party hat mir
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