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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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nicht weiß, dass ihr Sohn längst von ihr geschieden ist.
    Selbst Wes Craven hätte diesen Horror nicht besser inszenieren können und der war immerhin der Meister des Schreckens.
    Ich nehme doch lieber den toten Hund statt der ahnungslosen Ex-Schwiegermutter , murmelte mein Unterbewusstsein. Auch drängelte sich mir die Frage auf, ob diese ganze Farce eher ein Rachefeldzug des Ex gegen die Ex war oder doch nur harmlose Aneinanderreihung von wirklich bescheuerten Zufällen.
    Tom fuhr an eine rote Ampel.
    „Dann kriegt sie vielleicht auch gar nicht mit, dass wir geschieden sind. Meinst du nicht, wir könnten noch ein bisschen so tun als ob?“ Wieder brachte Tom seine hinreißenden Grübchen zum Einsatz. Und ich erlag ihnen.
    „Also schön“, gab ich klein bei. „Sei froh, dass ich keine Kraft für Auseinandersetzungen habe, sonst würdest du mir nicht so leicht davonkommen Bürschchen! Eigentlich wollte ich nach Hause, um endlich in meiner gewohnten Umgebung zu sein. Ich will mich endlich wieder an mein Leben erinnern. Und jetzt muss ich deiner Mutter eine Schmierenkomödie vorgaukeln. Schäm dich!“, predigte ich Moral. Tom nickte brav.
    „Ja, ich find‘s ja selbst blöd, aber ich danke dir aus tiefstem Herzen, dass du mitspielst.“ Ich nickte und versuchte, mich für den Rest der Autofahrt zu entspannen. Die Schmerztablette, die Agnes mir heute Morgen eingeflößt hatte, büßte inzwischen ihre Wirkung ein. Mein Arm pochte und die Schmerzen in meinen Rippen brachten mich an meine Grenzen. Nach zirka zwanzig Minuten, in denen zwischen uns angespanntes Schweigen herrschte, bog Tom von der Hauptstraße in die Riensbergstraße und hielt vor vier Mülltonnen. Er stellte den Motor ab und guckte mich aufmunternd an.
    „Früher, als ich meinen uralten Käfer hier geparkt habe, hat Vera den Müllmännern immer Geld geboten, damit sie mein Auto einsacken, allerdings erfolglos“, versuchte Tom zu scherzen. Ich verdrehte die Augen. Tom stieg aus, ging ums Auto und reichte mir meine Krücke.
    „Wissen unsere Freunde eigentlich, dass wir deiner Mutter unsere Ehe nur noch vorgaukeln?“, fragte ich spitz. Tom grinste.
    „Ja, die meisten sind eingeweiht, zumindest Vera, Isa und Georg. Sie alle kennen meine Mutter auch.“
    „Warum haben wir ihr eigentlich nie erzählt, dass wir geschieden sind?“, hakte ich nun nach. „Das sind doch nur drei Wörter! WIR. SIND. GESCHIEDEN.“ Und das sagte ich so langsam, als würde ich einem Erstklässler das Wort O-M-A buchstabieren. Tom zuckte die Achseln.
    „Mama ist erzkonservativ und katholisch und irgendwie fand sich auch nie der richtige Zeitpunkt, um es ihr zu erzählen. Abgesehen davon gönntest du ihr auch nicht den Triumph, weil sie unsere Ehe schon von Anbeginn zum Scheitern verurteilt hatte.“
    „Wieso das denn?“, fragte ich verunsichert.
    „Ihr hattet eben einen schlechten Start. Nun warte erst mal ab, vielleicht gebt ihr euch beide einfach eine neue Chance. Ich würde mich freuen, wenn ihr euch annähert.“
    Tom holte meine Tasche aus dem Kofferraum und schlenderte langsam vor, derweil ich im Schneckentempo hinter ihm her humpelte.
    Wir passierten einen weißen Gartenzaun, hinter dem eine gleichmäßig geschnittene Hecke den Blick aufs Haus versperrte. Ich war nervös und neugierig auf unser Heim. Wir stoppten vor einem Gartentor, an dem ein Klingelschild befestigt war. Dort stand in schnörkeliger Schrift auf Messing eingraviert: „Plage“. Offensichtlich hatte ich seinen Namen nach der Scheidung behalten. Tom fingerte den Schlüssel aus seinem Sakko und schloss das Gartentor auf.
    Wir passierten das Tor und zum Vorschein kam ein zweigeschossiges Einfamilienhaus mit blauem Ziegeldach und zweistufiger Granittreppe. Auf der linken Hausseite kam ein imposanter teilverglaster Wintergarten zum Vorschein, der mutmaßlich Toms Atelier war. Wir gingen über Granitplatten, die wechselseitig angeordnet waren, zum Hauseingang. Als Tom die Tür aufschließen wollte, wurde sie von innen wie von Geisterhand geöffnet und vor uns stand eine ältere, dicke, hornbebrillte Frau mit schlohweißem Haar und weiß gestärkter Kittelschürze. Im ersten Moment hatte sie Ähnlichkeit mit Mrs. Doubtfire. Von hinten sprang an ihr aufgeregt und über alle Maßen rücksichtslos eine Golden-Retriever-Dame auf und nieder und bahnte sich gekonnt einen Weg zu mir. Nun sprang sie an mir hoch und ich hatte Mühe, ihr Stand zu halten. Hätte Tom mich nicht gestützt, hätte sie mich zu Fall

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