LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
„Nichts … Mir war nur kurz schwindlig. Es ist alles in Ordnung.“
Er ließ sie los, als hätte er sich verbrannt, und fuhr sich ungeduldig durchs Haar. „Du meine Güte, Jane, hätte ich zusehen sollen, wie du fällst? Seit Wochen habe ich dich nicht angerührt. Deine ängstlichen Blicke und dieses ständige Zusammenzucken reizen mich nicht gerade zu leidenschaftlichen Avancen!“
Er war wütend. Sie sah, wie der Puls an seinem Hals pochte. Am liebsten hätte sie die Lippen darauf gedrückt, seine warme Haut gespürt, seinen männlichen Duft eingeatmet …
Sie schloss die Augen. „Entschuldige. Natürlich denke ich nicht, dass du über mich herfallen wirst.“
Wie die Dinge lagen, musste sie eher fürchten, über ihn herzufallen!
„Der Hubschrauber ist startklar, der Jeep steht bereit. Ich warte unten auf dich.“
Er drehte sich um und ging.
Jane sah in den Spiegel und erstarrte. Ihre sanft geröteten Wangen, der sehnsüchtige Ausdruck in den Augen sandten eine unzweifelhafte Botschaft: Nicht vor ihm musste sie sich schützen, sondern vor sich selbst.
Frustriert wandte sie sich ab.
Als sie das Hotel betraten, hatte Jane sich wieder beruhigt. Seit ihrer Rückkehr nach Frankreich war sie nicht mehrhier gewesen. Gelegenheiten hätte es genug gegeben, zumal Sophie regelmäßig anrief, um sie zu einer Fahrt aufs Festland zu überreden. Doch Jane hatte immer wieder Ausreden gefunden, um auf der Insel zu bleiben. Sie fühlte sich nicht in der Stimmung, mit Sophie unbeschwert durch die Boutiquen zu streifen oder sich in edlen Restaurants mit ihr zum Mittagessen zu treffen.
Vor dem Ballsaal blieb Xavier stehen. Gedämpft drangen Orchesterklänge heraus.
„Bist du bereit für die Vorstellung deines Lebens?“
Sie nickte, mied aber seinen Blick. Eigentlich war sie jetzt schon erschöpft, so als wüsste sie, dass ihr ein aussichtsloser Kampf bevorstand.
„Sicher, wenn du es bist?“
„Oh, bereit bin ich schon lange.“
Jane ignorierte den bedeutsamen Unterton. Xavier nahm ihre Hand, und dann waren sie umgeben von Licht und Lärm und plaudernden, lachenden Menschen. Augenblicklich sehnte sie sich nach der Abgeschiedenheit der Insel zurück.
Aber ihr blieb nichts anderes übrig, als lächelnd und grüßend durch die Menge zu gehen. Dank Yvette sprach sie inzwischen besser Französisch, sodass sie den Small Talk mühelos verfolgen konnte.
Zwei Stunden später endeten die Reden, und auch die Tombola zugunsten eines wohltätigen Zwecks war vorüber. Jane hörte sich pflichtschuldig die endlosen Ausführungen eines langweiligen Geschäftspartners von Xavier an, als ihr plötzlich auffiel, dass er nicht mehr an ihrer Seite war. Sie sah sich um und entdeckte ihn ein paar Meter entfernt. Er überragte die meisten Anwesenden. Jetzt senkte er den dunkelhaarigen Kopf. Jane konnte erst nicht sehen, mit wem er sprach, doch dann bewegte sich die Menge, und der Blick war frei. Es war Sasha. Sie stand mit dem Rücken zu ihr. Und was für ein Rücken – makellos, die Sonnenbräune betont durch das hinten tief ausgeschnittene cremefarbene, eng anliegende Kleid.Noch während Jane sie anstarrte, griff Sasha nach Xaviers Arm, warf die glänzende Lockenmähne zurück und lachte schallend.
Von brennender Eifersucht erfasst, wäre sie am liebsten hinübergestürmt und hätte Sasha jedes goldblonde Haar einzeln ausgerissen.
„Sehen Sie sich das Weibsstück an.“
Mit hämmerndem Herzen blickte sie sich um. Der Mann war verschwunden, und Sophie stand neben ihr.
„Wie bitte?“
Sophie nickte in Richtung Xavier und Sasha.
„Ach so.“ Sie tat gleichgültig.
Die Französin wedelte nonchalant mit der Hand. „Sasha ist nicht von Bedeutung. Nein, meine Liebe, hüten müssen Sie sich vor den anderen Frauen.“
„Wen meinen Sie?“ Sie folgte Sophies Blick und sah einige mondäne Schönheiten, die sie nahezu feindselig betrachteten.
„Die, die sich Chancen ausgerechnet hatten, Ihren Platz einzunehmen – Xavier zu heiraten und ein Kind von ihm zu bekommen.“
Sophie sah, wie ihr Mann ihr zuwinkte, und zwinkerte Jane zu. „Mein Mann will was von mir … Denken Sie, was Sie wollen, chérie , aber ich gönne Ihnen Ihr Alpha-Tier. Meins hat zwar ein Bäuchlein, doch dafür ist er jeden Tag bei mir.“
Jane musste lachen. Sophie hatte einen ganz besonderen Humor.
Sie wurde schnell wieder ernst, während sie zu Xavier hinübersah. Sasha war nicht mehr die Einzige, die ihn mit Beschlag belegte. Eine schlanke Brünette und
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