LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
sich dichter an ihn. Vielleicht war es die letzte Nacht, die sie mit ihm in einem Bett verbrachte.
Sonnenlicht flutete ins Zimmer, als Jane aufwachte. Der herrliche Morgen verlor jedoch schlagartig von seiner Schönheit, da sie sich an die gestrigen Ereignisse erinnerte. Ihr wurde das Herz schwer. Es gab keine Hoffnung mehr, kein Vielleicht, dass Xavier doch mehr für sie empfinden könnte.
Sie quälte sich aus dem Bett. Erst ein zartes Stupsen in ihrem Bauch machte ihr bewusst, dass sie nicht alles verloren hatte. Mit dem Baby blieb ihr wenigstens etwas von Xavier. Jane lächelte wehmütig vor sich hin.
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Xavier betrat den Raum, ein Tablett in den Händen. Er war frisch rasiert und wirkte dynamisch wie immer, aber ihr entgingen nicht die Schatten unter seinen Augen und die feinenFältchen um seinen Mund. Mitgefühl wallte in ihr auf, doch sie unterdrückte es rasch.
„Hier ist dein Frühstück. Dr. Villeneuve wartet unten. Wir können los, sobald du angezogen bist.“
„Mir geht es schon viel besser. Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist. Wir müssen nicht …“
„Jane“, unterbrach er sie. „Wir fahren ins Krankenhaus.“
Er stellte das Tablett ab und ging hinaus. Er hatte sie kaum angesehen.
Jane zwang sich, eine Kleinigkeit zu essen, obwohl sie keinen Appetit hatte. Nach dem Duschen zog sie Jeans und eine weite Bluse an und machte sich auf den Weg nach unten.
Kurz darauf saßen sie im Hubschrauber. Drüben wartete ein Wagen, sie fuhren in die Klinik, und Xavier sorgte dafür, dass Jane in einem Einzelzimmer untergebracht wurde. Die Krankenschwester verschwand, und Jane blieb mit ihm allein.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Fensterbank.
„Mich interessiert noch, warum du mich um die Trennung bitten wolltest“, sagte er, nachdem das Schweigen drückend geworden war. „Du hast es mir nie gesagt.“
Dass er so ruhig, fast unbeteiligt darüber sprach, brachte alles wieder hoch – die Erinnerung an Schmerz, Kummer und Verzweiflung, die ihr gestern Abend zugesetzt hatten. Sie verspürte den irrationalen Wunsch, ihn zu verletzen, ihn mit irgendetwas zu treffen, das diese kühle Fassade durchbrechen würde. Wenn sie ihn wütend machte, würde er vielleicht aus dem Zimmer stürmen und sie endlich in Frieden lassen!
Jane hob das Kinn und blickte ihm in die Augen. „Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagte, dass ich mich von dir trennen möchte, weil ich …“ Sie stockte, sein durchdringender Blick ließ ihr Herz schneller klopfen.
„Nun?“ Spöttisch zog er die Augenbrauen hoch.
Mehr brauchte sie nicht. Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, und es störte Jane nicht, dass ihre Stimme dabeibebte. „Weil … ich dich liebe, Xavier. Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut. Jedes Mal, wenn ich dich ansehe, sehne ich mich danach, in deinen Armen zu liegen, dir von ganzem Herzen meine Liebe zu beweisen. Aber du liebst mich nicht, und ich fürchte, ich werde keine Kraft mehr haben, wenn das Baby da ist. Deshalb die Trennung. Ich brauche nur mit dir im selben Raum zu sein, und ich begehre dich mit einer Leidenschaft, die mir Angst macht. Für dich ist es nur körperlich, und eigentlich bist du an dem Baby interessiert, nicht an mir.“ Zittrig holte sie tief Luft und sah deshalb nicht, dass er sich aufgerichtet hatte und blass geworden war. „Ich weiß, du wirst mich nie lieben, kannst mich nie lieben – das ist genauso gut ein Grund für eine Trennung wie deiner.“
Tränen verschleierten ihr die Sicht, ihre Lippen bebten, und sie fühlte sich schutzlos und verletzlich wie nie zuvor in ihrem Leben.
Sie wandte den Kopf ab und schloss die Augen, während ihr heiße Tränen über die Wangen rollten, und wartete darauf, das Zuschnappen der Tür zu hören. Wartete darauf, um das Schluchzen nicht länger unterdrücken zu müssen.
Doch sie hörte die Tür sich nicht öffnen und schließen. Stattdessen spürte sie, wie die Matratze sich senkte, spürte eine warme Hand unter ihrem Kinn, die ihren Kopf herumdrehte. Sie ließ die Augen fest geschlossen und bedeckte das Gesicht mit einer Hand, in dem kläglichen Versuch, ihren Schmerz zu verbergen.
Xavier nahm sie sanft herunter. Jane konnte das Schluchzen kaum noch unterdrücken, zwang sich aber, ihn anzusehen. „Bitte, Xavier … Lass mich allein“, stieß sie hervor.
Er wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht. „Jane, du liebst das Baby, nicht mich.“
Wie
Weitere Kostenlose Bücher