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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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gemeinsam mit Karl Huber zur ›Bayerischen Plauderstunde‹ haben.«
    Plauderstunde? Karl Huber? Ich verstand im Moment gar nichts.
    Matthias klärte mich auf. Jeden Freitag um acht Uhr abends lief eine Stunde lang die Sendung »Bayerische Plauderstunde«, in die der beliebte Moderator Franz Grindler Gäste einlud, die etwas zum Thema »Bayern« zu sagen hatten. Jetzt erinnerte ich mich auch wieder daran. Es war die Sendung, die sich mein Vater so gerne anhörte. Er war sogar ein richtiger Fan von Franz Grindler. Da würde Papa aber Augen machen, wenn er mich heute Abend hörte, wie ich mit dem bayerischen Sprachforscher Karl Huber über meine Liebesthese diskutierte!
    Da die Zeit nach Büroschluss etwas knapp war, beschloss ich, gar nicht mehr nach Hause zu fahren, sondern mich bei Claudia ein wenig frisch zu machen. Über meine Abendgarderobe machte ich mir keine allzu großen Gedanken. Schließlich kam es beim Radio nicht auf eine tolle Optik an. Ich ging davon aus, dass Karl Huber ein Mann diesseits oder jenseits der sechzig war und wahrscheinlich in einem feschen Trachtenanzug beim Radiosender erscheinen würde. Das würde auf jeden Fall zu seinem Beruf passen.
    Ich traf um einiges zu früh beim Radiosender ein. Die nette Praktikantin mit einer schwarz glänzenden Uhura-Frisur führte mich in einen gemütlichen Aufenthaltsraum. Sie schenkte mir ein Glas Orangensaft ein und bat mich um Geduld, bis der Moderator zur Vorbesprechung kam. Ich ließ mich in einem der bequemen Sessel nieder.
    Auf dem Tisch lag die heutige Ausgabe unserer Zeitung. Ich nahm sie und schlug die Seite mit den Leserbriefen auf. Wie Claudia schon prophezeit hatte, gab es tatsächlich eine ganze Seite davon zu meinem Bericht. Die meisten waren sehr amüsant und wohlgesonnen mit lustigen Vorschlägen für bairische Liebesworte. Aber einige wenige Schreiber gab es, die nicht so freundlich waren. Die würde ich jetzt bestimmt nicht lesen. Stimmungsverderber waren heute nicht erwünscht.
    Ich legte die Zeitung zurück auf den Tisch. Ganz plötzlich überkam mich eine ausgewachsene Müdigkeit. Mein Schlafmangel der letzten Nächte machte sich bemerkbar. Ein paar Sekunden die Augen zu schließen, konnte ja nicht schaden. Ich hatte den Satz noch nicht mal zu Ende gedacht, da döste ich schon hinüber in einen traumlosen Kurzschlaf.
    Wortfetzen drangen plötzlich an mein Ohr: »Gscheider Schmarrn, Weib mit am solchen Grampf … had doch koa Ahnung, des hätts ned braucht, Pfiffkas …« Die Worte wurden immer lauter, und ich schreckte hoch. Zwei Männer betraten den Raum. Ich stand auf und bemühte mich, mir mein eben gehaltenes Nickerchen nicht anmerken zu lassen.
    »Guten Abend.« Ich räusperte mich fröhlich.
    In dem kleineren der beiden Männer erkannte ich den Moderator Franz Grindler. Er wirkte ziemlich gedrungen und blass und hatte schütteres Haar, was jedoch hinter seinem Mikrofon niemanden störte. Rein von der Optik her betrachtet, hatte er genau den richtigen Beruf gewählt. Doch Grindlers Lächeln war überraschend charmant und sehr gewinnend, als er mich begrüßte.
    »Hallo Frau Koller. Ich freue mich, dass Sie so kurzfristig kommen konnten«, sagte er mit einer wundervoll klingenden, warmen Stimme.
    Ich fand das ziemlich gerecht vom lieben Gott, dass er Franz Grindler als Ausgleich zu seinem nicht unbedingt schönen Äußeren diese wohltönende Stimme geschenkt hatte. Scheinbar zog das auch bei Frauen, denn er trug einen Ehering und wirkte insgesamt sehr glücklich und ausgeglichen. Ganz im Gegensatz zu dem anderen Mann. Der machte ein Gesicht, als ob ihm jemand absichtlich eine Delle ins Auto gefahren hätte. Seine fast schwarzen Augen blitzten böse unter dunkelbraunen Locken hervor, die ihm ins Gesicht hingen. Vielleicht einer der Tontechniker, der Überstunden machen musste und deswegen etwas übellaunig war, überlegte ich. Trotzdem nickte ich ihm freundlich zu. Wo blieb eigentlich Karl Huber? Sollte der nicht auch langsam mal kommen?
    »Frau Koller, das ist Karl Huber, mit dem Sie heute gemeinsam die Sendung bestreiten werden«, stellte Grindler mir den alles andere als nett dreinblickenden Mann an seiner Seite vor.
    Was? Dieser unfreundliche Typ in T-Shirt und ausgewaschener Jeans sollte Karl Huber sein? Wo war bitte schön der Trachtenjanker? Na gut, vielleicht hatte Huber ja ähnlich wie ich gedacht, dass er im Radio nicht zu sehen war.
    »Hi.« Für einen bayerischen Sprachforscher eine eher ungewöhnliche Wortwahl zur

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