LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
New York verschwand, um erst am Tag der Eheschließung zurückzukehren.
Jane hatte geglaubt, das Beste für ihr Baby zu tun – und für ihre Mutter. Leider musste sie sich eingestehen, dass sie im Grunde darauf gehofft hatte, die Dinge würden sich ändern. Dass Xavier sie irgendwann wieder so zärtlich und verlangend anblickte wie in der zauberhaften Woche im Sommer.
Nur deshalb hatte sie schließlich ihrem Verlangen nachgegeben. Sie wollte etwas zurückholen von dem, was sie so schmerzlich vermisste. Doch sie hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Jane sah ihre Zukunft klar vor sich. Mochten die Nächte vorerst voller Leidenschaft sein, die Ernüchterung war unausweichlich. Xavier würde jedes Mal hinterher erneut auf Distanz gehen. Sie stellte sich vor, wie sie dalag, sich nach seiner Liebe sehnte und in einem unpassenden, demütigenden Moment der Schwäche damit herausplatzte.
Plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie würde zu ihm gehen und ihm sagen, dass sie ihn liebte. Nicht im Rausch der Leidenschaft, sondern gelassen und erhobenen Hauptes. Jane verspürte eine innere Ruhe, eine Erleichterung, wie sie sie seit Wochen nicht mehr empfunden hatte.
Falls Xavier ihr Hoffnungen machen könnte, dass sich zwischen ihnen mehr entwickeln würde, über die körperliche Anziehung hinaus, dann wollte sie versuchen, das Beste aus dieser Ehe zu machen. Falls nicht, würde sie ihn verlassen –auch wenn allein der Gedanke daran wehtat.
Jane stieg in den Wagen. Sie war entsetzlich nervös, aber sie wollte endlich aufrichtig sein … Xavier gegenüber und letztendlich auch sich selbst.
Als sie zum Schloss zurückkam, dämmerte es bereits. Xaviers Jeep stand an seinem Platz. Janes Herz klopfte schneller.Würde sie wirklich durchstehen können, was sie sich vorgenommen hatte?
Da tauchte Xavier am Eingang auf. Mit langen Schritten kam er auf sie zu und riss die Wagentür auf.
„Wo, zum Teufel, bist du gewesen?“
Angespannt, wie sie war, konnte sie den Vorwurf nicht ertragen. „Ich bin herumgefahren“, erwiderte sie verärgert. „Oder ist das verboten? Keine Sorge, Xavier, deine kostbare Fracht ist sicher.“
Er runzelte die Stirn, ließ Jane kaum Raum, als sie ausstieg. „Fracht? Was meinst du damit?“
Sie knallte die Wagentür zu, ehe sie ihn wütend anblickte. „Das Baby … der Grund, warum wir hier sind.“
Xavier presste die Lippen zusammen. „Natürlich. Wie konnte ich das vergessen.“ Er umfasste ihren Ellbogen und zog sie mit sich.
„Xavier, lass mich los. Ich kann allein gehen.“
Abrupt ließ er den Arm sinken und fuhr sich mit der flachen Hand über die Augen. Jane fiel auf, wie fertig er aussah, und als ihr ein leichter Alkoholgeruch in die Nase stieg, musterte sie ihn kritisch.
„Hast du getrunken?“
Ein spöttischer Blick traf sie. „Ja, verehrte Gattin. Du treibst mich zur Flasche … zufrieden?“
Jane ging Richtung Küche. „Du brauchst einen Kaffee.“
Da packte er sie am Arm, riss sie herum und presste sie fest an sich. Er wirkte dunkel und gefährlich, und dass er von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet war, verstärkte den Eindruck noch. Jane schloss die Augen, hatte Mühe, beim intimen Kontakt mit seinem Körper nicht schwach zu werden.
„Xavier … lass mich …“ Sie entwand sich ihm.
„Du hast recht.“ Mit ausdrucksloser Miene trat er zurück. „Ich werde Kaffee kochen. Ich war früher nach Hause gekommen, weil ich mit dir reden wollte, und als du nicht da warst …“
„Ich … ich wollte dir auch etwas sagen …“
Er verschwand in der Küche, und Jane zog ihren Mantel aus, hängte ihn auf und betrat das Wohnzimmer. Unruhig ging sie auf und ab, setzte sich, stand wieder auf.
Xavier erschien an der Tür, in der Hand zwei Tassen. Jane nahm ihre entgegen und ließ sich wieder auf dem Sofa nieder. Er blieb am Kamin stehen.
„Jane, ich …“
„Weißt du, Xavier …“
Wieder stand sie auf, verschränkte die Hände miteinander. Ich brauche noch ein bisschen Zeit, dachte sie.
„Du zuerst“, forderte sie ihn auf.
Eine Weile stand er da und blickte ins Feuer, ehe er sich schließlich zu ihr umdrehte. Sie hatte ihn noch nie so ernst und distanziert erlebt. Eine schreckliche Vorahnung beschlich sie.
„Sei bitte ehrlich, Jane. Findest du mich so abscheulich, dass du meinen Anblick nicht ertragen kannst?“
„Natürlich nicht! Wie kannst du so etwas sagen?“
„Seit wir verheiratet sind, verhältst du dich wie ein verschrecktes Reh, wenn ich dir zu
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