Liebeszauber an der Algarve
es ein Fehler, darauf zu bestehen, dass sie heute Abend Zeit für sich selbst brauchte? Hoffentlich nicht, dachte Grace.
11. KAPITEL
Das belanglose Gerede der Leute, die mit ihm am Restauranttisch saßen, rauschte an Marco vorbei, als würden die Stimmen von weit herkommen. Da Grace nicht bei ihm war, nahm der Abend schnell etwas Albtraumhaftes an. Sie waren erst wenige Stunden getrennt, und schon erschien es ihm wie eine Ewigkeit. Er hatte überhaupt keinen Appetit und weder die Energie noch das Interesse, sich mit seinen Freunden zu unterhalten.
Freunde … Das Wort schien ihn zu verspotten, während er die Gesichter seiner ehemaligen und jetzigen Geschäftspartner betrachtete. Warum hatten all seine sogenannten Freundschaften etwas mit seiner Arbeit zu tun? Der Einladung war er gefolgt, weil er heute Abend nicht hatte allein sein wollen. Aber es half nicht gerade, dass diese Leute gar keine richtigen Freunde waren.
Zweifellos hatte er es vor lauter Ehrgeiz schlicht und einfach verpasst, echte Freunde aus allen Lebensbereichen zu gewinnen anstatt nur aus der Oberschicht, in die er sich hochgearbeitet hatte. Daran noch etwas zu ändern war schwer, wenn er den größten Teil seiner Zeit in ermüdend langen Meetings saß, beim Mittag- oder Abendessen mit ebenso getriebenen Geschäftsleuten Abschlüsse tätigte und selbst dann noch an die Arbeit dachte, wenn er Golf spielte oder auf irgendeiner glamourösen Party war.
Was hatte er sonst aus seinem Leben gemacht, abgesehen davon, dass er gearbeitet und das Vergnügen gesucht hatte? Ja, er unterstützte mehrere Wohltätigkeitsorganisationen, indem er Geld spendete und Schirmherr war. Aber wann hatte er sich jemals persönlich engagiert, wie Grace es tat? Wovor fürchte ich mich so, fragte sich Marco.
Die Antwort lag auf der Hand. Weil er lange in einem Elfenbeinturm gelebt hatte, fürchtete er, sich als hoffnungsloser Fall zu erweisen, wenn es um die alltäglichen Beziehungen zu ganz normalen Menschen ging. Mehr noch hatte er Angst davor, sich der Tatsache stellen zu müssen, dass er keine wahre Freude und Zufriedenheit im Leben fand, weil er kaum zu echten Gefühlen fähig war.
Nicht, dass er sich durch seine quälende Selbstanalyse besser fühlte. Mit Grace zusammen zu sein war das Einzige, was seine Stimmung jetzt aufhellen könnte. Warum hatte er sie einfach gehen lassen? Er hatte ihr nicht einmal einen Abschiedskuss gegeben.
Ihr Anblick, als sie mit nichts als einem Seidenlaken um den schönen nackten Körper in seinem Schlafzimmer gestanden hatte, ließ ihn nicht los. Marco atmete tief durch, um die Woge der Sehnsucht zu unterdrücken, die ihn überrollte.
Was wäre, wenn er Grace nie wiedersah? Was wäre, wenn sie heute Abend zu der Überzeugung gelangte, dass die Kluft zwischen ihnen zu tief war?
In Gedanken versunken, griff Marco nach seinem Weinglas und stieß es dabei versehentlich um. Die beiden glamourösen Frauen, zwischen denen er saß, sprangen entsetzt auf, aus Angst, Rotwein auf ihre teuren Outfits zu bekommen, versicherten ihm aber auch schnell, dass so etwas jedem passieren könne.
Marco war mit ihnen aufgestanden und nahm seine weiße Leinenserviette, um damit die Pfütze aufzuwischen. Dass der Ärmel seines Designeranzugs einen Spritzer abbekam, war ihm egal. Sekunden später kümmerte sich ein Ober um die vollgesogene weiße Tischdecke.
Das war der Moment, als Marco zu gehen beschloss. Er entschuldigte sich, nahm das großzügige Angebot eines seiner Geschäftspartner an, seine Rechnung zu übernehmen, und ging dann wie in Trance langsam den von Laternen beleuchteten Fußweg des Restaurants hinunter zum Auto.
„Trinken Sie noch ein Glas mit mir, Miguel?“, fragte Marco, als er vor der Villa aus dem Auto stieg.
Sein loyaler Fahrer nickte und folgte ihm schweigend ins Haus. Nachdem Marco einen Spitzenjahrgang aus dem Weinkeller und zwei Gläser geholt hatte, gingen sie beide nach draußen auf einen der zahlreichen Balkons. Nachdem Marco sein Jackett mit dem Fleck auf dem Ärmel über die Lehne einer schmiedeeisernen Bank geworfen hatte, zog er einen Stuhl unter dem dazu passenden Tisch heraus und forderte Miguel mit einer Handbewegung auf, dasselbe zu tun.
Vorsichtig schenkte er den Wein ein, dann hob er sein Glas. „Auf Wahrheit und Schönheit.“
Lächelnd stieß Miguel mit ihm an. Für eine Weile saßen sie schweigend da, nur das Zirpen der Zikaden unterbrach die Stille. Es war friedlich. Es machte Marco bewusst, wie sehr er die
Weitere Kostenlose Bücher