Liebesvergessen (German Edition)
Kannst du dich an irgendetwas erinnern?“ In seiner Stimme schwang Hoffnung mit. Ich seufzte.
„Tom, sag mal, können wir einen Pakt schließen?“, fragte ich entmutigt.
„Ja sicher! Was meinst du?“ Er setzte sich auf die kurze Seite der Couch und hob entspannt seine Arme hinter seinen Lockenkopf.
„Bitte hör auf zu fragen, ob ich mich an irgendetwas erinnern kann. Das nervt“, entgegnete ich kratzbürstiger als es sich anhören sollte.
Es klingelte. Oma Hermine eilte neugierig zur Tür. Ich vernahm Stimmengewirr und dann Oma Hermines Stimme:
„Oh, na ob das gut ist? Sie sieht wirklich sehr blass aus. Ich glaube, sie brauchte jetzt vor allem Ruhe.“
Die fesche Isa ließ Oma Hermine unbeeindruckt hinter sich und preschte ins Wohnzimmer. Isa schob ihre Sonnenbrille von der Nase auf Ihren Kopf.
„Da komm ich dich in der Klinik besuchen und du bist längst entlassen. Mensch! Du machst ja Sachen. Ich dachte, die hätten dich in die Pathologie verlegt. GOTT!“ Sie ließ sich neben Tom plumpsen und schaute Hermine an.
„Ich weiß nicht, ob i hr euch kennt. Das ist Isa, meine Freundin“, ich deutete auf Isa, „…und das ist meine Schwiegermutter Hermine.“
„Und ob!“, winkte Isa ab. „Wir kennen uns. Zwar nicht eingehend, aber das hat … sagen wir … mehrere Gründe...“
Isa zwinkerte mir verschwörerisch zu und Oma Hermine straffte die Schultern.
„Was machen Sie überhaupt hier?“, fragte Isa nun an Hermine gewandt.
Hermine setzte sich steif in den Wohnzimmersessel und betrachtete verlegen ihre Hände.
„Ich glaube zwar nicht, dass Sie das irgendetwas angeht, aber ich ziehe zurzeit eine räumliche Trennung von meinem Ehegatten vor.“ Nervös glitt sie sich mit ihren Fingern durch ihre Haare.
„Und ein Sylter Strandurlaub ist Ihnen da nicht in den Sinn gekommen?“, hakte Isa provokant nach.
„Hör auf Isa. Lass sie in Ruhe“, bat Tom, um die Situation zu entschärfen.
„Und wie lange wollen Sie hier wohnen bleiben?“, trat Isa nach.
Im Stillen dankte ich Isa für ihre Direktheit, weil das genau die Frage war, die ich mich nicht zu stellen gewagt hatte. Hermine räusperte sich verlegen und glättete ihre weiße Kittelschürze, die ganz sicher nicht Haute Couture war.
„Ich bleibe solange stur, bis Alfhard klar wird, dass es noch mehr im Leben gibt als Hertha BSC, Formel Eins, Angelverein und zwei Mal in der Woche Skat und Dart.“
Ich wollte mir die Faust in den Rachen rammen, um nicht lachen zu müssen, aber Toms Blick war derart einschüchternd, dass mir das Gackern im Hals gefror. Abgesehen davon, dass mein Schwiegervater alle mir bekannten Männer-Klischees abdeckte, belustigte mich sein Name. Isa räusperte sich.
„Na das kann ja dann den Sommer dauern“, vermeldete Isa zänkisch. Sie drehte sich zu mir: „Vielleicht solltet ihr ein Schwiegermutterhäuschen anbauen, eigens für die liebe Hermine. Auch wenn du dich nicht daran erinnerst, aber ich weiß, dass du Alfi magst und eins ist mal sicher: er wird sich niemals ändern. Das ist ein Opa, wie er im Buche steht. Und, dass der nicht schon längst für immer Zigaretten holen gegangen ist, grenzt an ein Wunder.“
Das ließ Hermine so nicht gelten: „Der wird schon se hen, was er davon hat. Mal sehen, ob ihn der Angelverein bekocht oder ob ihm seine Dartfreunde die Betten beziehen oder ob ihm seine Skatkumpanen die Wäsche waschen“, orakelte sie mit erhobenem Zeigefinger.
„Also Mama! Isa! Schluss jetzt! Wir haben hier ganz andere Probleme und ihr kriegt euch in die Haare, schämt euch was!“, sprach Tom ein Machtwort.
„Genau! Penny hat andere Probleme, nämlich sich an eure Ehe zu erinnern, oder Penny?“, ätzte Isa in Toms Richtung. Das hatte gesessen. Tom machte einen Rückzieher.
„Gut Penny-Schatz“, lehnte sich Isa in die Kissen, „falls dir deine liebe Verwandtschaft hier über den Kopf wachsen sollte, will ich dir nur sagen, dass bei mir jederzeit ein Zimmer frei für dich ist. Nur für den Fall...“ Provozierend schaute sie zu Tom und Oma Hermine.
„Tom meint, es wäre eine gute Gelegenheit, Hermine von ihrer besten Seite kennenzulernen“, versuchte ich versöhnend, wobei mir mein inneres Ich einen Vogel zeigte. Oma Hermine nickte übereifrig.
Es klingelte. Während Hermine erneut aufsprang, um neugierig die Tür zu öffnen, flüsterte Isa mir ins Ohr: „Wir müssen überlegen, wie wir die Alte wieder loswerden. Du hasst sie!“ Vor meinem geistigen Auge erschienen mir Körbe
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