LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
nahe komme. Du bist angespannt, zuckst zusammen, siehst mich eiskalt an. Oh, ich weiß, wie ich dich dazu bringen kann zu entspannen.“ Er lachte unfroh. „Wir beide können das ganz gut. Aber hinterher kannst du es offensichtlich kaum erwarten, dass ich dich loslasse, und gehst wieder auf Distanz.“
Jane wurde ziemlich blass. Sie erinnerte sich lebhaft an jene Nacht im Penthouse, als er gar nicht schnell genug aus dem Bett kommen konnte. Die Demütigung wirkte bis heute nach.
„Das beruht ja wohl auf Gegenseitigkeit“, sagte sie verbittert.
Xavier musterte sie und seufzte. „Ich habe den ganzen Tag nachgedacht … über uns. Und nicht nur heute. Bisher habe ich es vor mir hergeschoben, um mich nicht damit auseinandersetzen zu müssen.“ Er sah kurz ins Feuer, bevor er Jane wieder ansah. „Aber ich sollte dir etwas erklären.“
„Bitte.“
Jane wunderte sich über sich selbst, dass sie so ruhig klang.
Er schob die Hände in die Hosentaschen. „Meine Eltern haben keine glückliche Ehe geführt. Bis zu dem Tag, als meine Mutter starb – ich war damals fünf –, war ich das Opfer auf dem Schlachtfeld ihrer kaputten Beziehung. Sie benutzten mich, zerrten mich hin und her. Mein Vater hat nie wieder geheiratet, weil er verbittert war und nicht, weil er meine Mutter so sehr geliebt hat. Und ich fürchte, mit uns wird genau das Gleiche passieren. Heute Morgen, Jane, da haben wir uns angegiftet wie sie damals bei jeder Gelegenheit.“ Er holte tief Luft. „Kein Kind sollte unter solchen Umständen aufwachsen. Deshalb habe ich beschlossen, einer Trennung zuzustimmen, wenn du es auch willst. Dann wären wir in der Lage, einander wenigstens mit Respekt zu begegnen.“
Jane hatte den Atem angehalten und stieß ihn jetzt zittrig aus. „Wie … wie meinst du das?“
„Wir wissen beide, dass unsere Ehe nicht funktioniert. Du hattest deine Gründe, und ich habe es ausgenutzt. Durch die Eheschließung dürften die Erbangelegenheiten geregelt sein. Ich hätte dich nie hierher zurückbringen sollen.“
Matt sank sie auf die Couch. Da fuhr er auch schon fort: „Glaub mir, ich bin versucht, einfach weiterzumachen, aber das wäre feige. Diese körperliche Anziehung ist nicht genug, wenn sie uns nicht davor bewahrt, verletzt oder gekränkt miteinander umzugehen.“
Also waren Lust und Leidenschaft das Einzige, was ihn mit ihr verband, und das war nicht genug …
„Selbstverständlich kannst du wohnen, wo du willst. Möchtest du hierbleiben, gut, ich ziehe dann aufs Festland. Du würdest hier gut versorgt. Falls du allerdings gehen willst, bitte ich dich nur darum, in Frankreich zu bleiben, damit ich besser zu … unserem Kind Kontakt halten kann.“
Es klang so kühl, so geschäftsmäßig.
Jane zwang sich, wieder aufzustehen. Immerhin gab er ihr,wenn auch unwissentlich, eine Chance, das Gesicht zu wahren. Xavier brauchte nie zu erfahren, wie sehr sie ihn liebte.
„Jane, ich weiß, dass du nicht glücklich bist. Du bist heute ein ganz anderer Mensch als im Sommer.“
Du auch, dachte sie traurig.
„Stimmt, ich bin nicht glücklich.“ Mit starrer Miene sah sie ihn an.
„Du wolltest mir auch etwas sagen?“
Sie unterdrückte ein hysterisches Lachen. „Würdest du mir glauben, wenn ich sagte, ich wollte auch um die Trennung bitten?“
Xavier seufzte schwer. „Ja. Zumindest in diesem Punkt wären wir uns einig.“
Jane drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür, musste sich aber beherrschen, nicht hinauszurennen.
„Jane, warte. Wir sollten jetzt darüber reden … über das, was wir tun werden …“
Sie war weiß im Gesicht, als sie sich ihm noch einmal zuwandte. „Ich bin sehr müde und möchte mich eine Weile hinlegen.“
„Dann schlafe ich heute Nacht in einem der Gästezimmer.“
Jane hatte seine Antwort kaum abgewartet. Sie eilte durch die Halle, um nun endlich allein zu sein, sich irgendwo einzuschließen, damit sie ihren Tränen freien Lauf lassen konnte.
Sie hatte die Treppe noch nicht erreicht, als ein scharfer Schmerz sie durchfuhr. So heftig, dass sie keine Luft mehr bekam. Wie durch Watte nahm sie wahr, wie jemand ihren Namen rief, dann sank sie zu Boden.
Als sie wieder zu sich kam, hob Xavier sie gerade auf die Arme. Jane vergaß, worüber sie kurz zuvor geredet hatten, dachte voller Angst nur an das Baby – und daran, wie ihre Zukunft ohne dieses Kind aussehen würde.
Leer.
Xavier würde sie wegschicken und nichts mehr von ihrwissen wollen. Verzweifelt krallte sie die
Weitere Kostenlose Bücher