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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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einen Hand am Haltegriff der Beifahrertüre fest. Die andere Hand hatte er unter seinen Oberschenkel geschoben. Wahrscheinlich, damit er mir nicht reflexartig ins Lenkrad griff. Männer waren meist einfach schlechte Beifahrer. Auch Ernesto unterschied sich da nicht von seinen männlichen Artgenossen. Er sagte kaum ein Wort. Nur ab und zu entkam ihm ein nach innen gezogenes »Sssssss« oder zischendes »Uhh!«. Wenigstens sagte er mir nicht ständig, wann ich schalten sollte, so wie Michi das bei jenen seltenen Gelegenheiten gemacht hatte, wenn ich ans Steuer durfte.
    Ich wusste gar nicht, warum Ernesto sich so anstellte. Ich passte mich doch ganz wunderbar dem Fahrverhalten der Franzosen und Spanier an. Jedenfalls ließ ich mich keine Sekunde lang einschüchtern. Der neue Wagen von Papa Morales, in einer Preislage, für die man in Passau schon eine kleine Eigentumswohnung bekam, fuhr fast wie von selbst, und die Hupe hatte einen coolen Sound.
    »Lass mich wieder ans Steuer, Lene!«, forderte Ernesto mich schließlich auf, etwas blass um die Nase, als ich einem ungeduldigen Drängler mal gezeigt hatte, wozu ich und der Wagen in der Lage waren.
    »Das wäre verantwortungslos. Du bist völlig übermüdet.« Außerdem hatte ich viel zu viel Spaß mit dem Wagen, als dass ich freiwillig wieder auf die Beifahrerseite gerutscht wäre. Ich blieb dabei, bis Ernesto sich bei einem Tankstopp knapp hundert Kilometer vor Barcelona wieder auf die Fahrerseite schummelte. Ich war schwer in Versuchung, ihm sein Verhalten von vorhin nachzumachen. Ängstlich zu stöhnen oder die Hände vor die Augen zu halten, als ob ich mich fürchten würde. Dann würde er mal sehen, wie sich das anfühlte. Aber wahrscheinlich wäre das für einen Mann eine Art Majestätsbeleidigung. Aber besser als Frauen fuhren Männer bestimmt nicht. Wenn, dann nur anders.
    Als wir eine knappe Stunde später in seiner Terrassenwohnung in Barceloneta ankamen, war es fast Mitternacht. Barceloneta war der kleinste Stadtteil in der Altstadt von Barcelona, wie Ernesto mir erzählte. Wir brachten das Gepäck nach oben, und er führte mich ins modern eingerichtete Gästezimmer. Inzwischen konnte Ernesto sich kaum mehr auf den Beinen halten, und ich schickte ihn wie eine Mama zu Bett.
    »Geh jetzt schlafen, Ernesto. Ich komm hier schon alleine klar«, versicherte ich ihm und schaute mich neugierig um, als er in sein Schlafzimmer verschwunden war. Von außen hatte man es der Wohnung gar nicht angesehen, wie groß sie war und wie edel und fraglos teuer Ernesto – oder wohl eher ein Innenarchitekt – sie eingerichtet hatte. Für meinen Geschmack hätte das Ganze jedoch etwas mehr Persönlichkeit vertragen können. Ich kam mir fast vor wie in einer Musterwohnung oder einem Ferienapartment, in dem das Geschirr und die Gläser in den Regalen abgezählt waren. Ich war zwar auch kein Inneneinrichtungsgenie, doch hier hätte ich gerne ein wenig Hand angelegt, um die Wohnung etwas gemütlicher zu gestalten. Aber wahrscheinlich war Ernesto einfach zu viel unterwegs, um hier eine eigene Note reinzubekommen.
    Eine Wendeltreppe vom gefliesten Wohnzimmer aus führte zur Dachterrasse. Dort hatte man einen traumhaften Blick auf das nächtliche Meer, das nur wenig mehr als einen Steinwurf entfernt war. Ich stand in der sanften nächtlichen Brise, schaute in den wolkenlosen Sternenhimmel und genoss das beruhigende Rauschen des Wassers, bis auch ich müde wurde und mich nach einem weichen Bett sehnte.
    Am nächsten Morgen war Ernesto schon früh auf den Beinen und weckte mich mit herrlich duftendem Kaffee und etwas frischem Obst.
    »Guten Morgen, meine Hübsche. Na, ausgeschlafen?«, fragte er mit einem strahlenden Lächeln. Ein Morgenmuffel war Ernesto definitiv nicht.
    »Ich glaub schon«, antwortete ich, und meine Stimme war noch ein wenig heiser vom Schlaf.
    »Das wird dir schnell auf die Beine helfen.« Er stellte das Tablett auf dem Nachttisch ab. Hatte mir schon jemals ein Mann das Frühstück ans Bett gebracht, mit dem ich die Nacht nicht in einem Bett verbracht hatte? Die Antwort war ein klares Nein! Ich konnte mich noch nicht einmal daran erinnern, dass mir einer das Frühstück ans Bett gebracht hatte, mit dem ich die Nacht im Bett verbracht hatte. Ernesto war eindeutig dabei, dicke Pluspunkte zu sammeln.
    »Das ist lieb von dir, Ernesto. Vielen Dank!«
    »Hast du Lust, danach ein wenig im Meer zu schwimmen?«, fragte er.
    »O ja, gern! In einer Viertelstunde?«, schlug ich

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