Liebesvergessen (German Edition)
zu Besuch. Das werde ich schon überleben. Und immer noch besser, als wenn der arme Hund tot wäre… und tausend Mal besser, als wenn schon eine Neue warten würde. Ich atmete hörbar aus.
„Ja und?“, fragte ich unbekümmert.
Tom machte spitze Lippen, große Augen und redete so, als müsse er einer Fünfjährigen einen Bauklotz erklären.
„Nun ist es so, dass du und Hermine, also meine Mutter ,… naja wie soll ich es am besten in Worte kleiden?“ Er machte ein nachdenkliches Gesicht und kratzte nervös an seinem Dreitagebart.
„Um die ganze Situation mal von der positiven Seite zu beleuchten, ihr beide könnt euch glücklich schätzen, dass ihr heute die einmalige Gelegenheit habt, euch neu kennen- und auch schätzen zu lernen.“
Will der mich verarschen? Ich wurde langsam misstrauisch, versuchte dennoch weiterhin meine dankbare Seite zu repräsentieren. Schließlich verdankte ich es Tom, dass ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde.
„Ich weiß gar nicht, weswegen du so einen Bohei um deine Mutter machst. Noch dazu ist sie meine Ex-Schwiegermutter, was hab´ ich überhaupt mit ihr zu tun?“, drängte ich Tom nun die Frage auf.
Toms Miene wechselte von unsicher zu schuldbewusst.
Unwirsch und fast tonlos entgegnete er: „Ja liebe Penny, hier genau liegt der Hund begraben.“ Da war er wieder – der tote Hund!
Ich merkte, wie sich meine neu entdeckte Eigenschaft, nämlich „Ungeduld“, in meiner straffen Brust breit machte.
„Welcher Hund? Worauf willst du eigentlich hinaus, Tom?“, fragte ich genervt.
„Verdammt“, fluchte Tom, „Penny, ich zieh das Pflaster jetzt mal mit einem Ruck ab, mir rennt ja auch die Zeit davon“, kam es nun schon flüssiger.
„Ja los, reiß ab“, stachelte ich ihn an und lächelte aufmunternd.
„Okay! Meine Mutter weiß nicht, dass wir geschieden sind und ihr Besuch wird zeitlich auch etwas, sagen wir, ausgedehnter sein. Sie wird für eine Weile bei uns wohnen. Sie hat sich mit meinem Vater, also deinem Schwiegervater überworfen und...“
„Moment mal!“, unterbrach ich, „du meinst ja wohl Ex-Schwiegervater und auch Ex-Schwiegermutter, oder?“ Tom ging in Deckung.
„Ja genau. Du hast ja Recht“, lenkte er ein. „Das Ganze musste ja irgendwann nach hinten losgehen.“ Tom lehnte seine Wange gegen seinen linken Arm und schaute mich flehend an.
Oh nein! Nicht dieser Dackelblick!
„Pass auf! Ich habe ihr von deinem Gedächtnisverlust erzählt. Und auch sie ist nun bereit, einen Neuanfang zu starten. Ihr wart in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung, aber sie will sich wirklich Mühe geben!“ Tom seufzte und dackelte flehend in meine Richtung.
„Was soll das eigentlich heißen? Konkretisiere mal „eine Weile“, forderte ich. Die nächste Schwindelattacke nahm mich in Besitz.
„Eine Weile eben. Nur solange, bis sich meine Eltern wieder vertragen haben“, zuckte er unwissend die Achseln.
„Woher sollte ich auch wissen, dass du dich so schnell berappelst?“
„Na das ist jetzt aber die blödeste Ausrede von allen! Was wäre denn, wenn ich diesen Unfall nie gehabt hätte?“, schnaubte ich.
„Penny“, lenkte er ein, „lass uns nicht streiten. Wer weiß, wofür es gut ist? Du kannst jetzt auch Hilfe gebrauchen und wenn meine Mutter eins ist, dann hilfsbereit. Beruhige dich einfach, der Rest wird sich ergeben.“
Die nächste Schwindelattacke brachte mich zur Strecke.
„Also gut, fahr einfach los, wir werden ja sehen, wie es läuft.“ Tom startete den Motor.
„Wo will sie eigentlich schlafen, deine Mutter?“, stellte ich schlussendlich die alles entscheidende Frage.
Tom fuhr gleichzeitig an und rutschte noch tiefer in seinen Autositz.
„Ich hab ihr angeboten, in der oberen Etage zu schlafen, also in deinem Zimmer“, murmelte er leise vor sich hin.
„Du hast was?“, schrie ich empört.
„Du kommst doch mit deinem Fuß sowieso nicht die Treppe rauf. Du kannst bei mir im Atelier schlafen. So kann ich mich auch besser um dich kümmern.“ Tom lächelte charmant, was mich – wie ich mir selber eingestehen musste – versöhnte. In seinen Mundwinkeln machten sich spitzbübisch zwei Grübchen breit. Es fiel mir schwer, nicht zurück zu lächeln, aber so einfach wollte ich es ihm auf keinen Fall machen.
Eigentlich war das ein gutes Thema für einen wirklich schlechten Film: Ex-Ehefrau lässt sich über den Haufen fahren, kommt endlich aus dem Krankenhaus nach Hause und findet dort ihre Schwiegermutter vor, die gar
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