Liebesnacht mit einem Mörder
haben sie immer die Engels-Zwillinge genannt.«
»Wem steht er sonst noch nahe? Mit wem spricht er über sein Privatleben? Über das Leben mit seiner Mutter?«
»Seiner Mutter? Die ist doch letztes Jahr gestorben. Er war total fertig. Sie hatte einen tödlichen Unfall.«
»Er hat Ihnen erzählt, dass Sie einen Unfall hatte?«
»Ja, sie ist in der Badewanne ohnmächtig geworden und ertrunken oder so. Es war einfach schrecklich. Die beiden standen einander wirklich nahe.«
»Hat er mit Ihnen über sie gesprochen?«
»Ja, aufgrund unserer gemeinsamen Arbeit sind wir sehr häufig zusammen. Wir sind Freunde.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich kann einfach nicht glauben, was Sie mir da erzählen.«
»Um Ihrer eigenen Sicherheit willen sollten Sie das aber tun. Wo könnte er hingehen, Yvette? Wenn er Angst hat, nicht in seine Wohnung kann und sich verstecken muss?«
»Ich habe keine Ahnung. Sein Leben hat sich, vor allem, seit seine Mutter tot ist, ausschließlich hier bei Alle schönen Dinge abgespielt. Ich glaube, dass er außer ihr keine Verwandten hat. Sein Vater ist bereits gestorben, als er noch ein Kind war. Er hat mich nicht angerufen. Ich schwöre, dass er mich nicht angerufen hat.«
»Wenn er es tut, möchte ich, dass Sie mich sofort kontaktieren. Spielen Sie keine Spielchen. Treffen Sie ihn nicht allein. Machen Sie nicht auf, wenn er plötzlich bei Ihnen vor der Tür stehen sollte. Er ist lebensgefährlich. Ich muss mir seinen Spind ansehen und auch die anderen Angestellten vernehmen.«
»Okay. Ich werde es arrangieren. Er hat sich nicht seltsam benommen oder so.« Yvette tupfte sich eine Träne aus den Wimpern, als sie sich erhob. »Er hat sich unglaublich auf Weihnachten gefreut. Wissen Sie, er ist ein echter Softie. Und letztes Jahr hat der Tod der Mutter ihm Weihnachten verdorben.«
»Ah ja, dafür holt er dieses Jahr das versäumte Vergnügen doppelt und dreifach nach.« Eve betrat den Pausenraum der Angestellten und streifte den Berater, der sich gerade an einem minzgrünen Vitamintrank gütlich tat, mit einem kurzen Blick.
»Er hat den Code geändert«, stellte Yvette verwundert fest. »Ohne den neuen Code kriege ich das Schloss nicht auf. «
»Wer hat die Leitung über den Salon, wenn er nicht da ist?«
Yvette atmete hörbar aus. »Ich.«
Eve zückte ihre Waffe, legte den Kopf auf die Seite und erklärte: »Damit kriege ich das Schloss auf, aber Sie müssen mir vorher gestatten, mir gewaltsam Zugang zu verschaffen.«
Yvette klimperte unglücklich mit den Augen. »Los.«
»Haben Sie Ihren Recorder eingeschaltet, Peabody?«
»Ja, Madam.«
Eve zielte auf das Schloss, betätigte den Auslöser, und scheppernd fiel der metallene Türbeschlag zu Boden.
»Himmel, Yvette, was soll das?«
»Eine Angelegenheit der Polizei, Stevie«, erklärte sie dem aufgeschreckten Berater. »Du hast um halb zehn deinen nächsten Termin. Am besten gehst du langsam los und bereitest alles vor.«
»Simon wird darüber ganz bestimmt nicht glücklich sein«, murmelte der Mann und verließ kopfschüttelnd den Raum.
Eve trat ein Stück zur Seite, damit Peabody den Schrankinhalt ungehindert filmen konnte, und legte einen Finger auf den Riegel. »Scheiße.« Sie zuckte zurück und steckte sich den Finger in den Mund. »Zu heiß.«
»Hier, versuchen Sie es damit.« Peabody reichte ihr ein ordentlich zusammengefaltetes Taschentuch und sah ihr dabei flüchtig ins Gesicht.
»Danke.« Eve legte das Stofftuch um den Riegel und öffnete die Tür. »Der Weihnachtsmann scheint es ziemlich eilig gehabt zu haben.«
Unter hohen, blank polierten schwarzen Stiefeln lag das rote Kostüm achtlos zusammengeknüllt auf dem Boden. Eve bückte sich, zog eine Dose Seal It aus der Tasche und besprühte sich die Hände. »Wollen wir doch mal gucken, was wir sonst noch alles finden.«
Neben der Kostümierung barg der Schrank zwei Dosen Desinfektionsmittel, eine halbe Packung Kräuterseife, Schutzcreme, ein Ultraschallgerät zur Zerstörung von Bakterien, eine Schachtel mit Tattoo-Farben und -Pinseln sowie diverse Vorlagen für komplizierte Muster.
»Das ist der endgültige Beweis.« Eve zog ein dünnes Blatt mit den stilisierten Worten MEINE GROSSE LIEBE aus dem Stapel hervor.
»Stecken Sie alles ein, Peabody, und lassen Sie es abholen. Ich will, dass das ganze Zeug spätestens in einer Stunde im Labor ist. Ich bin in dem einen Behandlungszimmer und spreche mit dem Personal.«
Etwas Neues brachte sie aus den Angestellten
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