Liebhaber der Finsternis
mit. Erst als dieses zäh ihre Kehle hinabfloss und den Organismus mit neuem Leben anfüllte, regte sich etwas und ließ sie in einen dunklen, unruhigen Schlaf gleiten.
Leah verspürte übermächtigen Durst. Es fühlte sich an, als hätte sie ein glühendes Eisen verschluckt. Sie schrie und hob die Hände an ihren brennenden Hals. Erst dann nahm sie die Veränderung war. Sie sah die Farben des Regenbogens durchs Fenster leuchten. Als würden die Sonnenstrahlen durch ein Prisma in die Komplementärfarben gebrochen. Es verwirrte sie und sie suchte nach dem Grund für diese Erscheinung, fand aber keine Ursache für die Sinnestäuschung. Krampfhaft versuchte sie zu schlucken, aber so sehr sie sich anstrengte, es war kein Speichel, der ihre Kehle ölen konnte, vorhanden. Das Erwachen hatte sie sich anders vorgestellt. Auf jeden Fall überwältigender und wesentlich schmerzfreier. Oh Gott, dieser stechende Durst, es war, als würde sie verbrennen, als müsste sie erneut sterben. Flehend sah sie zu Cian hinüber, der bequem in dem am Fenster stehenden Sessel saß und sie belustigt betrachtete.
„Alles ist gut, Leah, so sehen wir Vampire die Nacht. Es ist kein Trugbild, du musst dich daran gewöhnen.“
„Ich habe schrecklichen Durst“, flüsterte sie verzweifelt.
„Ich weiß, ich werde dir gleich etwas Nahrhaftes bringen. Du musst dich nur ein paar Minuten gedulden, dann bin ich wieder bei dir“, entgegnete er und verließ mit geschmeidigen Bewegungen das Zimmer.
Leah stand auf und schritt getrieben von Durst ruhelos umher. Sie hielt es nicht länger aus, der Schmerz in ihrem Hals war unerträglich. Einen Augenblick später hing sie unter dem Wasserhahn im Bad und nahm einen tiefen Schluck des kühlen Nasses. Doch statt dass es ihren Durst stillte, machte es ihn schlimmer. Es kam ihr vor, als hätte sie Salzsäure getrunken. Der Magen rebellierte und sie erbrach die giftige Flüssigkeit ins Waschbecken. Am Boden kauernd versuchte sie, die endlos dahinschleichenden Minuten zu überstehen. Der sonst kalte Marmorfußboden fühlte sich heiß an.
Endlich vernahm sie, wie sich die Tür öffnete. Schritte kündigten an, dass sich jemand näherte.
Kopfschüttelnd sah er zu ihr herab. „Dummerchen.“ Dann hob er sie auf die Arme und trug sie ins Bett zurück.
Erst jetzt nahm sie erstaunt zur Kenntnis, dass er nicht allein war, sondern von einem jungen, gut aussehenden Mann begleitet wurde. Außerstande, ein Wort über die Lippen zubringen, nur vom Durst getrieben, gierte sie nach Blut! Es war eine plötzliche Erkenntnis, die sie durchströmte. Es war, als könnte sie es riechen. Das Zahnfleisch brannte und lange Fänge wuchsen in Sekunden durch ihren Kiefer. Mit einem Satz und der Kraft, die sie eben noch für undenkbar gehalten hatte, war sie auf den Beinen und im nächsten Moment an der Seite des Fremden. Gierig leckte sie die aufgeplatzten Lippen, öffnete den Mund.
„Nicht so schnell“, hielt er sie zurück und drängte sich zwischen sie und die potenzielle Mahlzeit.
Widerwillig ließ sie es sich gefallen, weil Cian viel stärker war und sie mit seinem Körper an die Wand drückte. Ungeduldig fauchte sie ihn an, am liebsten hätte sie ihn in diesem Moment umgebracht, um endlich den Weg zu dem lebensnotwendigen Elixier freizuhaben. Sie nahm den drohenden Ausdruck in seinen Augen wahr. Wie ein Tier taxierte sie ihn, überlegte, ob sie es wagen konnte, an ihm vorbeizupreschen, um endlich ans Ziel ihrer Begierde zu gelangen.
„Ich weiß, du hast Durst. Aber bevor du deine Zähne in sein Fleisch bohrst, will ich dich warnen: Bringst du ihn um, wird das für uns beide unangenehme Konsequenzen haben. Also halte dich zurück. Hast du das verstanden?“
„Ja, ja“, nuschelte sie und versuchte, sich erneut dem Fremden zu nähern, scheiterte aber an Cians Kraft.
Anscheinend wollte er sie quälen. Wozu sollte sich der Mann erst ins Bett legen, es war ihr egal, wo sie ihre Mahlzeit einnahm, Hauptsache es ging schnell vonstatten. Endlich gab er sie frei. Wie im Zeitraffer gesellte sie sich zu ihm. Mit einer Hand drückte sie seinen Kopf ins Kissen und besah sich kurz den Hals. Das Blut rauschte unter seiner Haut, dröhnend in ihren Ohren wie ein Kaskadenfall, der in die Tiefe donnerte. Dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen und presste die Zähne an das rötlich schimmernde Fleisch, bis der Widerstand der Haut nachgab und das metallische Blut in ihren Mund sprudelte. Jeder Tropfen seines Lebenselixiers stärkte
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