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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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gebracht. Betsy, wie ich annahm, freute sich maßlos über mein Erscheinen und ich tat ihr den Gefallen und kraulte sie stürmisch, während sie anfing mich abzuschlecken. Ich freute mich, dass sie mich erkannte. Nach der ausgiebigen Begrüßungszeremonie hielt Tom sie am Halsband fest, so dass ich ins Hausinnere humpeln konnte.
    Wieder stieg Übelkeit in mir hoch und ich versuchte ein Aufstoßen zu unterdrücken. Schwindel erfasste mich und Hermine stützte mich von hinten.
    Während sie mir zeigte, wo es lang ging, säuselte die Weißhaarige: „Meine liebe Penny, wie schön, dass wir uns mal wieder sehen.“ Ich versuchte ein Lächeln, merkte aber selbst, dass es nur eine Grimasse war.
    „Mama, ich habe dir doch gesagt, dass sie sich nicht an dich erinnert“, mahnte Tom vorwurfsvoll.
    „Wo kann ich mich denn am besten kurz mal lang machen? Mir ist schwindlig“, murmelte ich und fühlte, wie sogar mein gesundes Bein schwächelte.
    „Du siehst aber auch ganz schön blass aus“, lächelte Oma Hermine mich an und zog ihre Mundwinkel gespielt nach oben, ohne dass ihre Augen mitlachten.
    „Was denn nun? Ganz schön oder blass?“, fragte ich, wenngleich ich die Gegenfrage sofort bereute. Während der Fahrt hatte ich eigentlich den Entschluss gefasst, ihr und mir eine Chance zu geben, insbesondere im Hinblick darauf, dass sie sicher die Agnes mimen würde. Aber gleichzeitig war ich immer noch enttäuscht darüber, dass Tom ihr mein Schlafzimmer zur Verfügung gestellt hatte. Wir gingen durch einen kleinen Flur, durchquerten eine große, beeindruckend geräumige Küche und machten in einem noch größeren Wohnzimmer Halt. Als ich die Couch erblickte, ließ ich mich dankbar in die Kissen sinken. Ich schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch. Die Übelkeit ließ langsam nach und ich öffnete meine Augen. Tom und Oma Hermine standen über mich gebeugt und beäugten mich mit besorgter Miene. Der Geruch mindestens einer halben Flasche Kölnisch Wasser ließ meine Übelkeit wieder auferstehen und selbst Betsy hatte zu meinen Füßen Platz genommen und ihre Pfote quer über ihrer Nase drapiert. Armes Hundchen!
    „Du kannst dich wirklich nicht an mich erinnern?“, fragte Hermine nun, genau wie alle anderen vor ihr. Jeder von ihnen wollte von mir wissen, ob ich nicht genau bei ihm eine Ausnahme machen könn te. Ich kannte keinen von ihnen mit Ausnahme von Udo Jürgens, Max und Moritz und Lassie. Ich schüttelte bedauernd den Kopf und fing an, das Wohnzimmer in Augenschein zu nehmen. Es war geräumig und ich lag auf einer braunen Designer-Wohnlandschaft Marke Jamy. Verdutzt darüber, dass ich das wusste, setzte ich mich auf und suchte nach einem Label an der Couch und fand es „Design by Jamy“. Gut, dass niemand wusste, dass ich mich an eine Designer-Couch erinnern konnte, nicht aber an Menschen, die mir nahe standen. Ein wenig schämte ich mich fast dafür. Vor mir stand der zur Jamy passende Designer-Tisch, ich nahm an, dass die Oberfläche satiniertes Sicherheitsglas war. Die Kanten des Tisches waren geschliffen. Mein Blick schweifte nach links zur großen Wand. Dort präsentierte sich eine Wohnwand mit zum Teil offenen Regalen, aber auch geschlossenen Schüben. In den Regalen standen Bücher, ordentlich angeordnet. An einer weißen Lackwand hing ein Fernseher von Bang & Olufsen, samt Stereo-Surround-Anlage. Das Gesamtensemble musste ein Vermögen gekostet haben. 
    „Darf ich dir etwas zu trinken bringen Penny?“, fragte Hermine mit bittersüßem Grinsen in ihrer faltigen Mimik.
    „Ein Wasser bitte“, gab ich milde zur Antwort. Ich fühlte mich müde und gereizt. Enttäuscht nahm ich zur Kenntnis, dass das Wohnzimmer keinerlei Erinnerungen in mir wach rief, jedenfalls keine Erinnerungen an Menschen oder Begebenheiten. Ich drehte mich um und begutachtete die gegenüberliegende Wand. Dort prangte ein mächtiger, gemauerter Kamin. Neben dem Kamin hing ein Gemälde. Das Motiv zeigte eine engelsgleiche Frau, die von einem Teufel im Arm gehalten wurde. Die Frau hatte Flügel und sollte anscheinend das Gute darstellen, während der Teufel für das Böse stand.
    „Hast du das gemalt?“, fragte ich Tom, der die ganze Zeit schweigend dagestanden hatte.
    „Ja, du mochtest das Bild und fandst, dass es gut hier rein passt.“
    Auch jetzt empfand ich so. Die Inneneinrichtung zeugte von Geschmack. Als wenn Tom meine Gedanken lesen konnte, sagte er: „Das hast du alles selbst eingerichtet. Und? Fällt dir was ein?

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