Liebesvergessen (German Edition)
lernen. Mich neu kennenzulernen“, sagte ich aufrichtig und Tom schüttelte nachsichtig den Kopf. Nachdem er gegangen war, lehnte ich mich entspannt in meine Kissen und war voller Vorfreude für den morgigen Tag. Für einen Moment dachte ich an Toms stoppeligen Dreitagebart, den ich berühren durfte, als ich ihm den Kuss auf die Wange gedrückt hatte. Auch der Moment, in dem er verlegen gelächelt hatte, zauberte mir ein debiles Grinsen ins Gesicht. Sein Aftershave hing noch in der Luft als er längst gegangen war. Es roch seltsam vertraut. Ich mochte seinen Duft. Es dauerte Stunden bis ich einschlief, aber als es dann doch geschah, fiel ich in einen tiefen Schlaf.
Ich schlief. Ich wurde wach durch ein dumpfes Klopfen, erst leise, verhalten, dann wurde das Klopfen lauter, fordernder. Ich blinzelte. Im Zimmer war es dunkel. Ich schaute auf die rote Leuchtanzeige meines Weckers. 3:17 Uhr. Wer kann das sein? Es klopfte lauter.
„Penny. Bitte! Mach auf! Ich bin‘s!“
Die Stimme kam mir bekannt vor. Benommen setzte ich mich auf. Langsam stand ich auf und torkelte schlaftrunken zur Tür.
„Wer ist da?“
„Penny, ich bin‘s Georg, mach die Tür auf, wir haben zu reden.“
Mir war unbehaglich. Ich öffnete einen Spalt breit die Tür und Georg verschaffte sich ohne Zögern Zutritt, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich von innen dagegen. Mein Herz schlug bis zum Hals. Sein Atem roch stark nach Alkohol, Whiskey vermutlich. Sein Blick war fordernd. Mir wurde noch unbehaglicher. Ich muss ihn loswerden!
„Georg, geh jetzt. Lass uns morgen reden. Wenn du wieder nüchtern bist. Bitte!“ Georg umfasste meine Hüfte.
„Ich hab schon viel zu lange gewartet.“ Er zog mich an sich.
Ich schreckte hoch. Noch benommen vom Traum und enttäuscht über die Tatsache, dass ich dessen Ausgang nicht kannte, war ich heute offensichtlich von ganz allein wachgeworden. Spieß Agnes würde sich bestimmt grämen, dass ich ihrer allmorgendlichen Gardinen-Aufreiß-Attacke nicht mehr zum Opfer fallen konnte. Verdammt ! Ich starrte zur Decke und überlegte krampfhaft, ob der Traum eine Situation widerspiegelte, die ich schon einmal durchlebt hatte. Ich hatte mich unsicher, unbehaglich gefühlt. Jedoch wusste ich nicht, ob das der Betrunkenheit Georgs geschuldet war oder dem Umstand, dass er mich so grob an sich gerissen hatte.
Ich stand auf und humpelte ins Bad, um meiner Morgentoilette beizukommen. Das würde einige Zeit in Anspruch nehmen und ich wollte bereit sein, wenn Tom mich abhol te. Ich empfand jegliche Verrichtung als umständlich und schmerzhaft und jedwede Bewegung forderte mir ein hohes Maß an Geduld mir selbst gegenüber ab. Nach nur kurzer Zeit war ich halbwegs gereizt und überspannt und überlegte, ob ich diese Eigenschaften meiner Verfassung oder meinem Wesen zu verdanken hatte, ohne ein Resultat zu erzielen. Kurz vor dem gefühlten Eintritt meines Rentenalters hatte ich geduscht, war frisiert und einigermaßen geschminkt. Ich wühlte in meiner Sporttasche nach meiner Kleidung. Tom hatte mir BH´s und Slips jeweils als Garnitur eingepackt, allesamt waren schwarz mit Spitze. Ob ich schwarz bevorzugte? Ich zog den Slip über und klingelte nach Agnes, damit sie mir den BH schloss. Zu meinem Erstaunen saß die Unterwäsche wie angegossen. Mir wurde klar, dass ich nur einen Socken benötigte, zog mir diesen umständlich über und stopfte den zweiten zurück in die Tasche. Ich entfaltete einen rosafarbenen Jogginganzug und erkannte, dass dieser von Belmonda war. Ich erkannte die Marke und wusste, dass der Anzug teuer gewesen sein musste. Legte ich Wert auf Labels? Hatte ich mir den selbst gekauft oder schenken lassen? Ich konnte mich nicht erinnern, fühlte mich aber wohl in Frottee, wie ich feststellte. Nachdem ich vollständig angezogen war, fühlte ich mich matt und erschlagen. Meine Rippen schmerzten bei jedem Atemzug und für einen Moment überlegte ich, ob ich mir mit der Entlassung zu viel zumuten würde, verwarf den Gedanken aber schleunigst. Ich legte mich auf mein Bett und ruhte mich aus, bis die Morgenvisite im weißbekittelten Halbkreis wieder auf mich hinabschaute. Die Ringelnatter beliebte ob meines Anblickes zu scherzen: „Ach Mademoiselle Plage möchte wohl den ersten Preis gewinnen und Miss Gipsbett werden und der Lidstrich funktioniert auch schon wieder! Prächtig! Prächtig!“ Der Rest der Quacksalber wieherte im Chor. So viel Stümper auf einen Haufen ,
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