Liebhaber der Finsternis
„Bist du jetzt endlich zufrieden? War es das, was du von mir hören wolltest? Ist dein Ego befriedigt? Wenn ja, dann befriedige mich, ich kann es nämlich nicht mehr lange ertragen. Ich will dich!“
„Ja, meine kleine Primzahlkönigin.“
Er glitt mit einem geschmeidigen Stoß in sie.
Als Cian das Handy wegsteckte, schmunzelte er wissend. Für wie blöd hielt sein Bruder ihn? Glaubte er wirklich, er hätte sein kleines Spiel nicht durchschaut? Natürlich schaffte er es heute nicht mehr zu ihnen. So würde Corben Leah noch eine weitere Nacht für sich in Anspruch nehmen können. Morgen würde er ihn dafür leiden lassen. Cian lächelte noch immer, als er den anderen die Mitteilung machte, dass sein Bruder erst in der nächsten Nacht zu ihnen stoßen könnte. Am liebsten hätte er hinzugefügt, dass er heute Nacht etwas anderes stoßen würde. Corbens Leidensweg würde erst jetzt richtig beginnen. Wenn sein Bruder glaubte, davor schon Qualen erlitten zu haben, so würde er bald eines Besseren belehrt. Jetzt wusste er, wie Leah sich zwischen seinen Beinen anfühlte, wie ihre Lippen schmeckten, sie zu verlieren würde Corben viel mehr schmerzen — er wusste, wovon er sprach.
Corben, wer den Teufel fickt, muss damit rechnen, in der Hölle zu landen. Und diese wartet schon viel zu lange auf einen neuen Mitbewohner, dachte er und ging in die Nacht hinaus.
Es fiel Corben schwerer, als er es sich eingestehen wollte. Als er mit Leah das Auto bestieg, wurde er immer stiller. Er wusste, dass sich in den nächsten Nächten keine Gelegenheit für intime Zweisamkeit bieten würde. Er und sein Clan wären viel zu sehr damit beschäftigt, Collin und ihren Verbrecherstaat ausfindig zu machen. Beinahe hatte er ein schlechtes Gewissen, wenn er an Turel dachte. Sorry Kumpel, aber meine Libido ist schon viel zu lange auf Sparflamme gelaufen. Ein Tag mehr oder weniger machte den Braten auch nicht fetter.
Sie saß neben ihm und verströmte den Duft der vergangenen Nacht wie ein teures Parfüm. Ihre Lippen umspielte ein zufriedenes Lächeln. Er riskierte es nicht, nachzusehen, woran sie dachte. Das letzte Mal war ihm noch zu real im Gedächtnis.
Sie hatte sich schön gemacht, dachte er voller Eifersucht. Für wen? Tat sie es wegen Cian oder um ihm zu gefallen?
Er sah zurück auf die Straße. Es hatte angefangen zu regnen, was seiner düsteren Stimmung entgegenkam. Der Asphalt war mit Schlaglöchern durchzogen, die sich mit Wasser gefüllt hatten. Immer wenn er durch eines hindurchfuhr, holperte es gewaltig und Wasser spritzte bis an die Seitenscheiben.
Als er bei der besagten Adresse hielt, war seine Stimmung auf dem Nullpunkt angelangt. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass es heute Nacht unangenehm werden könnte.
Seine Verbündeten hatten ihn bereits erwartetet. Amaros warf ihnen einen Beutel Blut zu, den er geschickt auffing und schon an Leah weitergeben wollte, als Cian ihn abhielt.
„Sie nicht. Sie sieht sonst zu erholt aus“, gab er als Erklärung.
„Na endlich, ich dachte schon, ich muss einen Suchtrupp nach euch ausschicken“, gab Paimon zum Besten.
Die anderen lachten schallend und sahen Leah an, als stünde sie nackt vor ihnen. Er kochte innerlich, ließ sich aber nichts anmerken.
„Danke Freunde, ich freue mich auch, euch wiederzusehen“, antwortete er stattdessen und versenkte seine Fänge in das Plastik.
Cian sah zu ihm herüber, seine taxierenden Blicke konnte er kaum ignorieren. Leah schien das alles unangenehm zu sein, denn sie hielt sich im Hintergrund.
„Können wir jetzt endlich zum Kern unserer Wiedervereinigung kommen oder habt ihr noch ein paar tolle Sprüche auf Lager?“, fragte er und warf den leeren Beutel in den Mülleimer neben der Tür.
„Ich wüsste noch welche“, wollte Flaurus weiter ausholen, doch Cian stoppte ihn.
„Halt die Klappe, fürs Erste reicht’s“, fuhr er ihm über den Mund.
Der große schlaksige Vampir mit den feuerroten Haaren wurde schlagartig still. Corben sah in die Runde. Die Meute war kampflustig und dementsprechend angezogen. Er roch die Munition in den Pistolen und die erwartungsgeladene Luft, die das Zimmer wie einen dunklen Umhang einhüllte. Als Leahs Stimme die Stille durchbrach, zuckte er wie geschlagen zusammen. Mit ihr hatte er am allerwenigsten gerechnet.
„Ich will wissen, was ich tun kann. Wir verplempern zu viel Zeit mit unnötigem Sprücheklopfen. Also, erfahre ich jetzt, was ihr euch für die Neue in eurer Mitte einfallen lasst
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