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Liebesnacht im Wuestenpalast

Liebesnacht im Wuestenpalast

Titel: Liebesnacht im Wuestenpalast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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Abendessen sprachen alle sehr höflich miteinander. Das Essen war liebevoll angerichtet, aber für Megan hätten es genauso gut Sägespäne sein können. Sie schmeckte kaum etwas.
    Als der Kaffee serviert wurde und der Diener verschwunden war, tröstete sich Megan damit, dass es bald vorbei war. Aber als sie sich gerade etwas besser fühlte, ging die Tür auf.
    Zwei Frauen kamen herein. Die jüngere war bildschön. Mittelgroß und gertenschlank, bewegte sie sich leicht und elegant. Um den Hals trug sie einen durchsichtigen Chiffonschal, und das Kerzenlicht zauberte goldene Reflexe auf ihr kastanienbraunes Haar. Die zweite Frau war älter. Sie hatte die gleichen hohen Wangenknochen und die zarte Statur wie die jüngere. Sie war eindeutig ihre Mutter.
    Megan fühlte, wie ihr schwindlig wurde.
    Shafir war wie erstarrt.
    Das musste Zara sein, und die ältere Frau ihre Mutter Lily.
    Es herrschte unbehagliches Schweigen, als die zwei Frauen zu ihnen kamen. Megan tat so, als würde sie die Blicke, die die anderen ihr zuwarfen, nicht bemerken.
    „Ich muss euch allen etwas sagen.“ Zaras Ankündigung unterbrach die Stille.
    „Wir haben einen Gast“, sagte Shafir.
    „Oh.“ Zara hielt inne und sah Megan neugierig an. Dann lächelte sie. „Ich bin Zara.“
    Megan lächelte zurück. Zara war wunderschön, und ihr mädchenhafter Charme machte ihr klar, warum Shafir sie unbedingt beschützen wollte.
    „Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Megan.“
    „Megan?“ Zara sah sie neugierig an. Dann machte sie einen Schritt nach vorn.
    Die Stille, die folgte, erdrückte Megan fast. Zara muss wissen, wer ich bin, dachte sie.
    „Es tut mir leid, dass ich euer Abendessen störe.“
    Alle im Raum schienen erleichtert aufzuatmen.
    Megan hätte fast gelacht, so unnötig kam ihr Zaras Entschuldigung vor. Sie war schließlich kein Ehrengast. „Wir sind schon fast fertig. Und ich glaube, ich muss sowieso jetzt gehen.“ Hilflos sah sie Shafir an.
    Aber er bewegte sich nicht.
    „Oh, ich möchte die Feier nicht stören.“
    Anscheinend hatte Zara keine Ahnung, wer sie war. Aber diese unangenehme Situation konnte man kaum als Feier bezeichnen. Megan war erleichtert, als Shafir sagte: „Du störst keine Feier.“
    „Gut.“ Zara ging zu dem Tischende, an dem der König saß. „Ich möchte nämlich nicht, dass Ihr noch mehr Grund habt, auf mich böse zu sein, Onkel Selim.“
    „Was ist denn, mein Kind?“ Sein runzliges Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. „Was ist so schlimm, dass du davon Schatten unter den Augen bekommst?“
    Zara sah ihren Onkel dankbar an. „Ich habe meine Verlobung mit Jacques gelöst. Aber die Hochzeit sollte doch schon in drei Tagen sein. Was sollen wir jetzt machen?“
    Megan hörte, wie Shafir Luft holte – auch sie war schockiert. Er stand auf und sagte: „Das macht nichts. Wir sagen sie ab.“
    „Aber was ist mit der Feier?“ Zara sah wieder den König an. „Und was sagen wir dem Volk von Dhahara? Die Menschen haben sich so auf die Hochzeit gefreut. Ich fühle mich furchtbar, weil ich alle enttäusche.“
    Megan beneidete Zara nicht um das Leid und die Sorgen, die sie durchmachte. Aber trotzdem dachte sie, dass sie gerade noch mal davongekommen war.
    „Bist du sicher, dass du wirklich nicht heiraten willst, Zara?“, fragte Rafiq. „Ist es nicht nur ein Streit unter Verliebten?“
    „Ich bin sicher.“ Zara sagte es voller Überzeugung. „Ich will keinen Mann heiraten, der eine andere Frau hat.“
    Megan fühlte Shafirs Blick wie Blei auf sich ruhen. Dann wandte er sich wieder Zara zu. „Vielleicht gibt es gar keine andere Frau, Cousine.“
    „Oh doch.“ Zara war hundertprozentig sicher. „Jacques besucht sie jeden Nachmittag. Wenn er zurückkommt, riecht er nach ihr.“
    Es folgte ein entsetztes Schweigen.
    Megan wurde blass und fühlte, wie sich ihr der Magen umdrehte.
    Jetzt dachten alle, dass Zara von ihr sprach. Aber was sie noch mehr beunruhigte, war der Gedanke, dass vielleicht auch Shafir glaubte, dass sie sich heimlich mit Jacques getroffen hatte.
    Sie wünschte, sie könnte ihm in die Augen blicken und so erfahren, was er dachte.
    Nur mit äußerster Selbstbeherrschung schaffte sie es, nicht aufzuspringen und laut zu schreien: „Ich war es nicht!“ Stattdessen blieb sie ruhig sitzen und sah auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. Sie spürte, was alle dachten, während Zara keine Ahnung zu haben schien.
    „Zara, vielleicht irrst du dich“, sagte Khalid

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