Liebesnacht mit einem Mörder
zurück.
Eve kam zu dem Schluss, dass ihre Assistentin entweder auf einem Brett geschlafen oder aber ihre Uniform noch besser gestärkt hatte also sonst. Peabody wirkte so steif und brüchig wie ein verbrannter Toast.
Aber sie war pünktlich. Sie nickten einander schweigend zu und betraten dann gemeinsam den Salon. Yvette saß bereits hinter ihrer Konsole und glich die Termine des Tages gegeneinander ab.
»Allmählich entwickeln Sie sich zur Stammkundin«, begrüßte sie Eve. »Sie sollten sich wirklich einmal eine Maniküre oder Ähnliches machen lassen.«
»Ist einer der Behandlungsräume frei?«
»Sogar mehrere, aber bis zwei sind sämtliche Berater ausgebucht.«
»Machen Sie eine kurze Pause, Yvette.«
»Wie bitte?«
»Machen Sie mal eine kurze Pause. Ich muss mit Ihnen reden. Dazu nehmen wir am besten eins der leeren Zimmer. «
»Ich habe wirklich alle Hände voll zu tun.«
»Hier oder auf der Wache. Gehen wir.«
»Himmel.« Schnaubend stand Yvette von ihrem Hocker auf. »Dann lassen Sie mich wenigstens den Droiden hinstellen. Wir setzen die Droiden nur sehr ungern ein. Sie sind weniger persönlich als menschliches Personal.«
Sie verschwand um die Ecke, öffnete einen hohen Schrank, und zum Vorschein kam eine wunderhübsch frisierte, perfekt geschminkte Gestalt, deren eleganter pastellfarbener Catsuit ihre golden schimmernde Haut und die leuchtend roten Haare vorteilhaft betonte. Als Yvette ein paar Knöpfe drückte, öffnete die Droidin große, babyblaue Augen, blinzelte mit ihren dichten, schweren Wimpern und fragte lächelnd: »Kann ich etwas für Sie tun?«
»Setz dich hinter den Empfangstisch.«
»Mit Vergnügen. Sie sehen heute wieder mal fantastisch aus.«
»Genau.« Genervt wandte Yvette sich ab. »Das würde sie selbst dann noch sagen, wenn ich ein Gesicht voller Warzen hätte. Das ist das Problem mit den Droiden. Ich hoffe, es wird nicht allzu lange dauern«, fügte sie hinzu und stakste auf ihren hochhackigen Schuhen in Richtung eines rückwärtig gelegenen Raums. »Simon mag es nicht, wenn wir außer zu den festgelegten Pausen unseren Arbeitsplatz verlassen.«
»Er wird Ihnen deshalb keine Schwierigkeiten machen.« Eve betrat das Behandlungszimmer, das sie unweigerlich ans Leichenschauhaus denken ließ, und fragte: »Wann haben Sie zum letzten Mal mit Simon gesprochen?«
»Gestern.« Da sie einmal hier war, griff sich Yvette einen Massagehandschuh, streifte sich ihn über und schaltete ihn ein. Mit einem leisen Summen glitt er über ihren schlanken Nacken und ihre wohlgeformten Schultern, während sie erklärte: »Er hatte um vier noch eine Brustbehandlung, die bis sechs gedauert hat. Falls Sie ihn brauchen, er müsste jeden Augenblick erscheinen. Eigentlich sollte er längst da sein. Am Tag vor Weihnachten bekommen wir nämlich vor lauter Arbeit kaum Luft.«
»Ich an Ihrer Stelle würde heute nicht mehr mit ihm rechnen.«
Yvette blinzelte, und der Massagehandschuh fing, als sie die Hand zurückriss, an zu stottern. »Ist etwas nicht mit ihm in Ordnung? Hatte er einen Unfall?«
»Etwas ist ganz sicher nicht mit ihm in Ordnung, aber nein, er hatte keinen Unfall. Er hat gestern Abend Piper Hoffman überfallen.«
»Überfallen? Simon?« Yvette begann zu lachen. »Wer hat Ihnen denn diesen Bären aufgebunden, Lieutenant?«
»Er hat vier Menschen vergewaltigt und ermordet, und beinahe hätte er auch Piper gestern Abend umgebracht. Jetzt ist er untergetaucht. Wo könnte er sein?«
»Sie irren sich.« Yvette riss sich den Handschuh von der zitternden Hand. »Sie müssen sich ganz einfach irren. Simon ist ein sanfter, süßer Mensch. Er wäre niemals in der Lage, einem anderen wehzutun.«
»Wie lange kennen Sie ihn schon?«
»Ich – seit zwei Jahren, seit er den Laden übernommen hat. Wie gesagt, Sie müssen sich irren.« Yvette presste die Hände an die Wangen. »Piper? Sie sagen, Piper ist überfallen worden? Wie schwer ist sie verletzt? Wo ist sie?«
»Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und liegt im Koma. Simon wurde gestört, bevor er sein Werk vollenden konnte, und ist seither auf der Flucht. Er war noch mal in seiner Wohnung, aber dort haben wir ihn nicht mehr erwischt. Wo könnte er sein?«
»Ich weiß nicht. Ich kann es nicht glauben. Sind Sie sich wirklich sicher?«
Eve musterte sie ausdruckslos. »Wir sind uns völlig sicher. «
»Aber er hat Piper angebetet. Er war ihr Berater, ihrer und auch der von Rudy. Er hat sich stets persönlich um die beiden gekümmert. Wir
Weitere Kostenlose Bücher