Liebesnacht mit einem Mörder
verbeugte.
»Ich wollte, dass Sie die Rohfassung als Erster hören«, sagte sie zu Roarke.
»Klingt wirklich chartverdächtig.«
»Ehrlich?« Glücklich stürzte Mavis auf ihn zu, schlang ihm die Arme um den Hals und zog ihn eng an ihre Brust. »Ich kann einfach nicht glauben, dass das alles wahr ist. Dass ausgerechnet ich eine CD für die wichtigste Musikfirma auf Erden zusammenschneiden soll.«
»Mit Ihnen werde ich jede Menge Geld verdienen.« Er küsste sie freundlich auf die Stirn.
»Ich werde mir alle Mühe geben. Ich werde mir wirklich alle Mühe geben.« Als sie Eve erblickte, begann Mavis noch breiter zu grinsen. »He! Hast du was von der Scheibe mitgekriegt?«
»Das Ende. Es war wirklich super.« Und da sie mit Mavis sprach, meinte sie es sogar ernst. »Feeney, bist du mit von der Partie?«
»Und zwar ganz offiziell. McNab führt bereits sein Bewerbungsgespräch bei Personally Yours. Wir haben ihn als Computerfachmann in einem von Roarkes Unternehmen ausgegeben. Die Daten wurden entsprechend geändert, und er hat sogar einen neuen Pass.«
»In einem von Roarkes Unternehmen?«
»Das erschien uns logisch«, erklärte Feeney grinsend. »Wenn man solche Möglichkeiten hat, sollte man sie schließlich nutzen. Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen, Junge.«
»Nicht der Rede wert«, antwortete Roarke bescheiden und wandte sich zwinkernd an seine Gattin. »Da ihr etwas in Eile seid, haben wir versucht, das Ganze möglichst schnell und einfach hinzubasteln. Peabody gibt sich als Sicherheitschefin in einem meiner Gebäude aus. Feeney dachte, es wäre am besten, wenn die Angaben der Wahrheit möglichst nahe kommen.«
»Was sonst?« Trotzdem nickte sie anerkennend, wenn auch widerstrebend. »Nicht übel. Schließlich gehört dir die halbe Stadt, sodass niemand die Angaben in Frage stellen oder, wenn doch, irgendwelche Unstimmigkeiten in den Personalakten der beiden finden wird.«
»Genau.«
»Wo ist Peabody überhaupt?«
»Trina ist in Kürze mit ihr fertig.«
»Ich brauche sie sofort. Sie soll rüberkommen, sich über ihre neue Identität aufklären lassen und schauen, dass sie endlich in die Startlöcher kommt. Himmel, sie hat doch auch schon vorher nicht übel ausgesehen. Wie lange kann es also dauern, sie ein bisschen aufzupeppen und ihr normale Kleider anzuziehen?«
»Trina hatte ein paar phantastische Ideen«, versicherte ihr Mavis derart enthusiastisch, dass Eve das Blut in den Adern gefror. »Wartet nur, bis ihr sie seht. O ja, Trina möchte dich vor eurer Party noch mal sehen. Schließlich haben wir Weihnachten, da solltest auch du was aus dir machen.«
Eve entfuhr ein leises Knurren. Sie hatte nicht die Absicht, jetzt oder irgendwann etwas aus sich zu machen.
»Sicher, natürlich. Wo zum Teufel…« Als sie die beiden kommen hörte, brach sie ab, blickte in Richtung Tür, blinzelte. Und rang erstickt nach Luft.
»Ich muss sagen«, verkündete Trina mit zufriedener Stimme, »ich bin wirklich gut.«
Peabody schnaubte, errötete und verzog den Mund zu einem zögerlichen Lächeln. »Okay, meinen Sie, dass ich den Test bestehe?«
Ihr für gewöhnlich allzu strenger Bubikopf lag weich und schimmernd wie ein dunkler Heiligenschein um ihr dezent geschminktes Gesicht. Die Form und Größe ihrer Augen sowie die Fülle ihrer Lippen wurden durch ein paar dunkle Farben beziehungsweise ein weiches Korallenrosa vorteilhaft betont.
Ihr in der Uniform etwas gedrungener Körper bekam in dem knöchellangen, dunkelgrünen Kleid üppigere, deutlich weiblichere Formen. Um den Hals trug sie mehrere, mit künstlichen Steinen besetzte Ketten, und über ihrem linken Busen blitzte die zarte Tätowierung einer Elfe mit schmalen, goldenen Flügeln.
Peabody hatte diese Tätowierung persönlich ausgesucht und hatte, ohne zu zucken, ihre Brust umfassen lassen, als Trina das kleine Bildchen aufgetragen hatte. Bis dahin hatte sie längst angefangen, die Verwandlung zu genießen, die an ihr vorgenommen worden war.
Nun jedoch, als ihre Chefin sie mit Kulleraugen ansah, trat sie unbehaglich von einem hohen goldenen Absatz auf den anderen und fragte schüchtern: »Meinen Sie, der Aufzug ist verkehrt?«
»Sie sehen auf gar keinen Fall mehr wie eine Polizistin aus«, antwortete Eve nüchtern.
»Sie sehen phantastisch aus«, erklärte Roarke, trat auf Peabody zu und ergriff ihre Hände. »Einfach phänomenal.«
Er küsste ihre Fingerspitzen, und Peabodys Herzschlag setzte prompt aus.
»Ja, tatsächlich?
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