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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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Kultur und Sprache in Verruf zu bringen und alles lächerlich zu machen, was den Leuten hier wichtig ist«, griff er mich direkt an.
    Grindler schritt ein. »Liebe Zuhörer, Sie bemerken, dass es hier heftig zur Sache geht und …« Doch das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen! Ich sollte unsere Kultur in Verruf bringen? Tickte der Mann noch richtig?
    »Moooment. Tut mir leid, Herr Grindler, wenn ich Sie unterbreche, aber das geht ja jetzt ein wenig zu weit hier. Ich liebe meine Heimat, und ich bin stolz auf unsere Kultur!«, stellte ich unmissverständlich klar.
    »Wenn Sie das tatsächlich wären, dann würden Sie keine solchen abstrusen Behauptungen aufstellen«, giftete Huber mich an.
    »Ich weiß nicht, warum Sie sich so aufmandln, Sie aufgeblasener Gschaftlhuaba Sie, aber das lass ich mir von Ihnen nicht gefallen!« Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten.
    »Sie ausgstopfte Mamsen möchten sich doch nur wichtig machen! Leute wie Sie tun ja wirklich alles, um mal in die Zeitung zu kommen. Dafür unterstellen Sie den Menschen sogar, dass sie keine Ahnung von der Liebe hätten! Sie sind eine Schande für Bayern!« Er sprang auf und zog seinen Kopfhörer herunter.
    »Was? Hören Sie überhaupt zu, was ich sage, Sie Moosbummerl? Ich habe nie gesagt, dass die Bayern keine Ahnung von der Liebe haben, sondern nur, dass es keinen bairischen Ausdruck dafür gibt. Und wenn Sie als selbst ernannter Guru bairischer Sprachkultur es nicht schaffen, mir wenigstens ein gutes Beispiel zu nennen, um mich vom Gegenteil zu überzeugen, sondern mich nur grundlos beschimpfen, dann werde ich meine Behauptung auch nicht zurücknehmen!«
    Auch ich riss den Kopfhörer herunter, und wir beide standen uns wie erbitterte Kampfhähne gegenüber.
    Grindler legte rasch ein weiteres Lied auf: »Dieser Weg wird kein leichter sein.« An eine Fortsetzung des Gesprächs war natürlich nicht mehr zu denken. Es war das erste Mal in der Geschichte des Senders, dass die Studiogäste während einer Livesendung zerstritten das Studio verließen. Grindler rettete den Abend professionell mithilfe der Anrufe von zahlreichen Zuhörern, die zum Thema Liebe auf Bairisch ebenfalls eine Meinung hatten.

Kapitel 5
    Ich lief lange durch die kleinen Gassen Passaus und zerbrach mir den Kopf darüber, warum dieser Karl Huber so aggressiv auf mich reagiert hatte. Klar, ich hatte eine andere Meinung als er, aber wir hätten doch wenigstens einigermaßen gesittet darüber diskutieren können. Ich machte mir auch Vorwürfe, weil ich trotz seiner unhöflichen Art nicht sachlich geblieben war. Aber dieser Mann hatte etwas an sich, das mich richtig in Rage brachte.
    Vergeblich versuchte ich, Claudia am Handy zu erreichen. Wo war sie denn nur? Sie würde sich über meinen verpatzten Radioauftritt bestimmt amüsieren und mich aufmuntern. Darüber, was Michi, Matthias und vor allem mein Vater dazu sagen würden, mochte ich lieber nicht nachdenken.
    Ich überlegte, auf ein Glas Wein ins Simone zu gehen. Vielleicht wäre ja Claudia dort. Andererseits war der Tag aufregend genug gewesen, und ich brauchte endlich mal wieder eine Mütze Schlaf. So beschloss ich, nach Hause zu fahren.
    Ich lag in meinem Bett und versuchte einzuschlafen. Tausend Gedanken kreisten in meinem Kopf, und obwohl ich völlig erledigt war, kam ich einfach nicht zur Ruhe. Da tat ich etwas, was ich schon seit meiner Kindheit nicht mehr gemacht hatte. Ich stand auf und ging ins Haupthaus. Dort schlief unser Kater Fritzi gemütlich auf der Eckbank im Esszimmer. Ich schnalzte mit der Zunge und lockte ihn. Er war sofort wach und lief schnurrend und mit erhobenem Schwanz auf mich zu. Ich hob den kleinen schwarzen Kerl hoch und ging mit ihm zurück in mein Schlafzimmer.
    »So, Fritzi, du darfst heute bei mir kuscheln, mein kleiner süßer Kater«, flötete ich in der speziellen Tonlage, in der man auch mit Babys und Kleinkindern sprach. Wobei das Wort »klein« auf Fritzi nicht so ganz zutraf. Er war ein ausgesprochen wuchtiges Exemplar seiner Gattung und schleifte beim Laufen seinen dicken Bauch fast am Boden. Sanft kraulte ich ihn hinter den Ohren. Fritzi schien sein Glück kaum zu fassen, denn normalerweise waren die Schlafräume für unsere Katzen absolutes Sperrgebiet. Aber heute wollte ich nicht alleine sein. Und wenn schon kein zweibeiniges Wesen mein Bett mit mir teilte, dann wenigstens ein vierbeiniges.
    Ich deckte mich zu und zog Fritzi ganz nah zu mir. Geschäftig putzte er mit seiner rauen

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