Liebeszauber an der Algarve
und Grace’ leises Stöhnen hören konnte, wenn er sie noch einmal liebte. Was er vorhatte, und zwar bald.
„Wenn sich herausstellen würde, dass ich schwanger bin, würde ich es dich natürlich wissen lassen. Aber wie stehst du dazu? Willst du Vater werden, Marco?“
Das war die schwierigste Frage, die man ihm jemals gestellt hatte. Er reagierte darauf mit einer Vielzahl von Ängsten und Hoffnungen. Die Hoffnungen beunruhigten ihn am meisten.
„Ich habe keine Ahnung, was es bedeutet, Vater zu sein, weil ich kein gutes Vorbild hatte“, gestand Marco rau.
Die Traurigkeit, die ihm plötzlich schier die Luft zum Atmen nahm, war kaum zu ertragen. Da er sich so unbehaglich fühlte, gab er die Frage zurück.
„Und du? Hast du den Wunsch, Mutter zu werden?“
Grace zog sich die Steppdecke über die Brust. „Irgendwann vielleicht. Noch nicht. Nicht solange ich so jung bin und die Zeit und Energie habe, Kindern zu helfen, die dringend ein Zuhause und eine Schule brauchen. Wie dem auch sei, wir nehmen etwas an, was wahrscheinlich gar nicht eintritt.“
Als wäre ihr gerade etwas eingefallen, das viel dringender war, sah sie ihn wieder an. „Dass du im Waisenhaus aufgewachsen bist, weiß ich, aber hast du deinen Vater denn überhaupt nicht kennengelernt?“
Schnell setzte sich Marco auf und wich ihrem Blick aus, sogar noch nachdem sie sich neben ihm aufgesetzt und die Decke mit sich gezogen hatte.
„Nein. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben, und mein Vater konnte nicht damit fertig werden, allein für mich zu sorgen. Deshalb hat er mich weggegeben. Bist du zufrieden, nun, da du die ganze traurige Geschichte gehört hast?“
„Oh, Marco.“
Das Mitleid in ihrer Stimme brachte die Gefühle an die Oberfläche, die er unbedingt unterdrücken wollte, die er jahrelang unterdrückt hatte. Er drehte sich zu ihr um und funkelte Grace wütend an. „Wag es ja nicht, mich zu bemitleiden! Wenn du das tust, sage ich Miguel sofort, er soll dich zurück zu deinem Ferienhaus fahren, und du siehst mich nie wieder! Verstanden?“
Sie nickte.
Vor Zorn und Angst konnte Marco kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Niemand sollte seine Vergangenheit oder seine Emotionen unter die Lupe nehmen. Schon gar nicht Grace. Ihre Freundlichkeit würde ihn wahrscheinlich dazu verleiten, Dinge zu offenbaren, die ihn schließlich nur deprimieren würden.
Zwar hatte er mit den Ereignissen, die ihn geprägt hatten, nicht seinen Frieden gemacht, doch zumindest hatte er die Erinnerung daran so weit in Schach gehalten, dass aus seinem Leben so etwas wie eine Erfolgsstory geworden war. Wenigstens brauchte er niemand anders für seine Selbstachtung.
Gerade als er dachte, seine Gefühle wären wieder im Lot, rührte Grace erneut daran.
„Es ist nicht so, dass ich dich bemitleide. Ich finde es einfach schade, dass du meinst, du hättest kein Verständnis oder Fürsorge verdient. Jedenfalls habe ich diesen Eindruck gewonnen. Du bist so ein guter Mensch, Marco. Ich kann nicht glauben …“
„Ich habe dich gewarnt, aber du hast offensichtlich nicht zugehört. Jetzt musst du gehen.“
Wütend fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Gleichzeitig fragte er sich, warum er so selbstzerstörerisch war und das eine loswerden wollte, das ihm wirklich etwas zu bedeuten begonnen hatte.
Dasselbe hatte er während seiner ganzen Zeit im Waisenhaus getan. Wenn jemand versucht hatte, ihm näherzukommen, hatte er ihn weggestoßen. Immer hatte er gefürchtet, es wäre entweder nicht ernst gemeint oder er würde den Erwartungen vielleicht nicht entsprechen.
„Wie bitte?“
„Du musst gehen. Ich habe dich gewarnt, dass ich dein Mitleid nicht will. Du musstest ja trotzdem darauf beharren, stimmt’s?“
„Na schön.“ Grace warf die Steppdecke zurück und schob sich zur Bettkante.
Das brachte Marco zur Vernunft. Er umarmte sie von hinten und streichelte ihre Brüste. Sofort wallte glühende Hitze in ihm auf. Er konnte sich nicht entsinnen, jemals zuvor eine Frau so begehrt zu haben. Er wusste nur, dass er Grace so sehr brauchte wie die Luft zum Atmen.
„Ich habe es mir anders überlegt“, flüsterte er. „Ich möchte nicht, dass du gehst. Es war dumm von mir, das zu sagen.“
Behutsam zog sie seine Hände weg und drehte sich um. Liebevoll lächelte sie ihn an. „Ich hätte dich nicht verlassen, weil ich weiß, dass es dir nicht ernst damit war. Ich hätte Inês gesucht, sie gefragt, wo die Küche ist, und mir eine Tasse Tee gekocht. Dann
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