Liebesnaechte im Palast
miteinander erlebt hatten, etwas absolut Seltenes war. Selbst wenn sie für den Rest ihres Lebens mit der Erinnerung auskommen musste, hätte sie auf diese Erfahrung nicht verzichten mögen.
Anschließend, als er sie in den Armen gehalten hatte, hatte er gefragt: „Caroline, warum hast du mir das nicht gesagt?"
„Hätte das etwas geändert?"
Darauf erwiderte er nichts. „Wie kommt es, dass du noch Jungfrau bist?"
„Wieso nicht?"
„Aber du bist doch ... zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig?"
„Ich werde in ein paar Wochen dreiundzwanzig", erwiderte sie.
Er strich ihr über die Stirn und beobachtete, wie eine krause Strähne sich um seinen Finger kringelte. „Warum hattest du keinen Liebhaber?"
Sie zuckte mit den Schultern. „Reiner Selbstschutz, Kaifar. Als ich sechzehn Jahre alt war, habe ich mich entschieden, mich nicht in flüchtige Abenteuer zu stürzen."
„Und warum hat sich das jetzt geändert?"
Die Frage konnte sie ihm nicht beantworten, außer sie sagte ihm die Wahrheit. Ihre Einstellung hatte sie nicht geändert. Für sie war es kein flüchtiges Abenteuer. Sie hatte sich in ihn verliebt und mit ihm geschlafen, weil sie ihn liebte. So wie sie es sich damals vorgenommen hatte ... erst dann mit einem Mann zu schlafen, wenn sie so sehr in ihn verliebt war, dass sie auch den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte.
Sie lächelte. „Irgendwann, wenn du die Antwort auf die Fragen wirklich hören willst, werde ich es dir sagen."
Ein Schatten huschte über sein Gesicht. Stumm zog er sie in die Arme, und ein paar Minuten später war sie eingeschlafen.
Caroline hörte im Nebenzimmer das leise Klirren von Porzellan und Besteck und stand auf. Als sie merkte, dass sie nackt war, stieg ihr die Hitze in die Wangen. Lächelnd griff sie nach ihrem Bikini und dem Sommerkleid, das jetzt sorgfältig geglättet über einem antiken Sessel lag.
Bisher war ihr die Schönheit des Raumes nicht bewusst gewesen, doch als sie sich jetzt umsah, stockte ihr fast der Atem. Er wirkte wie eine Kulisse für Tausendundeine Nacht, mit den weißen stuckverzierten Wänden, den Bleiglasfenstern und den Schnitzereien an zahlreichen Türbögen und Nischen. Geräumig, hell, mit Statuen dekoriert, Gemälden und Seidenteppichen ausgestattet. Um das Bett war ein golddurchwirkter Vorhang drapiert.
Wo um alles in der Welt war sie bloß? Sie hatte gedacht, es sei Kaifars Appartement oder sein Haus, aber solch einen herrlichen Besitz konnte er unmöglich haben. Oder sollte er ihn von seinem Vater geerbt haben?
Eine der Türen führte ins Bad, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Caroline hatte einen so makellosen Marmor noch nie gesehen, auch nicht einen so großen Raum, der nur der Körperpflege diente. Die „Badewanne" war ein kleiner Swimmingpool, mit Stufen an den Seiten und groß genug für zwanzig Personen. Längs der Wand befanden sich vergoldete luxuriöse Duschen. Es gab mehrere Spiegel und Stapel flauschiger weißer Handtücher.
Als sie fertig war und aus dem Bad zurückkam, war der Duft nach Essen stärker als zuvor. Caroline öffnete die Tür, die zum Flur führte, und ging hinüber zu dem Raum, in dem sie am ersten Abend mit Kaifar gegessen hatte. Durch den Türbogen blickte sie auf schwarze und weiße Marmorfliesen, seidenbezogene Sofas und Sessel und kostbare Teppiche. Kaifars Vater musste ein wirklich bedeutender Mann gewesen sein.
Ein Mann in weißem Hemd und weißer Hose hatte gerade an einem der Fenster mit Ausblick in den Garten den Tisch gedeckt. Draußen hüllte das Licht des Sonnenuntergangs alles in Goldtöne. Der Mann bemerkte Carolines Kommen, obwohl sie barfuss lief. „Salaam, Madame", sagte er und verneigte sich höflich. Er fügte noch etwas hinzu, aber das verstand sie nicht.
„Salaam", antwortete sie.
„Bitte", betonte er und bedeutete ihr mit Zeichensprache, dass sie sich auf die Kissen um den niedrigen Tisch setzen solle, an dem sie und Kaifar vor einer halben Ewigkeit gesessen hatten. Jetzt stand dort ein Tablett mit Getränken und verschiedenen Leckereien. Caroline nahm Platz und bediente sich.
„Wo ist Kaifar?" fragte sie und aß einen der köstlich gewürzten Bissen.
Der Mann bekam große Augen. „Kaifar?"
„Der ..." Wie sollte sie ihn beschreiben? Der Mann, der mich hergebracht hat? Der Besitzer dieses Hauses? Gehörte ihm das Haus?
„Madame mak Wahin?" radebrechte er und bedachte sie erneut mit einem geflissentlichen Lächeln.
Es dauerte einen Moment, ehe ihr klar wurde,
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