Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
wirklich ein schönes Paar, dachte ich. Julia stand auf und umarmte mich herzlich.
»Alles Gute, Lene.«
»Danke, Julia!«
Sie gab mir ein Geschenk, das sich wie ein Buch anfühlte.
»Hautpflege für die Frau ab dreißig«, verriet sie mir mit ernstem Gesicht.
O nein! Musste das sein? Ohne es mir anmerken zu lassen, wickelte ich eher lustlos das Geschenk aus. Als ich es ausgepackt hatte, lachte ich erleichtert auf. Es war zwar ein Ratgeber, aber es ging darum, wie man einen Bestseller schreibt.
»Dein Papa hat mir erzählt, dass du ein Buch schreibst. Vielleicht kannst du damit was anfangen«, sagte sie und lächelte.
»Vielen Dank.« Ich freute mich wirklich darüber. Und vor allem auch, dass sie es mir zutraute.
»Du hast wirklich gedacht, ich schenke dir einen Ratgeber zur Hautpflege, oder?!« Julia lachte. Sie war wirklich eine unglaubliche Frau. Trotz ihres pflegebedürftigen Mannes und der vielen Arbeit auf dem Hof war immer ein Lächeln um ihre Lippen. Sie strahlte eine Wärme und Energie aus, die einfach ansteckend war. Es war ein Glücksfall, dass Julia nach dem Tod meiner Mutter ein Auge auf mich und Papa gehabt hatte.
»Na ja …« Ich kicherte. »Gewundert hätte ich mich schon sehr, Julia.«
»Ihre Haut ist gut. Sie bräuchte vielmehr einen Ratgeber, wie man mit Männern umgeht«, warf Papa ein.
»Ach, das kriegt Lene schon auf die Reihe, Bertl.«
Julia war anscheinend der einzige Mensch in meiner Umgebung, der mir das zutraute. Das tat mal richtig gut.
Doch Papa gab nicht auf.
»Der Anwalt hat sie auch wegen einer anderen sitzenlassen«, brummte er.
Ich wollte eben zum x-ten mal darauf hinweisen, dass es umgekehrt war, als ich vor Schreck beinahe erstarrte. Da kam ein Mann anmarschiert, der aussah wie Karl Huber. Das musste eine Halluzination sein! War ich immer noch nicht nüchtern? Aber nein. Er war es tatsächlich. Ich war sprachlos. Was machte der denn hier?
Er grüßte freundlich meinen Vater und Julia und stellte sich kurz vor. Dann wandte er sich an mich.
»Können wir reden?«
Was wollte er denn von mir? Und woher wusste er überhaupt, wo ich wohnte?
»Wir haben hier gerade eine kleine Familienfeier«, sagte ich bemüht unfreundlich.
»Es dauert nicht lange.«
»Geh ruhig, Lene«, ermunterte mich Julia.
Er machte den Eindruck, als ob er sich nicht vom Fleck rühren würde, bis ich mit ihm redete. Ich seufzte. Am besten brachte ich es schnell hinter mich. Ich ging mit ihm zu seinem Wagen, der im Hof geparkt war.
»Und was ist jetzt?«, fragte ich ungeduldig. Am besten er kam gleich zur Sache.
Karl holte aus dem Wagen ein großes Kuvert und zog einen Schnellhefter heraus.
»Hier habe ich was für dich.«
»Was ist das denn?«, fragte ich misstrauisch.
»Eine Liste mit den unterschiedlichsten Ausdrücken für das bairische ›Ich liebe dich‹. Ich hab sie aus heimischer Literatur herausgesucht und auch von überallher bekommen und für dich gesammelt.«
Er hielt mir den Schnellhefter entgegen. Ich schaute ihn an und schüttelte den Kopf.
»Du hast überhaupt nichts verstanden. Ich suche nicht eine Liste von Ausdrücken, sondern den einen bairischen Ausdruck.«
»Den einen findest du sicher auf dieser Liste.«
Langsam zweifelte ich ein wenig an seiner Auffassungsgabe.
»Ich will mir nicht irgendeinen Ausdruck heraussuchen. Sag mal, verstehst du das nicht?«
»Ich versteh nur, dass du dich total lächerlich machst. Hauptsache auffallen um jeden Preis!« Er war wieder mal wütend. Nichts Neues.
»Nur weil ich anderer Meinung bin als du, mach ich mich noch lange nicht lächerlich. Es gibt genügend Leute, die derselben Ansicht sind wie ich«, konterte ich.
»Da sieht man mal, wie ansteckend Dummheit sein kann.« Falls er mich damit provozieren wollte, gelang ihm das heute nicht. Ich war diese ständigen Streitereien leid. Sie brachten ja doch nichts.
»Bitte fahr mit deiner Liste nach Hause oder sonst wo hin, und lass mich in Ruhe.«
Er blickte mich ärgerlich an. »Du willst es dir noch nicht mal anschauen?«, fragte er empört.
Ich nickte heftig, was mir jedoch nicht so wirklich guttat. »Genau richtig erfasst, Herr Sprachforscher.«
»Na gut!«
Wortlos stieg er in sein Auto und fuhr los. Nach ein paar Metern bremste er und fuhr noch mal zurück. Was kam denn jetzt noch?
Er öffnete das Fenster auf der Fahrerseite.
»Hast du das verloren?« Er hielt seine Hand aus dem Fenster und darin war: Eisi! Bei seinem Anblick hüpfte mein Herz vor Freude.
»Ja. Er
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