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Liebesnächte in der Taiga

Liebesnächte in der Taiga

Titel: Liebesnächte in der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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CIA. Er fuhr mit der Absicht nach Bad Godesberg, nicht nur auf den Tisch zu schlagen, sondern die Kollegen in den warmen, gläsernen Büros des Hochhauses am Rhein ausgewachsene Büffel zu nennen.
    Was sich hinter dem Rücken Major Bradcocks abgespielt hatte, empfand er als eine komplette Schweinerei. Gut, man muß zugeben, daß sich Franz Heller als eine völlige Niete erwiesen hatte, daß sein Verrat am CIA alles andere als fair gewesen war und daß seine Begründung, er liebe ein Mädchen, so saudumm klang, daß niemand sie ihm abnahm … Aber daß man ihn dann mit eiskalter Überlegung dem russischen KGB auslieferte, gewissermaßen als Rache einer enttäuschten Jungfer, das begriff Bradcock trotz aller Intelligenz nicht mehr.
    Das sagte er auch seinem Vorgesetzten, dem Oberstleutnant Mike Wilson, als er ihm gegenüberstand. Wilson hörte sich die Vorwürfe an, dann steckte er sich eine Zigarette zwischen die Lippen und wedelte mit der Hand durch die Luft.
    »Ausgetobt, James?« fragte er gemütlich. »Nun hör mich einmal an. Erstens kam der Befehl aus Washington, zweitens kam der Abfall Hellers gerade richtig, denn die Jagd auf ihn machte die Kerle im KGB und GRU blind wie geile Hunde, und wir konnten vier Agenten mit dem Fallschirm absetzen und drei mit einem Boot von Japan aus landen. Außerdem liegen uns neueste U-2-Aufnahmen vor, die beweisen, daß im Gebiet von Komssa keinerlei Raketenstationen sind, sondern nur Attrappen, um uns von den wirklichen Basen abzulenken.«
    »Und Alajew ging ebenfalls dabei hoch!«
    »Das ist eine Nebenerscheinung«, sagte Wilson kalt. »Du wirst im nächsten Monat nach Moskau reisen, als Kurier der Botschaft, und dich mit Dimitri treffen, östlich Orenburg soll eine neue Weltraumraketenbasis gebaut werden. Dort ziehen wir ein neues Netz auf. Heller interessiert uns nicht mehr.«
    »Aber mich! Er war mein Freund!« rief Major Bradcock. »Wir haben zusammen in Alaska …«
    »Aber James!« Oberstleutnant Wilson hielt Bradcock die Zigarettenschachtel hin. »Nimm dir eine, rauch! Willst du einen Whisky? Soll ich dir für heute abend eine süße Maus besorgen? Wir haben ganz tolle Pussis bekommen, Sekretärinnen aus den Südstaaten. Du kannst von mir alles haben, nur keine Sentimentalitäten!« Wilson ließ das Feuerzeug aufschnappen, aber da Bradcock nicht rauchen wollte, drückte er den Deckel wieder zu. »Denk daran, was man uns sagte: keine Gefühle! Nur das Ziel vor Augen! Gut, ihr habt in Alaska sechs Wochen zusammen gehungert und euch Raupen und Regenwürmer gebraten. Das gehörte zur Ausbildung. Aber hier geht es um andere Dinge als um Erinnerungen. James, die Roten haben Raketen, die New York erreichen! Sie haben Dinger, mit denen sie über den Pol feuern können! Und da geht so ein Bursche wie dieser Heller hin, legt sich mit einer Russenmaus ins Bett, und die Kleine legt ihm ein Tempo vor, daß er sich seinen Verstand wegbraten läßt und uns meldet: Leckt mich! Ich bleibe in der Taiga! James, alter Junge, wach doch auf, sieh doch ein, daß dies eine riesige Schweinerei war von diesem Heller. Da gibt es nur eins: K.o.-Schlag für den Jungen, und zwar so, daß er nicht wieder hochkommt! Ist das klar, James?«
    Major Bradcock nickte langsam. Er sah es nicht ein, aber es war sinnlos, mit Mike Wilson zu streiten. Er hatte eine Seele aus Stahl, und wo bei anderen das Herz ist, war ein Computer, der Fakten ausspuckte und nüchterne Erfolgszahlen.
    »Soll Pussi blond oder braun sein?« fragte Wilson gemütlich. »Um 20 Uhr im Klub, okay, James?«
    »Nein, Mike.« Bradcock erhob sich. »Ich fahre zu meinem Bauernhaus zurück. Ich erwarte die neuen Codes und neuen Frequenzen. Ich will allein sein.«
    »Doch 'n Moralischen?« Oberstleutnant Mike Wilson stand ebenfalls auf. »Soviel ich weiß, haben sie ihn ja noch nicht erwischt. Der Bursche schnürt durchs Land wie ein Wolf.«
    Bradcock nickte. »Nach den neuesten Berichten ist er spurlos verschwunden. Man ist im KGB sehr aufgeregt.« Bradcock ging zur Tür, aber bevor er sie öffnete, wandte er sich noch einmal um. »Was machst du mit ihm, wenn er durchkommt?«
    »Was heißt hier durchkommt?«
    »Wenn es ihm gelingt, Rußland zu verlassen?«
    »Glaubst du das wirklich?« fragte Wilson zurück.
    »Ja. Ich kenne Heller. Er war der Zäheste im ganzen Lehrgang. Wenn die anderen schlappmachten und auf der Schnauze lagen, marschierte er weiter wie ein Panzer. Er hat als einziger die Dschungel durchquert. Die anderen lagen wie

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