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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an«, sagte Karpuschin, nachdem er sich mit drei Tassen Tee, in die er Wodka schüttete, beruhigt hatte, »daß Ihre Barakowa auf dem Weg nach Kusmowka oder zum Lager von Semjonow überwältigt wurde.«
    »Das wäre schrecklich«, sagte Jefimow dumpf. Mein armes Vögelchen, dachte er. Mein süßes schwarzes Adlerchen. Im Frühling wollten wir heiraten … Ich hätte es dir bei der Feier von Väterchen Frost gesagt.
    »Er hat sie also überwältigt«, fuhr Karpuschin ungerührt fort. »Er hat sie getötet …«
    »Nein!« schrie Jefimow auf.
    »Doch! Oder glauben Sie, ein Mann wie dieser Semjonow, ein solch eiskalter Hund, der von Moskau aus ›Yes, boys‹ in die Luft funkt, setzt Ihre Ludmilla in den Schnee, streichelt ihr den kalten Popo und sagt: ›Mein kleines, zitterndes Hühnchen, nun wirst du ein wenig mit den Zähnchen klappern. Verzeih mir und Gott befohlen.‹ Nein! Er knallt sie ab! Welche Waffe trug die Genossin Barakowa?«
    »Eine Nagan«, sagte Jefimow tonlos. Er sah den schrecklichen Semjonow vor sich, wie er Ludmilla aus dem Jeep zerrte, an einen Schneehaufen stellte und sie mit einem breiten, sadistischen Lächeln erschoß. Mitten hinein in das ängstliche, süße Gesichtchen, zwischen die etwas schrägen schwarzen Kohlenaugen. Ein rundes Loch mit blutigem Rand.
    Jefimow stöhnte und stützte den Kopf in beide Hände.
    »Ein gutes, sicheres Ding, so eine Nagan!« sagte Karpuschin. Es war fast schon Sadismus, wie er es sagte. »Sie liegt also da. Was macht er weiter? Na, was würden Sie tun, Genosse Maxim Sergejewitsch?«
    »Ich weiß es nicht, Genosse Oberst«, stotterte Jefimow. Daß Karpuschin es als sicher ansah, daß Semjonow Ludmilla getötet hatte, machte ihn völlig kopflos. Jetzt erst merkte er, wie sehr er Ludmilla Barakowa geliebt hatte und welch ein Feigling er gewesen war, es ihr nicht zu sagen. Es wäre sonst alles ganz anders geworden. Alles!
    »Er verscharrt die Leiche! Logisch! Irgendwo abseits der Straße im Schnee. Dort wird sie steif wie eine Gefriergans. Es ist sinnlos, nach ihr zu suchen. Im Frühling, wenn das Eis schmilzt, werden wir sie finden.« Karpuschin liebte es, seine Theorien mit dramatischen Akzenten zu würzen. Er sprang auf und trat an die Karte des Gebietes Krasnojarsk, die an der Längswand des Zimmers klebte. »Nun ist Semjonow allein! Er hat einen Jeep, eine Nagan, Benzin für ein paar Werst, aber sonst nichts! Er wird sich also erst einmal für eine lange Reise versorgen. Ich nehme an, daß er Rubel genug in der Tasche hatte, um einzukaufen. Und wenn er ein kluger Mann ist – und das ist dieser Satan! –, fährt er nicht nach Westen, sondern nach Süden oder Osten. Und da ein Jeep überall auffällt, wird er versuchen, ihn umzutauschen. Es gibt ehrlose Genossen genug, die solche verwerflichen Geschäfte machen. Forschen wir also nach: Wo hat Semjonow eingekauft und wo ist der Jeep?« Karpuschin blickte auf den Stadtsowjet von Kusmowka und auf den völlig gebrochenen Jefimow. »Das ist Logik, Genossen! So arbeitet man systematisch! Es ist zum Kotzen, wie wenig heute noch logisches Denken verbreitet ist!«
    Oberst Karpuschin behielt, wie immer, völlig recht.
    Nach zwei Stunden schleppten zwei Milizsoldaten den jammernden Warenhausbesitzer Jassenski ins Stadthaus und führten ihn zu Karpuschin.
    »Aha!« brüllte der Oberst und nahm seinen Kneifer ab. »Das erste Schwein! Der amerikanische Spion hat also bei dir eingekauft?«
    »Ich bitte um Verzeihung, Genossen!« Jassenski hob beide Hände. »Ich bin Kaufmann, ich habe ein staatlich konzessioniertes Kaufhaus, das einzige in der Stadt! Meine Aufgabe ist es, Umsätze zu machen, zu verkaufen, die Ware unter die Genossen zu bringen, zum Wohle des Aufstiegs, der Produktionssteigerung und des gehobenen Lebensstandards. Ich frage nicht, wer kauft, sondern freue mich über die Rubelchen, die in der Kasse klingeln. Natürlich fiel mir auf, als die beiden für zusammen zwölfhundert Rubel einkauften, aber ich dachte: Da haben die beiden Genossen einmal ein gutes Geschäftchen gemacht. Zobelfelle oder sonst etwas, was Geld einbringt. Und nun kommen sie zu Jassenski und stärken die Wirtschaft. Brave Leutchen …«
    »Moment! Moment!« Oberst Karpuschin setzte mit einem Ruck seinen Kneifer wieder auf die Nase. Selbst der an Herzweh leidende Jefimow sah verblüfft auf. »Sie reden da immer von zwei Genossen! Einer war es! Ein großer Mann mit kurzen blonden Haaren …«
    »Natürlich! Das war einer!« Jassenski rang die

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