Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
verlieben, damit dein Grant auch weg ist«, rutschte mir heraus.
Karl schaute mich kurz an, ging jedoch nicht darauf ein, sondern fragte: »Möchtest du einen Schluck Sekt?«
»Ja.« Er nahm ein Glas, hielt es mir an die Lippen.
»Ist da ein Schlafmittel drin?«
»Klar. Ich lese ja gerne einem schnarchenden Gegenüber vor«, antwortete er trocken.
»Erst du!« Ich traute ihm nicht.
Ohne zu zögern trank er und schenkte noch mal nach.
»Na? Überzeugt?«
»Jetzt ja!« Ich nahm ein paar Schlucke vom kühlen prickelnden Sekt. Tat das gut! Am liebsten hätte ich das ganze Glas ausgetrunken, aber Karl stellte es wieder auf den Tisch.
»So, jetzt geht’s weiter: I, du, mir zwoa – wir war’s? Wennst bei mir bist, geht de Sonna auf. I dua di fei gscheid meng. Mit dir is mei himmeblaue Welt rosarot. I lieb di, du Bazi. Mei Herz bumpert wi da Motor von meim Bulldog, wenn i di seg …«
Während er vorlas, musste ich mehr und mehr ein aufsteigendes Lachen unterdrücken. Einige der Ausdrücke waren einfach zu komisch. Auch Karl hatte offensichtlich Probleme, beim Lesen ernst zu bleiben.
»I mog di wi an Schweinsbratn und könnt di jeden Tag fressen vor Liab.« Jetzt konnte ich es nicht mehr zurückhalten und lachte lauthals los. Auch Karl stimmte mit ein.
»Ich mog di wi an Schweinsbratn …« Ich kicherte vergnügt und konnte kaum aufhören. »Vielleicht sogar wie ein Blitz-Schweiners!«
»Jaaa genau!« Karl hielt sich den Bauch.
»Aber das ist auch super: Mei Herz bumpert wi da Motor vom Bulldog …«, wiederholte ich. Und wir prusteten beide wieder los. Es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder einigermaßen beruhigt hatten. Ich versuchte, mit meiner Schulter eine Haarsträhne wegzuschieben, die mir beim Lachen ins Gesicht gefallen war. Karl hob eine Hand und streifte die Haare hinter mein Ohr.
»Danke … Bitte, Karl, lies weiter!«, forderte ich ihn auf und vergaß dabei völlig, dass ich ihn noch vor Kurzem verflucht und übel beschimpft hatte.
Doch Karl schaute mich plötzlich ernst an und sagte kein Wort mehr. Auch mein Lachen war mit einem Mal verschwunden. Ich schluckte. Einige Sekunden sahen wir uns einfach nur an. Seine fast schwarzen Augen funkelten seltsam. Langsam, wie in Zeitlupe, beugte er seinen Kopf zu mir und begann, mich ganz vorsichtig zu küssen. Als ob er Angst davor hätte, dass ich ihn in die Lippen biss.
Doch davon war ich weit entfernt. Ich war verwundert, wie sanft sein Kuss war und vor allem über die Tatsache, dass Karl mich überhaupt küsste. Und es war ein unglaublich schöner Kuss. Nicht fordernd, nicht drängend, nicht beherrschend. Sondern einfach nur neugierig erkundend. Mein Herz begann mächtig zu schlagen.
Es bumpert tatsächlich wie der Motor eines Traktors … Kaum hatte ich das gedacht, musste ich wieder lachen. Karl zog sich sofort zurück und stand auf.
»Bitte, Karl, ich wollte nicht lachen, es war nur …«
»Es tut mir leid«, unterbrach er mich. In seinen Augen stand ein seltsamer Blick, den ich nicht deuten konnte.
»Es war ein Fehler, dich hierherzubringen.« Er löste die Fesseln von meinen Armen.
Endlich sah er es ein, dass es ein Fehler gewesen war. Es war doch ein Fehler, oder? Ich konnte gerade gar nichts darauf sagen, denn meine Kehle war wie zugeschnürt.
Karl stellte meine Tasche mit dem Handy auf den Tisch und zog eine Geldbörse aus seiner Hose. Er nahm einen Hunderteuroschein und legte ihn auf den Tisch.
»Bestell dir ein Taxi. Dann schaffst du es noch rechtzeitig zur Schlögener Schlinge. Es tut mir leid, dass ich deinen Tag zerstört habe.«
Gleich darauf war er aus der Hütte verschwunden.
Kapitel 29
Ich blieb einfach sitzen. Die Hände auf den Lehnen, als ob sie immer noch gefesselt wären. Dieser verrückte bayerische Sprachforscher hatte mich doch tatsächlich geküsst. Sicherlich bereute er es schon zutiefst und war deswegen so schnell davon. Und das sollte ich jetzt auch tun.
Ich stand auf und holte mein Handy aus der Tasche. Das zeigte zahlreiche verpasste Anrufe und Kurznachrichten an. Die meisten waren von Matthias und Ernesto. Doch bevor ich die Nachrichten abrufen konnte, quittierte der Akku seinen Dienst. Na wunderbar! Jetzt konnte ich auch kein Taxi mehr rufen. Was für ein Tag! Langsam wurde es draußen dunkel, und ich hatte keine Lust, im Finstern den Feldweg entlang bis zur Hauptstraße zu wandern. Wenigstens hatte Karl mir den Sekt dagelassen. Ich schenkte ein und trank das Glas langsam leer. Was sollte ich jetzt
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