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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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als ein etwas angetrunkener Gast mich aufforderte, ich solle das Dirndl anziehen. Schnell wurden auch andere Stimmen laut, die mich in mein Geburtstagsgeschenk stecken wollten. Da beugte ich mich zu Ernesto und flüsterte ihm ins Ohr: »Hast du Lust auf einen Spaziergang?«
    Er nickte und strahlte übers ganze Gesicht.
    Ohne dass die anderen es bemerkten, handelte ich an der Theke einen Spezialtarif für eine Lokalrunde aus, um mich für die stimmgewaltige Gesangseinlage zu bedanken. Ich bezahlte die Rechnung und machte mich mit Ernesto aus dem Staub. Ein paar Minuten später gingen wir durch das nächtliche Passau, und ich zeigte ihm meinen Lieblingsplatz an der Ortsspitze.
    Auch in der Nacht war es dort wunderschön. Das Kloster Mariahilf über dem Inn und die Burg auf der Donauseite waren geheimnisvoll beleuchtet. Mit sanftem Rauschen floss das Wasser an beiden Seiten an uns vorbei, fast so, als ob wir auf einer Insel wären. Über uns strahlten unzählige Sterne am Nachthimmel.
    Wir saßen auf einer kleinen Bank, und endlich fand ich ein wenig zur Ruhe. Es war kurz vor Mitternacht, und bald würde der Geburtstag zu Ende sein.
    »Ist das nicht ein herrliches Fleckchen Erde?«, fragte ich verträumt.
    »Si. Auch meine Heimatstadt ist wunderschön und würde dir bestimmt gefallen.«
    Erst hier in der Stille der Nacht fiel mir auf, wie samtig und melodisch seine Stimme war.
    »Ich war mal als kleines Mädchen in Barcelona. Mit meinen Eltern. Aber ich kann mich leider kaum noch daran erinnern«, sagte ich leise. Es war der letzte Urlaub mit Mama, kurz vor meiner Einschulung.
    »Vielleicht sind wir uns damals ja irgendwo über den Weg gelaufen? In einem Park vielleicht?«, überlegte Ernesto.
    »Ja. Oder beim Eisessen am Strand«, spann ich seine Überlegung weiter.
    »Oder auf einem Spielplatz wie hier.« Auf der Ortsspitze gab es eine Schaukel, ein Minikarussell, einen Kletterturm, eine Seilbahn und eine Rutschbahn.
    »Du warst das kleine Mädchen, das Angst davor hatte, auf die Rutschbahn zu steigen«, neckte er mich.
    »Von wegen Angst!«, rief ich. »Mir konnte als Kind nichts zu hoch oder zu schnell sein.«
    »Das will ich sehen.« Er stand auf. »Komm!«, forderte er mich auf. Ich war sofort dabei. Wir liefen zu dem kleinen Karussell, das man fortbewegen konnte, indem man mit den Füßen anstieß. Es war herrlich. Wie lange war ich schon nicht mehr auf einem Karussell gesessen.
    »Schneller!«, feuerte ich ihn an.
    »Halt! Lene! Mir wird schwindlig«, rief er nach einer Weile.
    »Ach komm, stell dich nicht so an!«
    »Lass uns lieber rutschen«, schlug er vor.
    Wir benahmen uns wie Vorschulkinder, als wir in der Dunkelheit die Leiter hochstiegen und dann runtersausten. Mit meinem Kleid war das gar nicht so einfach. Dafür ging es bei Ernesto umso schneller, sodass er am Ende auf allen vier Buchstaben im Sand landete.
    »Oh. Hat’s wehgetan?«, fragte ich ohne allzu viel Mitleid.
    »Ja. Ich kann nicht mehr aufstehen«, jammerte er übertrieben. Ich stieg vorsichtig die Leiter wieder hinunter und wollte ihm auf die Beine helfen. Da packte er mich plötzlich und zog mich auf seinen Schoß.
    »Jetzt hab ich dich!« Er lachte.
    »Hey! Was machst du da?«
    »Das wirst du gleich merken.«
    In der Dunkelheit konnte ich ihn kaum sehen. Aber ich spürte seinen warmen Atem an meiner Wange und atmete den Duft seines Rasierwassers ein. Es war ein prickelndes Gefühl.
    Gerade in diesem Augenblick musste ich an Karl Huber denken. Von wegen ich hätte Probleme mit Männern! Wenn das hier ein Problem war, dann wollte ich zukünftig nicht mehr ohne Probleme sein.
    Ich spürte es mehr, als ich es sah, dass Ernestos Lippen meinen ganz nah kamen. Schnell drehte ich meinen Kopf zur Seite.
    »Was ist denn?«, fragte er.
    Ich löste mich und stand auf. Irgendwie war es doch nicht so ganz unproblematisch.
    »Es geht zu schnell, Ernesto.« Ich konnte das nicht. Noch nicht.
    Er stand ebenfalls auf.
    »Es tut mir leid.«
    »Es liegt ja nicht an dir.«
    »Möchtest du lieber gehen?«, fragte er.
    »Ja. Bitte bring mich nach Hause.«

Kapitel 10
    Am nächsten Morgen wachte ich früher auf als der Kater, den ich mir letzte Nacht mal wieder ins Bett geholt hatte. Ein Zeichen dafür, dass es wirklich noch sehr früh war. Normalerweise war es Fritzi, der mich morgens weckte, indem er mich in die Zehen biss, auf meinem Bauch herumstieg oder hungrig maunzte. Jetzt sah er mich ein wenig verschlafen an, folgte mir dann aber mehr als bereitwillig in

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