LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
während er mit Paul und zwei anderen Männern zusammenstand. Ihm fiel auf, dass sie es vermied, in seine Richtung zu sehen.
Der Kuss hatte ihn erregt. Die heftigen Gefühle, die ihn erfasst hatten, als er Jane in den Armen hielt, wirkten noch nach. Sie war weicher, üppiger, ihre Brüste waren voller. Wären seine Gäste nicht gewesen, er hätte sie sofort aus dem Zimmer getragen. Unglaublich, selbst nach Monaten verspürte er das gleiche drängende Verlangen wie damals, als er sie das erste Mal in sein Haus gebracht hatte. Nein, eigentlich war es noch stärker geworden und machte ihn gleichzeitig … schwach. Samson und Delila, dachte er mit einem zynischen Lächeln. Als würde sie ihm seine Kraft nehmen. Seine Macht.
Er sah, wie ihre Brüste sich hoben und senkten, betrachtete die cremeweiße Haut im V-Ausschnitt ihres Kleids, stellte sich vor, wie die prallen Kugeln gegen die Seide drückten. Seine Erregung wuchs, und er bewegte sich unruhig. Dann erinnerte er sich an jenen Morgen beim Frühstück und an Janes unschuldsvollen, freudigen Blick, während sie die Hand auf ihren Bauch gelegt hatte und etwas fühlte, das er nur erahnen konnte. Was hätte er dafür gegeben, die erste spürbare Bewegung des Kindes selbst zu erfahren. Er war sicher gewesen, dass sie es auch wollte, sonst hätte sie ihn kaum so angesehen. Aber als er die Hand ausstreckte, war Jane zurückgewichen und die gewohnte eisige Miene zurückgekehrt.
Das Baby brachte ihre Augen zum Strahlen, er nicht. Das schmerzliche Gefühl war neu für ihn.
Endlich verabschiedeten sich auch die letzten Gäste, und Jane schloss erschöpft die Haustür hinter ihnen. Geschafft, dachte sie und fuhr sich müde über die Augen.
Xavier stand an der Tür zum Wohnzimmer. „Was hältst du von einem Schlaftrunk? Nicht alkoholisch, selbstverständlich“, fügte er trocken hinzu.
Ein überwältigendes Verlangen, zu ihm zu gehen, die Hände unter sein Jackett zu schieben und sich an ihn zu schmiegen, überkam sie. Nimm mich mit in dein Bett. Liebe mich, bis wir uns nicht mehr rühren können.
Als könnte sie sich in eine Welt flüchten, in der er sie genauso liebte wie sie ihn.
Leider existierte diese Welt nicht. Jane verdrängte die erotischen Fantasien und wandte sich zur Treppe.
„Nein, danke. Ich bin müde.“
„Natürlich. Ich möchte dich nicht um deinen Schlaf bringen. Es könnte dem Baby schaden.“
Verwundert blickte sie über die Schulter. Xavier setzte das Whiskyglas an die Lippen und stürzte den letzten Schluck hinunter.
„Gute Nacht“, sagte sie rasch und eilte die Stufen hinauf.
12. KAPITEL
Mit unruhigen Händen befestigte Jane ihre Ohrringe, strich sich übers Haar und schnipste einen Fussel von ihrem Kleid. Heute Abend sollte der Winter-Ball stattfinden.
Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Oft fuhr sie bei dem leisesten Geräusch zusammen. Der letzte Monat war eine Qual gewesen, eine, die sie sich selbst auferlegt hatte. Nach außen hin bot sie das Bild einer blühenden werdenden Mutter, und nur die leichten Schatten unter ihren Augen hätten verraten können, dass sie nachts schlecht schlief. Xavier hatte sie seit jenem erregenden Kuss vor seinen Gästen nicht wieder angefasst, aber sie wagte es kaum, ihn anzublicken, aus Furcht, er würde das verzehrende Verlangen in ihren Augen lesen. Also ging sie ihm aus dem Weg, legte sich spät ins Bett oder stand früh auf. Je nachdem.
Gelegentlich hatte er ein paar Nächte auf dem Festland verbracht, und nur dann konnte sie ruhig schlafen. Obwohl es ihr guttat, vermisste sie ihn sehr.
Das will er doch nur, dachte sie verzweifelt. Dass du aufgibst, ihn anflehst, er möge tun, was er dir mit Blicken verspricht …
In schwachen Momenten war sie wirklich drauf und dran, sich ihm an den Hals zu werfen.
Jane seufzte und drehte sich vor dem Spiegel, um sich von der Seite zu betrachten. Sie glättete das schwarze, im Empire-Stil geschnittene Kleid über ihrem Bauch. Von Tag zu Tag zeigte sich die Schwangerschaft deutlicher.
Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Xavier stand lässig am Türrahmen, atemberaubend in seinem tadellosen Smoking. Mit Macht überfiel sie die Erinnerung an jenen Abend, als sie ihn am Swimmingpool des Hotels gesehen hatte. Jane schwankte leicht und griff Halt suchend nach der Sessellehne neben ihr.
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und umfasste ihren Arm.
„Was hast du?“
Benommen schüttelte sie den Kopf, versuchte, sich seiner Hand zu entwinden.
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