Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Liebe auf Bairisch anging, war ich mehr denn je davon überzeugt, dass ich recht hatte.
Ich würde Matthias am Montag meine ersten Ideen für den Ratgeber unterbreiten. Wenn ich schon einmal die Chance auf so ein besonderes Projekt hatte, durfte ich sie nicht so ohne Weiteres aufgeben. Und diesen Herrn Huber würde ich einfach aus meinen Gedanken streichen.
Evas Party fand im Simone statt. Bei meinem Eintreffen begannen einige Leute zu tuscheln. Sollten sie ruhig. Schließlich hatte ich ja nichts Unrechtes getan. Ich gratulierte Eva und schenkte ihr einen Einkaufsgutschein für unseren kleinen Hofladen, der an zwei Nachmittagen in der Woche geöffnet hatte.
»Vielen Dank, Lene.« Eva freute sich ganz offensichtlich.
Auf die biologischen Produkte unseres Hofes waren meine Bekannten immer ganz besonders scharf. Mein Gutschein war inzwischen zu einer festen Geburtstagseinrichtung geworden. Ich fand das ja auf Dauer schon fast peinlich. Aber als ich kürzlich etwas anderes verschenkt hatte, war das Geburtstagskind so sichtlich enttäuscht gewesen, dass ich mündlich noch einen Gutschein dazu versprach.
Claudia wartete schon auf mich und umarmte mich herzlich.
»Hallo Lene. Geht’s dir gut?« Sie schien ein wenig besorgt zu sein um mich.
»Ja. Alles okay«, beruhigte ich sie.
Wie immer, wenn sie ausging, war ihr Outfit geschmackvoll gewählt. Das schwarze Kleid war schlicht und gerade deswegen umso wirkungsvoller. Sie sah fantastisch aus. Wenn sie nicht meine beste Freundin gewesen wäre, hätte ich fast neidisch werden können auf ihre langen schlanken Beine, die in schwarzen Wildlederboots steckten.
Doch auch ich hatte mich heute herausgeputzt und fühlte mich in meiner knackig engen Jeans mit weißem Top und hellbrauner Lederjacke gut angezogen.
Wir unterhielten uns eine Weile über den Radioauftritt. Claudia war amüsiert, welche fantasievollen Schimpfwörter mir dabei für Karl Huber einfielen. Dass ich mir erst vor Kurzem vorgenommen hatte, diesen Mann aus meinem Gedächtnis zu streichen, hatte ich in diesem Moment glatt vergessen!
»Scheint ein interessanter Mann zu sein«, bemerkte Claudia und schmunzelte. Interessant? Huber?
»Dieser Typ ist so interessant wie ein eitriger Pickel auf dem Po!«, polterte ich empört.
Die kleine Bar war sehr schnell gut gefüllt, und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Natürlich sprachen mich die Leute wegen des Zeitungsartikels an. Das Hauptthema dieses Abends war meine ausgefallene Theorie und das gestrige Streitgespräch im Radio. Ich war ungefragt zum Mittelpunkt der Party geworden.
Überall hörte man die Leute verschiedene Ausdrücke für »Ich liebe dich« auf Bairisch sagen, und das Thema mit den unterschiedlichen Ansichten der Gäste dazu trug wesentlich zu einem kurzweiligen Abend bei.
Erstaunt bemerkte ich, dass Claudia nicht mehr ganz so vehement anderer Meinung war als ich. Vielleicht hatte das mit Matthias zu tun? Schließlich wollte er, dass sie mich bei meinem Ratgeber unterstützte, und das ging ja wohl nicht so gut, wenn sie einen völlig anderen Standpunkt vertrat als ich.
Einer der Geburtstagsgäste hatte schon ziemlich tief ins Glas geschaut und meinte, mich ähnlich wie tags zuvor Karl Huber verbal attackieren zu müssen. Aber der kam mir gerade recht!
»Wenn du dich mit mir nicht normal unterhalten kannst, dann lassen wir es«, fauchte ich ihn an und stand auf. Ich war so in Schwung, dass ich mit einem gut aussehenden Mann hinter mir zusammenstieß.
»Hoppala!«, sagte ich.
»Perdón …«, kam es gleichzeitig. Wir schauten uns an, und ich war erstaunt, dass er mir bisher noch nicht aufgefallen war. Holla!, schoss es mir durch den Kopf.
Ich schätzte ihn etwa auf Anfang dreißig. Er gehörte definitiv zum seltenen Typ Mann, den eine rasierte Glatze richtig attraktiv machte. Sein verwegener Dreitagebart ließ ihn zudem sehr sexy aussehen. Heiß, heiß, heiß!
»Ich kenne dich! Aus der Zeitung«, rief er aus und lächelte erfreut. Sein Akzent deutete sehr auf eine spanische Abstammung hin.
»Du bist doch Lene auf der Suche nach der bayerischen Liebe?!«
Ich errötete leicht. Meine neu gewonnene Bekanntheit machte mich doch etwas verlegen. Außerdem wusste ich wieder einmal nicht, was ich sagen sollte.
»Na ja … das stimmt wohl«, brachte ich dann doch noch heraus.
»Mein Name ist Ernesto. Ernesto Morales. Darf ich dich auf ein Glas Wein einladen, Lene?« Sein Akzent war genauso entzückend wie das kleine Grübchen an seiner
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