Liebhaberstück Xenia (German Edition)
gleiten und sang ein irisches Rebellenlied, das sich mit dem Geruch von Bier und altem Holz vermischte und so die einzigartige Aura kreierte, die ein Pub in Irland ausmachte und mich mit einem seltsamen Gefühl von Zugehörigkeit durchflutete, verzaubert dadurch, dass Colin um mich warb.
Als ich ihn am Tag nach der Walpurgisnacht angerufen und ihm meine Idee unterbreitet hatte, hatte er sie spaßig gefunden und versprochen, sie irgendwie möglich zu machen. Und sich ein paar Tänze zu überlegen, bei denen sogar ich mitkam.
So hatte ich Freya zwei Wochen vor dem Hochzeitstermin inmitten hektischer Vorbereitungen dem beschwichtigenden Einfluss ihrer Mutter überlassen und war nach Dublin geflogen, um mit Colin ein paar irische Tänze für die Hochzeitsfeier einzuüben. Als Überraschung für das Brautpaar.
Eine ganze wundervolle Woche war ich in Dublin. Morgens zeigte Colin mir die verschiedensten Tänze, die er für die Feier ausgesucht hatte. Dann gingen wir essen, jeden Tag in ein anderes Restaurant, und abends schaute ich zu, wie er seine Tanzschüler unterrichtete.
Manchmal machte ich dabei auch mit, wenn auch nicht bei den Fortgeschrittenen, die mein Niveau schmerzhaft überstiegen. Dann saß ich einfach nur still auf einem extra für mich herbeigeschafften Stuhl und bewunderte Colin, wie er dynamisch über den Tanzboden steppte und dabei die Eleganz eines irischen Barden mit der Dynamik eines keltischen Kriegers paarte.
Und danach gingen wir jeden Abe nd ins Pub auf ein Guinness. Meist ins O’Slattery’s , denn der Wirt dort sorgte immer für irische Livemusik, und wenn er selbst Hand an die Klampfe legen musste. So wie heute.
Ich wartete, bis der Applaus sich gelegt hatte, dann wan dte ich mich wieder an Colin: „Aber ich kann unmöglich von dir verlangen, dass du umsonst bis nach Schottland fährst für einen Auftritt!“
„Umsonst tue ich es ja auch nicht“, erwiderte er mit di esem verschmitzten, so irisch wirkenden Lächeln, das ich besonders an ihm liebte. „Ich habe den Samstag drauf eine Show in London, muss natürlich ein paar Tage vorher hin, um alles vorzubereiten und so weiter. Aber eine Woche für einen Abstecher nach Schottland kann ich rausschlagen, wenn Daniel meine Kurse übernimmt. Ich war noch nie auf Orkney. Und das verlange ich als Bezahlung vor dir: Mache die Woche nach der Hochzeit mit mir Urlaub auf Orkney!“
Das war ja noch besser, als ich zu hoffen gewagt hatte!
Wie jeden Abend brachte mich Colin zurück in die Bed&Breakfast-Pension bei der resoluten Mrs. Nolan.
Natürlich versuchte er, mich dazu zu bewegen, stattde ssen mit in seine Wohnung zu kommen. Seit meinem dritten Tag in Dublin versuchte er es. Ich wäre besorgt gewesen, wenn er es nicht versucht hätte.
Doch ich befolgte eisern den Rat meiner Großmutter, die mich zu ihren Lebzeiten immer ermahnt hatte, mit einem Mann erst frühestens drei Monate nach seinen ersten Interessensbekundungen ins Bett zu gehen, damit er die Beziehung nicht als billige Affäre abtat.
Ich wollte nicht, dass Colin mich als billige Affäre abtat. So bestand ich jeden Abend darauf, zurück zu Mrs. Nolans Pension gebracht zu werden. Colin schmollte zwar jedes Mal, doch ich spürte, dass er mich umso mehr respektierte. Was bedeutete, dass ich mich richtig verhielt.
Einen tiefen wundervollen G ute-Nacht-Kuss jedoch gestattete ich ihm, bevor ich in die mütterliche Obhut von Mrs. Nolan entwischte und kaum einschlafen konnte aus Vorfreude auf den nächsten Tag.
Orkney.
Bis dahin wären die von Großmutter geforderten drei Monate um.
Orkney.
Ich würde den berauschendsten Urlaub meines Lebens auf dieser wunderschönen schottischen Insel mit Colin verbringen und ihm meine Liebe schenken. Und meinen Körper. Sagen wir, so am dritten, vierten Tag. Oder vielleicht schon am zweiten. Ich würde doch nicht meine Tage bekommen, oder? Es wäre nämlich genau die Zeit. Nein, positiv denken!
Orkney.
Mutig schluckte ich die Ängste herunter, die mich befielen bei dem Gedanken an Sex, die bange Frage, ob es nur bei Olav so gewesen war und ob es bei Colin endlich anders sein würde.
Orkney.
Seit ich wusste, dass ich mich Colin auf Orkney hingeben würde, befielen sie mich wie Senkwehen, diese Ängste. Und ich hoffte so sehr, dass ich sie mit Colins Hilfe würde überwinden können. Denn alles deutete darauf hin, dass Colin der Mann war, auf den ich mein Leben lang gewartet hatte, oder nicht?
Natürlich war er das.
„Oh, sagt einfach, dass es
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