Liebesnacht im Wuestenpalast
stellte sich ganz dicht vor Shafir. Er sagte: „Du hast sie in die Stadt gebracht und lebst mit ihr ganz allein unter einem Dach. Dadurch hast du Schande über die Familie gebracht.“
„Vater …“
„Aber diesmal wirst du mir gehorchen, mein Sohn. Du wirst sie von der Hochzeit fernhalten, selbst wenn das heißt, dass du auch nicht kommst.“
Bevor er seinem Vater sagen konnte, dass es vielleicht keine Hochzeit geben würde – außer, Zara wollte es unbedingt –, hatte sich der König schon auf dem Absatz umgedreht und stürmte aus der Bibliothek. Wütend folgte ihm Shafir.
„Vater, ihr Name wurde in den Schmutz gezogen von einem …“
Die Haustür fiel ins Schloss. Die Eingangshalle war leer.
Der König war gegangen.
10. KAPITEL
Mitten im Türrahmen der Bibliothek blieb Shafir wie angewurzelt stehen, als Megan in die Stille hinein sagte: „Du wolltest mich also verführen, um mich von Jacques fernzuhalten?“
Umständlich kletterte sie die schmale Treppe der Empore hinunter, wo sie gelesen hatte, als Zara und Lily plötzlich hereinkamen. Als sie sie bemerkt hatte, war es bereits zu spät gewesen, noch schnell zu verschwinden. So hatte sie alles mit angehört.
Shafir runzelte wütend die Stirn, aber Megan war entschlossen, sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Auch wenn er majestätisch aussah mit seiner weißen Robe und seinem dunklen Haar, das ihm fast bis auf die Schultern reichte. „Heißt das etwa, dass du alles, was im Rosenpalast passiert ist, geplant hattest?“ Es überraschte Megan selbst, wie betrogen und verletzt sie sich fühlte.
„Warst du die ganze Zeit hier?“
„Oh ja. Ich habe gehört, dass dein Bruder vorgeschlagen hatte, mich zu verführen, damit ich Jacques vergesse und Zaras Hochzeit wie geplant stattfinden kann.“
Wütend sah er sie an und ging langsam auf sie zu. „Du hättest dich nicht verstecken dürfen.“
„Und den ganzen Spaß verpassen? Das ging leider nicht. Ich konnte doch nicht herunterkommen, als Zara sagte, dass Jacques sie betrügt. Was glaubst du, hätte sie gesagt, wenn sie herausgefunden hätte, dass eine Fremde das mit anhört? Aber es ist gut, dass ich da war. So habe ich eine Menge gelernt.“ Es tat wirklich weh. Noch mehr, als der Moment, in dem sie herausgefunden hatte, dass Jacques sie betrog. Das, was zwischen Shafir und ihr im Garten passiert war, war etwas Besonderes gewesen.
Jedenfalls hatte sie das geglaubt.
„Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht“, fuhr sie ihn an.
Mit einem Schritt war er bei ihr und streckte die Hand aus. „Megan …“
Sie stieß seine Hand weg und stellte sich hinter das Sofa, damit sie ihm nicht mehr so nahe sein musste. „Fass mich nicht an.“
Sie holte tief Luft und fuhr sich mit den Fingern durch das schwarze Haar. Verzweifelt versuchte sie, sich zusammenzureißen. Er sollte nicht sehen, wie es ihr ging. Sie konnte immer noch später weinen.
Wenn sie allein war.
„Du hast mit deinem Bruder geplant, wie du mich verführen willst.“
„Ich ha…“
„Wie konntest du nur?“
Sie ließ ihrer Wut freien Lauf. Über Wochen hinweg hatte sie stillgehalten. Während der Entführung. Nach der Nachricht von Jacques’ Betrug. Jetzt brach alles aus ihr heraus.
„Du kanntest mich überhaupt nicht, hattest mich noch nie gesehen.“ Er blinzelte. „Du wusstest, wie ich aussehe“, sagte sie langsam.
„Ich habe Fotos gesehen.“
„Fotos? Woher hattest du Fotos von mir?“
Shafir zuckte die Achseln. „Mein Vater hat seine Leute …“
„Du hast mich ausspioniert?“
„Nicht ich.“
„Deine Familie hat mich ausspioniert. Oh Gott, mir wird schlecht.“
„Setz dich hin, bevor du umfällst. Du siehst blass aus“, sagte er kurz angebunden.
Megan sank auf das Sofa. Sie fühlte sich schlecht. In ihrem Magen rumorte es. Wenn sie sich jetzt auf den Perserteppich übergab, geschah ihm das nur recht. „Ich verachte dich. Ich verachte euch alle.“
„Ich habe nie vorgehabt, dich zu verführen.“ Shafir lehnte sich an seinen Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Als Rafiq das vorschlug, habe ich gesagt, dass ich nie so tief sinken würde.“
„Dann hast du deine guten Vorsätze wohl vergessen.“ Sie war zu wütend, um daran zu denken, dass sie bei der Sache im Pool freiwillig mitgemacht hatte.
„Megan, was zwischen dir und mir passiert ist …“
Sie senkte den Kopf und blickte auf die Goldriemchen ihrer Sandalen. „Ich will nicht darüber reden.“
„Aber das
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