Liebeszauber an der Algarve
erwartet hatte, war die Freude und Zufriedenheit, die sie empfunden hatte, wenn ein vorher tieftrauriges Kind ihr ein vertrauensvolles, liebes Lächeln schenkte.
Vorsichtig entzog sie Marco ihre Hand und bemerkte dabei die Unsicherheit, die in seinem Blick aufflackerte. „So toll das klingt, ich muss Nein sagen. Kann ich ein bisschen Zeit für mich allein haben? Ich muss über einiges nachdenken.“
„Das Baby, das gestorben ist?“
„Ja.“
„Er hat nicht lange gelebt, aber er war ein glücklicher Junge, weil du dich um ihn gekümmert hast. Dass es nur für kurze Zeit war, spielt keine Rolle. Wenn ich damals einen Menschen wie dich gehabt hätte, wäre ich überglücklich gewesen.“
Plötzlich voller Hoffnung, erschauerte Grace. „Du hättest es verdient gehabt, die allerbeste Betreuung zu bekommen, Marco. Und Liebe. Es bricht mir das Herz, dass du beides nicht hattest.“
Für eine Weile schwieg er, aber diesmal reagierte er nicht wütend oder angespannt auf ihr Mitgefühl. „Du bist an der Algarve, um Urlaub zu machen, um dich zu amüsieren“, sagte er schließlich. „Lass uns zusammen zur Jacht fahren. Ich garantiere dir, dass du es nicht bereuen wirst, Grace.“
Es tat ihr weh, ihm etwas abzuschlagen. Besonders nach dem, was er eben eingestanden hatte. Sie fühlte sich, als wäre sie ein weiterer Erwachsener, der ihn im Stich ließ. Das war schwer auszuhalten, da sie doch wusste, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte.
Ihr stockte der Atem. Gleichzeitig war ihr zum Lachen und Weinen zumute. Sie war verliebt! Sie war bis über beide Ohren in Marco verliebt!
Jetzt brauchte sie noch dringender Zeit für sich, um diese überwältigende Erkenntnis zu verarbeiten, um zu überlegen, was sie als Nächstes tun sollte.
„Ich muss wirklich allein sein, Marco. Bitte versuch, es zu verstehen.“
„Okay. Ich will dich nicht einmal für eine Stunde gehen lassen, geschweige denn für einen ganzen Abend. Ich sehe allerdings ein, dass du Ruhe brauchst, um den Tod des Babys zu bewältigen.“
„Danke. Nur heute Abend, ich verspreche es. Morgen früh komme ich wieder her. Macht es dir etwas aus, mir noch einmal Miguel mit dem Wagen zu schicken?“
„Natürlich nicht. Du könntest eigentlich einen Koffer mit einigen Sachen mitbringen. Für den Rest deines Urlaubs hier zu wohnen ist vernünftig, findest du nicht auch?“
„Ja, ist es wohl. Ich sollte mich dann besser anziehen.“ Grace rutschte zur Bettkante und wickelte sich eins der Seidenlaken um. Ganz bewusst beeilte sie sich nicht. Sonst dachte Marco womöglich noch, sie würde darauf brennen, ihn zu verlassen.
Seine Worte „für den Rest deines Urlaubs“ klangen ihr noch in den Ohren. Offensichtlich glaubte er nicht daran, dass es eine gemeinsame Zukunft für sie gab.
Benommen ging Grace leise im Zimmer herum und sammelte ihre überall verstreuten Sachen auf. Dabei überfluteten sie Erinnerungen an das leidenschaftliche Liebesspiel am Nachmittag, und sie wollte sofort zu Marco laufen und ihn bitten, noch einmal mit ihr zu schlafen … Ihm sagen, dass sie ihn liebte.
Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er darauf reagieren würde. Umso wichtiger war es, dass sie Zeit für sich hatte und über alles nachdachte.
Ein Geräusch hinter ihr veranlasste sie, sich umzudrehen. Mit grimmiger Miene und offenbar in Gedanken versunken, zog Marco seine Chinos an. Dann fuhr er sich mit den Fingern durch das schwarze Haar und sah auf.
„Ich mag gar nicht daran denken, dass du heute Abend traurig bist und ich nicht da bin, um dich zu trösten.“
„Allein dass du das gesagt hast, wird mich trösten.“ Sie war wirklich gerührt. „Es ist nur für diesen einen Abend. Was hast du vor? Willst du, wie geplant, auf deine Jacht?“
„Nein. Freunde von mir haben mich schon mehrmals zu ihren Treffen eingeladen. Ich bin nicht oft im Land, deshalb sollte ich die Gelegenheit vielleicht nutzen.“
„Das finde ich auch. Deine Freunde vermissen dich sicher, Marco.“
Er antwortete nicht. Stattdessen zog er sich sein noch zugeknöpftes weißes Hemd über den Kopf, schlüpfte barfuß in hellbraune Loafer und ging zur Tür.
„Während du duschst, sage ich Miguel Bescheid, dass er dich nach Hause fahren soll. Er wird vor dem Haus auf dich warten. Morgen früh holt er dich dann wieder ab.“
„Danke …“ Ihr Herz klopfte rasend schnell, weil Marco plötzlich so kühl und geschäftsmäßig klang. Auch wollte er ihr offensichtlich keinen Abschiedskuss geben. War
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