Liebesnacht im Wuestenpalast
hatten ihn regelrecht verhört, bis sie ihm schließlich die wichtigste Frage gestellt hatten: „Liebst du Megan?“
„Ja, das tue ich“, hatte er geantwortet.
Ihre Mutter und ihr Vater hatten vor Freude gestrahlt. Ihre Brüder hatten Shafir die Hand geschüttelt und ihm mit Blicken klargemacht, was sie von ihm erwarteten: dass er sich aufopferungsvoll um ihre kleine Schwester kümmerte.
Shafir hatte ohnehin nichts anderes im Sinn.
Schließlich war Megan nacheinander von Amy und Alyssa umarmt worden, die ihr alles Glück der Welt wünschten.
Und jetzt heirateten sie. Der wichtigste Moment, um „Ja“ zu sagen, war gekommen.
Er wollte sofort heiraten. Aber erst hatte er Megan davon überzeugen müssen. Das hatte ihn etwas Zeit gekostet. Er hatte ihr gesagt, dass es keinen Grund gab zu warten – eine Hochzeit war ja schon vorbereitet. Warum sollten sie auf eine königliche Hochzeitsfeier verzichten, die schon bis ins kleinste Detail arrangiert war?
Sie war blass geworden. „Das ist viel zu aufwendig.“
„Ich bin Prinz von Dhahara. Die Menschen warten sehnsüchtig auf die Hochzeit.“
„Wir haben nicht genug Zeit“, hatte sie eingewandt.
„Wofür? Die wichtigen Fragen haben wir schon alle geklärt.“ Dass er sie liebte. Und sie ihn.
„Ich brauche ein Kleid.“
Er hatte gelacht. „Das kann an einem Tag geschneidert werden.“
„Wie müssen eine Gästeliste machen.“
„Die Einladungen für Zaras und Jacques’ Gäste wurden schon vor Monaten verschickt. Natürlich werden ein paar von ihnen absagen, und du wirst deine eigenen Gäste einladen, aber es ist möglich.“ Zum Glück hatten ihre Familie und ihre engsten Freunde alles stehen und liegen lassen und waren sofort gekommen.
„Ich brauche etwas Zeit, um die Liste durchzugehen und mir die Namen zu merken. Sonst kann ich gar nicht mit den Gästen reden. Es ist schließlich ein Staatsereignis.“
„Die Leute sind mir egal. Du wirst nur mit mir reden. Schließlich ist es unser Hochzeitstag.“
„Ich brauche Zeit, um nachzudenken.“
Das war das Einzige, was er ihr nicht hatte geben wollen. Und jetzt, da sie in einem umwerfenden weißen Seidenkleid neben ihm stand, war er sehr froh, dass er es nicht getan hatte.
Der leicht benommene Ausdruck der letzten Tage war aus ihrem Gesicht verschwunden. Shafir konnte es kaum erwarten, dass die Hochzeit vorbei war und Megan wieder voller Lebenslust lachte. Sanft drückte er ihre Hand, als er sich darauf vorbereitete, die Worte zu sagen, die während der letzten Tage zu seinem Mantra geworden waren.
Ja, das tue ich.
Ich liebe dich.
Ich verehre dich.
Ich verzichte auf alle anderen.
Für immer.
Er sah Megan in die Augen, als er diese Herzensschwüre aussprach. Dabei vergaß er völlig, wie viele Menschen ihnen zusahen – seine Familie, ihre Familie. Er vergaß, dass die Hochzeit im Fernsehen für das Volk übertragen wurde. Er vergaß alles, bis auf die Frau, die neben ihm stand.
Seine Braut.
Es war spät.
Das Feuerwerk war vorbei, und die meisten Menschen in Katar schliefen, als Malik sie mit dem Wagen vor König Selims Palast abholte, wo der Empfang stattgefunden hatte.
Shafir zog seine Ehefrau über den Sitz an sich und schloss sie in die Arme. „Bist du glücklich?“
Sie hob den Kopf. „Oh ja.“
Morgen würden sie nach Qasr Al-Ward zurückfahren. Shafir wollte mit Megan in die Wüste fahren, um dort ein paar Nächte ganz mit ihr allein zu verbringen. Aber die Hochzeitsnacht würden sie noch einmal in seinem Stadthaus verbringen.
„Ich war überrascht, wie viele Leute mich heute beglückwünscht haben.“ Sie sah ihn an. „Offensichtlich hat das Volk geglaubt, dass du zu wild und ungezähmt bist, um zu heiraten.“
Shafir musste lachen.
„Einige Leute haben mich auch bedauert und gesagt, dass ich mich daran gewöhnen müsste, in der Wüste zu leben. Ich habe ihnen gesagt, dass ich nach Dhahara gekommen bin, um Romantik und Abenteuer zu erleben.“
Sein Lächeln verblasste, und er musterte sie besorgt. „Macht dir das Angst? Falls ja, können wir auch mehr Zeit in der Stadt verbringen.“
„Das wäre so, als ob man einen Tiger gefangen hält.“ Einen Moment lang schwieg sie und betrachtete ihren Mann. „Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, dass du unbezähmbar bist. Ein Mann, der völlig unzivilisiert ist.“
„Ein Wilder.“ Er lächelte verheißungsvoll.
„Mein Wilder. Und es ist diese reine Kraft, die ich so an dir liebe. Mein Seelenverwandter.
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