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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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in die große Wohnküche kam, um mir Kaffee zu machen, sah ich überrascht, dass Vater noch da war. Normalerweise war er um diese Zeit schon draußen, denn irgendetwas gab es auf einem Hof immer zu tun.
    Er stand am Herd und erhitzte Milch in einem Topf. Natürlich frische Milch von unseren eigenen Kühen! Der Tisch war hübsch gedeckt. Vater hatte sogar das besondere Geschirr mit den blauen Punkten aus der Vitrine geholt, das sich meine Eltern zu ihrer Hochzeit extra hatten anfertigen lassen. Normalerweise kam es nur an Feiertagen zum Einsatz. Der Anblick des liebevoll gedeckten Frühstückstischs rührte mich. Für meinen Vater war offenbar heute ein besonderer Tag.
    »Guten Morgen, Papa«, begrüßte ich ihn. Er war immer noch ein sehr fescher Mann mit seinen achtundfünfzig Jahren, das volle braune Haar kaum ergraut. Sein schlanker Körper war von der vielen Arbeit beneidenswert in Schuss.
    Einmal mehr fragte ich mich, warum er noch nicht mal jetzt, so viele Jahre nach dem Tod meiner Mutter, eine neue Partnerin hatte. Dabei hatte es ihm sicher nicht an Gelegenheiten gemangelt. Bertl Koller war eindeutig einer der begehrtesten Alleinstehenden in unserem kleinen Ort. Doch er selbst nahm das kaum zur Kenntnis.
    Eine der wenigen Frauen, mit denen er einen freundschaftlichen Kontakt pflegte, war unsere Nachbarin Julia. Sie war auch die Einzige, der mein Vater mich als Kind anvertraut hatte, wenn er einmal wegmusste. Ich mochte Julia sehr gerne. Sie war eine unglaublich warmherzige Frau, die ich um ihr Schicksal nicht beneidete. Seit zehn Jahren pflegte sie klaglos ihren Mann Hans, der nach einem Schlaganfall ans Bett gefesselt war, und bewirtschaftete alleine den kleinen Hof. Mein Vater half ihr bei den schweren Arbeiten, so oft er konnte. Die beiden wären sicher ein wunderbares Paar, wenn Julia frei wäre, dachte ich nicht zum ersten Mal.
    »Guten Morgen, Lene. Magst du auch ein Frühstücksei?« Vater hantierte geschäftig herum.
    »Gerne. Aber lass mich das machen«, bot ich an.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Schon fertig.« Er holte zwei warme Eier aus einem Kochhandschuh im Fliegenpilzdesign heraus. Ich lächelte. Mein Vater hatte nach dem Tod meiner Mutter ganz automatisch ihre Küchentricks übernommen, von denen sicher meine Mutter am allerwenigsten gedacht hätte, dass sie ihm überhaupt aufgefallen waren.
    Ich setzte mich und schenkte uns Kaffee ein. Vater nahm die heiße Milch vom Herd und goss davon in unsere Tassen. Dann stellte er die gepunkteten Eierbecher auf den Tisch und setzte sich.
    »Hat Michi sich von dir getrennt, Lene?« Er sprach nicht lange um den heißen Brei herum.
    »Nein. Hat er nicht.«
    »Ich habe ihn gestern Nachmittag mit einer anderen Frau in der Stadt gesehen.«
    Sabine ließ Michi wohl keine Sekunde mehr aus den Augen. Mit einem beherzten Schlag köpfte ich mit dem Messer das Ei.
    »Wir sind nicht mehr zusammen, Papa. Aber eigentlich hab ich mich von ihm getrennt.«
    »Wegen dieser Frau?«, fragte er.
    »Nein. Ja. Nein. Ich weiß auch nicht. Es ist alles ziemlich kompliziert.« Ich seufzte. Wie sollte ich meinem Vater dieses ganze Chaos erklären?
    »Deswegen dieser Zeitungsbericht und der Radioauftritt?«, hakte er nach. Er war heute ungewöhnlich redselig.
    »Das hat alles was damit zu tun, ja.«
    Er nickte nachdenklich. Langsam löffelte ich mein Ei.
    »War ich gestern sehr peinlich im Radio, Papa?«, fragte ich nach einer Weile kleinlaut.
    Er zögerte kurz mit seiner Antwort.
    »Ein wenig. Aber dieser Karl Huber hätte nicht so respektlos mit dir reden dürfen.«
    Es tat mir unglaublich gut, dass Papa das so sah. Ich stand auf und umarmte ihn.
    »Danke.« Er strich mir kurz über den Kopf. Einer der seltenen Momente von körperlicher Nähe zwischen uns beiden. Doch er war schnell vorüber. Vater löste sich von mir und sah mich ernst an.
    »Ich möchte, dass es dir gut geht, Lene.« Seine Stimme klang belegt.
    So etwas hatte er noch nie zu mir gesagt. Ich schluckte gerührt.
    »Es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen um mich.«
    Die körperliche Arbeit am Hof hatte mir so richtig gutgetan. Nachdem ich über die Ereignisse der letzten Tage noch mal gründlich nachgedacht hatte, kam ich zu dem Ergebnis, dass ich mir viel zu viele unnötige Gedanken über alles machte.
    Es war schade, dass meine Beziehung mit Michi auseinandergegangen war, und es tat auch weh. Aber ich konnte es nun mal nicht mehr ändern. Vielleicht, wenn Sabine nicht gewesen wäre …
    Und was die Sache mit der

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