Liebesnacht mit einem Mörder
worden war. »Sie denken, ich könnte ein potenzielles Opfer sein?«
»Ich denke, jeder, der sich in der Datenbank von Personally Yours befindet, könnte ein potenzielles Opfer sein. Augenblicklich konzentriere ich mich auf die Partnerlisten der bisherigen Opfer. Ich kann Ihnen nur raten, niemanden, den Sie nicht kennen, in die Wohnung zu lassen. Wirklich niemanden.« Sie atmete tief durch. »Er verkleidet sich als Weihnachtsmann und hat eine große, hübsch eingepackte Schachtel in der Hand.«
»Was?« Er stellte das Glas, das er gerade angehoben hatte, klirrend auf den Tisch. »Ist das ein Witz?«
»Drei Menschen sind tot. Das ist nicht besonders witzig. Er bringt sie dazu, ihn hereinzulassen, betäubt sie, fesselt sie und bringt sie schließlich um.«
»Himmel.« Er fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Das ist ja unglaublich.«
»Wenn dieser Typ zu Ihnen an die Tür kommt, machen Sie nicht auf, sondern rufen Sie mich an. Versuchen Sie ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Wenn das nicht gelingt, lassen Sie ihn gehen. Machen Sie unter keinen Umständen die Tür auf. Er ist wirklich clever, und er bringt den Tod.«
»Ich mache ganz bestimmt nicht auf. Die Frau, mit der ich ausgegangen bin – die Frau von der Vermittlungsagentur –, ihr muss ich es sagen.«
»Ich habe die Liste Ihrer Partnerinnen und gebe ihr Bescheid. Die Medien dürfen unter keinen Umständen etwas von dem Kostüm erfahren.«
»Mir wäre es ebenfalls sehr recht, wenn die Medien nichts von dem einsamen Callboy erfahren würden, vielen Dank.« Er verzog elend das Gesicht. »Können Sie sie möglichst auf der Stelle warnen? Ihr Name ist Darla McMullen. Sie lebt allein, und sie ist ziemlich… naiv. Wenn der Weihnachtsmann vor ihrer Tür erschiene, würde sie ihn reinbitten und ihm Milch und Plätzchen anbieten.«
»Klingt, als wäre sie eine wirklich nette Frau.«
»Ja.« Seine Miene war wie versteinert. »Das ist sie.«
»Ich werde mit ihr sprechen.« Eve stand auf. »Eventuell sollten Sie sich mal bei ihr melden.«
»Das hätte keinen Zweck.« Er erhob sich ebenfalls und zwang sich zu einem Lächeln. »Aber lassen Sie es mich wissen, wenn Sie Roarke den Laufpass geben, Lieutenant Dallas. Mein Angebot bleibt weiterhin bestehen.«
Das Herz, dachte Eve während der Fahrt nach Hause, war ein seltsames und häufig überfordertes Organ. Es fiel ihr schwer, den weltgewandten, eloquenten Callboy mit der ruhigen, intellektuellen Frau in Verbindung zu bringen, bei der sie gerade vorstellig geworden war. Aber, wenn ihr Instinkt nicht völlig trog, waren Darla McMullen und Charles Monroe ein bisschen ineinander verliebt.
Nur wussten sie offenbar beide nicht, wie sie auf dieses Gefühl reagieren sollten.
In dieser Beziehung hatten sie ihr volles Mitgefühl. Oft genug fragte sie sich, was sie mit den geradezu magischen Gefühlen anstellen sollte, die ihr eigener Gatte in ihr wachrief.
Auf ihrem Heimweg machte sie noch drei Abstecher, sprach mit Leuten von den Listen und gab ihnen das von ihrem Commander gebilligte Faltblatt mit einer grundlegenden Warnung und den Verhaltensregeln zum Schutz vor dem Täter.
Wenn Donnie Ray gewarnt gewesen wäre, dachte sie, würde er vielleicht noch leben.
Wer wäre der oder die Nächste? Jemand, mit dem sie gesprochen hatte, oder jemand, von dem sie noch nichts wusste? Von diesem Gedanken getrieben, trat sie das Gaspedal bis zum Anschlag durch und schoss die Einfahrt hinaus in Richtung Haus. Peabody und McNab sollten noch vor Ende dieses Tages bei Personally Yours vorsprechen und ihr Profil erstellen lassen.
Vor dem Haus stand Feeneys Wagen. Der Anblick rief die Hoffnung in ihr wach, dass sie mit ihrer Bitte, ihn zugeteilt zu bekommen, auf offene Ohren gestoßen war. Mit Feeney und McNab als elektronischen Ermittlern wäre sie selbst frei für die Straße.
Sie marschierte direkt in ihr Büro und zuckte schmerzlich, als sie den Lärm im Korridor vernahm.
Mavis spielte einen ihrer Videoclips und sang aus voller Kehle mit. Der Text, den sie kreischte, hatte etwas damit zu tun, dass sie sich aus lauter Liebe die Seele aus dem Leib riss oder so. Feeney saß nachdenklich und leicht verzweifelt hinter dem Schreibtisch der Kollegin, und Roarke stand hinter einem Stuhl.
Da sie wusste, dass die Chance, sie über diesen Lärm hinweg zu verstehen, so gut wie null war, wartete Eve ungeduldig, bis der letzte Ton verklang und sich Mavis mit vor Anstrengung und Freude roten Wangen kichernd vor ihrem Publikum
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