Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
lassen können. Zum Beispiel eine Blasenentzündung. Ja, genau. Kein Mann hatte Lust auf eine Frau mit Blasenentzündung! Warum war ich nicht früher darauf gekommen? Das musste ich mir auf alle Fälle fürs nächste Mal merken. Ich sah ihn an.
»Matthias, es tut mir leid … Es liegt nicht an dir, aber ich … ich kann nicht.«
Ohne ein Wort stand er langsam auf.
»Rufst du mir bitte ein Taxi?«, bat ich verlegen.
»Ich bringe dich zu deinem Wagen.«
»Nein, das ist nicht nötig, ich kann …«
»Ich bringe dich zu deinem Wagen«, wiederholte er bestimmt. Und dann tat er etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Er lächelte.
»Keine Sorge. Ich werfe dich nicht aus dem Verlag.« Wieder mal hatte er meine Gedanken erraten. Mir fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen. Er gehörte eindeutig nicht zu den Männern, die eingeschnappt waren, wenn sie einen Korb bekamen. Aber da war ja noch was.
»Und der Buchvertrag?«
»Bleibt natürlich auch. Aber ich habe eine Bedingung.«
»Ja?«
»Du schickst mir noch dieses Wochenende die ersten Kapitel.«
Puh. Damit konnte ich leben. Wenn ich Gas gab, dann würde ich das schaffen. Hauptsache, zwischen Matthias und mir stimmte wieder alles. Es wäre traurig für mich gewesen, wenn Sex – ob er nun stattgefunden hatte oder nicht – unser gutes Verhältnis zerstört hätte. Denn ich mochte Matthias. Eigentlich sogar sehr. Er war ein ganz besonderer Mann, und ich fühlte mich auf eine verrückte Weise zu ihm hingezogen. Dieser Gedanke zauberte mir unbewusst ein Lächeln auf mein Gesicht.
»Versprochen!«
Er griff in seine Hosentasche und holte einen Schlüssel an einem x-förmigen Anhänger heraus.
»Das ist der Schlüssel für dieses Haus. Ich benutze es kaum. Wenn du Ruhe brauchst zum Schreiben, kannst du jederzeit hierherkommen.«
Ich war baff. Nicht nur, dass er nicht beleidigt war, jetzt gab er mir auch noch seinen Haustürschlüssel. Auch wenn er für ein Haus war, das er kaum benutzte, wie ich inzwischen erkannt hatte.
»Warum tust du das?«, fragte ich leise.
»Ich möchte, dass du dieses Buch so bald wie möglich zu Ende bringst«, antwortete er ruhig.
Doch da gab es noch etwas, das ich wissen wollte.
»Warum wolltest du mit mir schlafen?«
»Weil du einen absolut aufregenden Körper hast.« Tja. So einfach war das.
Kapitel 16
Ich recherchierte und schrieb die nächsten Tage von morgens bis tief in die Nacht. Inzwischen war ich richtig in Fahrt gekommen. Der Ratgeber hatte viele autobiografische Züge, die ich jedoch so geschickt verpackte, dass nur diejenigen, die es direkt betraf, ahnen konnten, dass sie gemeint waren. Trotzdem war ich noch nicht zufrieden. Irgendwas fehlte.
Michi, der sich seit unserem Essen jeden Tag mehrmals per SMS meldete, hatte Verständnis, dass der Abgabetermin für das Buch momentan für mich im Vordergrund stand.
Mit Ernesto unterhielt ich mich jeden Abend per Skype. Auch er war momentan beruflich ziemlich eingespannt. Und ich war froh darüber.
Matthias gab sich mir gegenüber seit unserem Gespräch im weißen Schlafzimmer freundschaftlich sachlich. Alles war wieder im grünen Bereich.
Nur von einem hatte ich nichts mehr gehört. Karl Huber. Noch nicht mal einen Eintrag auf der Facebook-Seite hatte er die letzten Tage geschrieben.
Claudia hatte sich spontan ein paar Tage freigenommen und war zu ihrer Cousine Carla nach Siena geflogen. In der letzten Zeit war sie etwas seltsam, und sie rückte auch nicht heraus, wer der neue Mann in ihrem Leben war. Wir mussten unbedingt wieder einen Mädchenabend machen, wenn sie zurück war. Das war schon längst überfällig.
Es war noch früh am Morgen. Eigentlich sollte ich meinem Vater auf dem Feld beim Erdbeerpflücken helfen. Aber ich musste noch das Kapitel »Der bayerische Heiratsantrag« durchgehen, das ich letzte Nacht geschrieben hatte. Danach war der erste Teil fertig, und ich konnte ihn wie versprochen Matthias schicken. Da klingelte mein Handy.
»Hallo Lene, hier ist Anne. Anne, der Fisch«, meldete sie sich fröhlich.
»Hallo Anne. Schön, dich zu hören.«
»Wie steht’s mit unserem Ausflug zum Aquarium? Hast du heute Zeit und Lust?«, fragte sie.
»Lust schon, Zeit weniger. Ich arbeite an meinem Buch und muss meinen Vater am Hof helfen.«
»Ach komm. So eine kleine Pause musst du dir doch auch mal gönnen. Heut ist Samstag«, versuchte sie, mich zu überreden.
Eigentlich hatte sie recht. Ich arbeitete so viel, dass ich mir wirklich eine kleine Auszeit verdiente.
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