Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
Vom Netzwerk:
beiden war es bestimmt«, war ich überzeugt.
    »Aber zugeben wird das freiwillig niemand«, meinte Claudia. »Weißt du was, Lene? Wir können jetzt ohnehin nichts tun. Bayerls sind in Urlaub, und heute ist unser Geburtstag. Wollen wir uns wirklich den restlichen Tag den Kopf darüber zerbrechen?« Nein. Das wollten wir nicht. Vor allem nicht, wenn selbiger vom gestrigen Feiern sich ohnehin noch so zerbrechlich anfühlte.
    Doch bevor ich antwortete, kam eine SMS von Karl: »Ich war es nicht!!!!!« Ja klar. Was sollte er auch sonst dazu sagen?
    »Schau mal, Lene!«, rief Claudia plötzlich aufgeregt. »Die Seite ist weg.« Und tatsächlich. Die Fake-Seite war verschwunden. Ein weiteres Indiz für mich, dass doch Karl der Übeltäter war. Da ich ihm so schnell auf die Spur gekommen war, war es ihm wohl doch zu heiß geworden. Aber natürlich war der Schaden schon angerichtet. Jeder, der es wollte, hatte sich die Fotos herunterladen können. Wie das die Bayerls aufnehmen würden? Eine zukünftige Einladung würde es für mich wohl nicht mehr geben!
    Ich seufzte. Claudia hatte recht. Wir konnten jetzt ohnehin nichts tun. Und ich wollte meinen dreißigsten Geburtstag nicht mehr weiter damit verbringen, mir Gedanken über etwas zu machen, das ich nicht getan hatte. Ich brauchte eine Ablenkung.
    In einem spontanen Entschluss nahm ich mein Handy und rief Ernesto an. Er freute sich sehr, von mir zu hören, und da Claudia den Abend mit ihren Eltern verbringen würde, verabredeten Ernesto und ich uns ins Simone. Er bestand darauf, mich zu Hause abzuholen.
    Ich sah auf die Uhr. Mit der ganzen Aufregung um die Facebook-Seite war es schon fast sieben Uhr abends geworden. Wenn ich mich noch duschen und etwas hübsch machen wollte, würde die Zeit knapp werden. Dabei wollte ich eigentlich noch zum Friedhof fahren. Nein, das schaffte ich nicht mehr.
    Ich sagte Papa Bescheid, dass ich morgen hinfahren würde. Er war sichtlich enttäuscht und fuhr alleine. Ich fühlte mich gar nicht wohl dabei. Warum lief denn zurzeit alles so durcheinander? Eisi sah mich von der Kommode aus vorwurfsvoll an.
    »Jetzt schau du nicht auch noch so. Ich weiß ja, dass es nicht okay ist.« Gut, dass niemand meine Gespräche mit Eisi mitbekam.
    Vater war immer noch nicht zurück, als Ernesto mich eine Stunde später abholte. Der Halbkatalane sah noch besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Ich war vollkommen überrascht, dass er von meinem Geburtstag wusste. Er schenkte mir einen hauchzarten korallenfarbenen Seidenschal. Der passte wunderbar zu dem hellblauen Kleid, das ich heute trug.
    Im Simone warteten bereits einige meiner Freunde, die davon ausgegangen waren, dass ich kam. Sie hatten zusammengelegt und mir ein weiß-blaues Dirndl gekauft.
    Wie toll!, dachte ich nicht wirklich erfreut. Ich fand so ein Dirndl bei anderen ja ganz hübsch, aber ich selbst fühlte mich darin wie verkleidet.
    Trotz meiner üppigen Oberweite, die geradezu prädestiniert für einen tiefen Dirndlausschnitt war, konnte ich mich nicht mit dieser bayerischen Tracht anfreunden.
    Aber ich machte gute Miene zum weiß-blauen Spiel, bedankte mich für ihren Einfallsreichtum und gab eine Runde aus. Ich selbst ließ heute die Finger vom Alkohol.
    Alle sprachen mich auf die Fotos vom Fest der Bayerls an, und ich musste viel erklären. Kaum dass es Gelegenheit gab, ein paar Sätze mit Ernesto zu plaudern. Zudem klingelte ständig mein Handy. Auch Michi gab nicht auf. Doch so hartnäckig wie er war ich schon lange und ignorierte seine Anrufe mit stoischer Gelassenheit. Inzwischen hatte ich ihm eine andere Handymelodie verpasst: Monty Pythons »Always look on the bright side of life«, die mich stets aufmunterte, wenn sie losging.
    »Vielleicht hätten wir uns doch besser an einem anderen Tag verabreden sollen«, entschuldigte ich mich bei Ernesto für die ständigen Störungen.
    »Ach, das macht doch nichts. Schließlich hast du heute Geburtstag«, sagte er verständnisvoll.
    Irgendwie kam mir dieser Geburtstag viel länger vor, als sonst ein Geburtstag war. So als hätte man ihn gepackt und auseinandergezogen wie ein Gummiband. Dabei hieß es doch immer, dass die Zeit schneller verginge, je älter man wurde. Noch nicht mal auf die alten Weisheiten konnte man sich mehr verlassen.
    Meine Freunde stimmten erneut ein Geburtstagslied an, und die anderen Gäste im Lokal schlossen sich dem fröhlichen Gesang an. Das war zwar nett gemeint, aber plötzlich wurde mir alles zu viel. Vor allem,

Weitere Kostenlose Bücher