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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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lag es mir auf der Zunge. Ich hatte mir ein wenig Augen-Make-up gegönnt und vergeblich versucht, mein blaues Auge zu übertünchen. Entmutigt hatte ich irgendwann angefangen, die andere Seite auch einfach blau an zu tuschen und fand das Ergebnis ganz, sagen wir symmetrisch. Ich mimte die Leberwurscht und sagte gar nichts mehr.
    Als nächstes befreite Herr Doktor Johannson meine Nase von dem übergroßen Gips und versorgte sie mit einem Kleineren, einem, der nur noch meinen Nasenrücken bedeckte. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass auf Höhe meiner Nasennebenhöhlen zwar noch eine leichte Schwellung und Rötung prangte, aber sonst keine weiteren blauen Flecken zum Vorschein kamen. Angesichts der Tatsache, dass ich erst vor drei Tagen einen faszinierenden Salto mortale zum Besten gegeben hatte, fand ich mein Erscheinungsbild einigermaßen zufriedenstellend. Es fiel mir nicht leicht, mir das selbst einzugestehen, aber ich wollte Tom beeindrucken. Das war mit meinem aktuellen Gesicht zwar eine enorme Herausforderung, aber ich war bereit, mich ihr zu stellen. Zur Not hatte ich immer noch eine Wespentaille, auf die ich zurückgreifen konnte oder einen knackigen Hintern in rosa Frottee. Ob ich wollte oder nicht, Tom hatte es mir angetan. Ich ertappte mich immer häufiger dabei, mir Toms wegen Illusionen zu machen.
     
                                                           
    Während Agnes mich mit Verhaltensmaßregeln für meine ambulante Nachsorge und meinen Entlassungspapieren malträtierte, betrat Tom mit einem leeren Rollstuhl das Zimmer. Er wartete geduldig ab, bis das Entlassungsgespräch und die Formalitäten erledigt waren.
    Tom begrüßte mich mit einem schüchternen Wangenkuss und einmal mehr bedauerte ich, dass wir kein Paar mehr waren. Was konnte vorgefallen sein, dass wir uns so entfernt hatten? Seine Nähe strahlte so viel Selbstverständlichkeit aus und je näher ich ihm war, umso wohler fühlte ich mich. Ich nahm im Rollstuhl Platz und Tom schob mich durch die Flure des Krankenhauses bis hin zur Ausfahrt, in der unser Auto in zweiter Spur parkte. Offensichtlich waren wir stolze Besitzer eines schwarzen Citroëns. Ich konnte mich nicht daran erinnern, je mit diesem Auto gefahren zu sein, weder als Fahrer noch als Beifahrer. Während Tom mich durch die endlos langen Flure geschoben hatte, hatte er nicht ein Wort mit mir gesprochen. Wortkarg half er mir ins Auto, brachte den Rollstuhl in die Aufnahme zurück und ließ sich dann hinters Steuer plumpsen. Meine Rippen schmerzten, außerdem war mir schwindlig. Ich krallte mich am Türgriff fest und versuchte, der Schwindelattacke die Stirn zu bieten. Langsam ließ der Schleudergang nach.
    „Alles okay?“, fragte Tom und musterte mich besorgt. Ich nickte langsam und versuchte, tapfer zu lächeln.
    Tom umfasste mit beiden Händen das Lenkrad, saß einfach nur da und tat einen langen gequälten Atemzug. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken.
    „Tom? Was ist los? Willst du mir etwas sagen?“, durchbrach ich die angespannte Stille und lehnte meinen Nacken gegen die Kopfstütze. Er schaute mich an, dann senkte er den Blick. Er hatte Ähnlichkeit mit einem Basset, nur dass seine Augen blau, nicht braun waren. Aber der Schlappohrenblick war derselbe. Tom schwieg betreten.
    „Tom Hallo? Erde an To-hom!“ Er schaute mich an und zuckte mit den Schultern. Ich wurde ungeduldig. Ich wollte nur noch nach Hause und mich nach Möglichkeit gleich wieder hinlegen.
    Tom tat einen weiteren tiefen Atemzug.
    Sieht ganz danach aus, als hätte mein lieber Freund hier nicht nur am Nutellaglas genascht!
    „Jetzt mal raus mit der Sprache! Was ist los?“, fragte ich gereizt.
    „Äh, ja, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, murmelte er, während er sich mit einer Hand durch die Locken fuhr.
    Oh Gott! Hoffentlich ist nur der Hund tot! Bitte keine neue Freundin! Ich presste meine gesunde Hand zur Faust, wie um mir selbst den Daumen zu drücken.
    „Jetzt mal raus mit der Sprache“, ermutigte ich ihn und versuchte heiter zu wirken. Ich war mir fast sicher, dass mir meine Unsicherheit ins Gesicht geschrieben stand. Mir wurde übel und ich würgte den Morgenkaffee, der mir hochkam, mühsam wieder hinunter.
    „Gut Penny“, fasste er sich endlich ein Herz, während er langsam sein Gesicht in meine Richtung drehte, „es ist so“, er räusperte sich nervös, „... meine Mutter ist zu Besuch.“
    Na gut, seine Mutter ist

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