Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Zusammen mit anderen kleinen Gebäckteilen, die den Frühling symbolisierten, wie eine Schnecke, ein Spiralkringel, eine Blüte und ein stilisierter Phallus, an dessen Basis zwei Hefeteigkugeln das fast naturgetreue Design abrundeten. Das männliche Kernstück war diesmal allerdings etwas dick geraten, da die Hefe besser als erwartet aufgegangen war.
Als wir es uns schwesterlich teilten und mit dem restlichen Wein aus unserem Ritualkelch hinunterspülten, fühlte Freya sich inspiriert mir mitzuteilen, dass sie und Mick heiraten wollten.
„Er hat mit einem Strauß Rosen um meine Hand angeha lten, ist das nicht toll!“, rief Freya glücklich in die laue Maiennacht hinein. Ein Flattern ertönte von den im Wind rauschenden Baumwipfeln herab, vermutlich ein aufgeschrecktes Käuzchen.
„Ich weiß ja, du hasst die Ehe“, wandte Freya gleich ein und reichte mir den Kelch, „aber trotzdem…!“
Ein Marder in der Ferne antwortete mit seinem Balzruf.
Ich stellte den Kelch zurück auf den Altar und umarmte meine Freundin. „Aber du weißt ja, was ich schon immer gesagt habe. Dass die Ehe ein Fehler ist, den jeder selber machen muss!“ Lächelnd drückte ich sie noch mal, woraufhin eine Blüte aus ihrem Haar fiel. „Ich freue mich so für dich und wünsche dir viel Glück für diese Dummheit!“
„Danke !“, jubelte sie und schob sich ein Hoden-Hefeteigkügelchen in den Mund.
Nachdem wir den Ritualke lch ein paar Mal hin und her gereicht hatten, sprach ich feierlich: „Du weiß schon, dass ich mein Wort halte.“
„Du meinst wirklich…?“ Freya druckste zu Recht herum, denn es ging um viel Geld. „Ich war mir nicht sicher, ob du das damals ernst gemeint hast.“
„Oh ja, ich habe es ernst g emeint.“ Ich nahm einen Schluck Ritualwein.
„Wir reden doch… von dem Gleichen“, tastete sich Freya weiter vor.
„Ja, von deiner Hochzeit auf Orkney“, erlöste ich sie. „Ich habe dir versprochen, sie zu finanzieren. Ich kann mir es locker leisten. Und ich werde es tun!“
„Das habe ich Mick auch gesagt , aber er denkt, das können wir nicht annehmen. Und ich denke das eigentlich auch!“
„Unsinn! Ich bestehe darauf. Ich habe genug Geld. Und wenn ihr es nicht annehmt, werde ich es euch in e uren Briefkasten stopfen. Wo wir schon davon sprechen, wo wird euer Briefkasten sein? Wo werdet ihr wohnen?“
„Wir werden erst mal unsere zwei Wohnungen behalten. Ich weiß, das ist untypisch, aber ich gebe erst meine Boutique in Gabeldorf auf, wenn ich in Berlin geeignete Räume gefunden habe, die erschwinglich sind und dort, wo ich sie haben will. Und dafür lasse ich mir Zeit.“
„Ich finde das sehr vernünftig! Wann wollt ihr heir aten?“
„Mick wünscht sich den 21. Juni, das ist sein Geburtstag. Er sagt, für ihn werde ich dann immer sein schönstes Geburtstagsgeschenk sein. Ist das nicht kitschig?“
„Ungeheuer kitschig !“, pflichtete ich ihr grinsend bei.
„Widerlich kitschig!“
„Absolut unerträglich kitschig!“
„Oooooh, ich liebe ihn !“, flötete Freya verträumt.
Ich lachte mit ihr und reichte den Kelch an sie weiter.
„Hoffentlich bist du nicht sauer“, gab sie zu Bedenken, „weil das auf die Sommersonne nwende fällt und wir dann unser Ritual ausfallen lassen müssen!“
„Aber das heißt doch nicht, dass wir die Sonnenwende nicht feiern!“
„Oh nein!“ Um abwehrend die Hände heben zu kö nnen, stellte sie den Kelch auf den Waldboden zwischen uns. „Ich werde nicht in meiner Hochzeitsnacht mit dir verschwinden, um in irgendeinem Steinkreis die Elemente anzurufen!“
„Nein, so mein te ich das nicht! Wie könnten wir der Sommersonnenwende besser huldigen als durch eine Hochzeit. Göttin und Gott, Mond und Sonne, vereinigen sich.“
„Ja, und dabei opfert sich der Sonnengott, seine Kraft schwindet und seine Tage werden kürzer.“
„Passender geht’s doch gar nicht!“
Wir kicherten eine Weile vor uns hin.
D ann kam mir die Idee mit Colin.
Freya sagte ich natürlich nichts davon.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, beharrte Colin über sein Guinness hinweg.
„Aber es ist doch nur gerecht“, argumentierte ich, „dass du ein Honorar bekommst, wenn man dich engagiert!“
„Von jedem anderen würde ich auch eins verlangen“, stellte er fest, „aber nicht von dir!“
Der Wirt wischte sich den Bierschaum an seiner Schürze ab und zog eine Gitarre unter der Theke hervor. Versonnen ließ er die geübten Finger über die Saiten des Instruments
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