Liebhaberstück Xenia (German Edition)
zelebrierten. Allerdings ohne ausgefeilte Besonderheiten wie Runensprüche oder keltische Baumorakel, mit denen wir uns immer verkünstelten, sondern eher solide magische Hausmannskost, die auch ein unbedarfter Thorsten Hartmann verstehen würde.
So etwas hatte sicher noch niemand für ihn gemacht.
Obwohl ich alles perfekt vorbereitet hatte, war ich ab A nfang August ein nervliches Wrack.
Und obwohl ich ab dem zehnten August mit Hartmanns Anruf rechnete, traf er mich mit der Wucht einer Presswehe.
Seine Stimme drang aus dem Telefonh örer – „Hallo, Kleines, wie geht’s denn so?“ – und mein Herz galoppierte. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, oder war es ein heißer? Atmen konnte ich auch nicht.
Nur hoffen, dass es irgendwie vorbe iging.
„Bist du noch dran ?“, fragte er.
„Wer? Ich? Oh, ja, natürlich!“ Na toll, nach wochenlanger Funkstille meldete er sich, und ich brachte nichts zustande als das Gefasel einer Idiotin!
„Okay, dann hör zu! Ich habe am Samstag Geburtstag und habe es hingekriegt, dass ich dienstfrei habe von Freitagabend bis einschließlich Sonntag. Ideal also. Die Zeit kannst du schon mal für mich freihalten! Du kommst Freitag 19 Uhr zu mir in meine Wohnung. Soll ich dich abholen?“
„ Nein.“
„Du weißt noch, wo ich wohne?“
„Ja.“
„Du hast doch hoffentlich dann nicht wieder deine T age?“
„Nein.“
„Du bist so einsilbig. Alles okay, oder was ist los?“
Innig hoffend, er würde meine dummen Befürchtungen zerstreuen, verriet ich sie ihm: „Ich habe Angst, dass es so eine sexistische Macho-Nummer wird.“
„Ja, v ermutlich wird es so was.“
Na toll! „Aber du versprichst, dass wir völlig allein sind! Dass ich mich vor niemandem sonst blamieren muss! Und dass weder Mick noch sonst jemand reinplatzt, um dir zum Geburtstag zu gratulieren!“
„Keine Sorge! Ich habe jedem gesagt, dass ich an di esem Wochenende für niemanden erreichbar bin. Wenn einer doch kommen sollte, Postbote oder was, mache ich nicht auf, und den Telefonstecker werde ich auch rausziehen.“
„Danke!“
„Das tue ich nicht für dich, sondern aus reinem Egoismus. Ich will dich für mich allein. Ohne Störung. Also dann bis Freitag! Und, Kleines…“
„ Ja?“
„Ich hab dich vermisst!“ Damit legte er auf.
Dieser einfache Satz ließ mein Herz vor Freude hüpfen und zauberte mir ein Lächeln ins Gesic ht, das den ganzen Tag nicht verschwand.
Obwohl er wahrscheinlich genau diesen Satz auch zu der Chirurgiebedarf-Vertreterin sagte, wenn sie ihren turnusmäßigen Besuch in der Klinik antrat, genauso wie den allseits recyclebaren Kosenamen „Kleines“, für den man sich praktischerweise keine Namen merken musste.
Um Max brauchte ich mich nicht zu kümmern, denn er verbrachte die Ferien zuerst beim Zelten mit Freunden und dann bei Olav. Ich hatte mich umgezogen und alles vorbereitet. Zittrig vor Lampenfieber klingelte ich am Freitag punktgenau um 19 Uhr an Hartmanns Tür. Als er sie öffnete, war mir, als durchzuckte mich ein Stromstoß bei seinem Anblick.
Oh Gott! Wie soll das noch weiterg ehen?
Eigentlich hatte ich gehofft, dass nach all den Wochen nach dem Schottland-Urlaub meine Reaktion auf ihn nac hlassen würde.
Ich überspielte meine Beklemmungen mit Geschäftigkeit. Wortlos drückte ich ihm einen mit Essen übervollen Karton in die Hand und verschwand die Treppe hinunter zum Auto.
Hartmann kam mir nach und half mir, die restlichen Kisten und Körbe auszuladen und in seine Küche zu schaffen. Diese war klein, effizient, aus schlichtem Grau und Edelstahl und wirkte so unberührt, als hätte noch nie jemand darin auch nur ein Ei aufgeschlagen.
Glücklicherweise befanden sich im Kühlschrank nur ein paar Bierdosen und ein armseliges Stück Salami, das verloren vor sich hin trocknete. So konnte ich alle Kühlschrankfächer vollschlichten.
Noch kei n einziges Wort war zwischen uns gewechselt worden, bis jetzt. „Okay, Kleines, während du das hier machst, gehe ich erst mal duschen. Ich bin nämlich später aus der Klinik gekommen, als ich dachte, und da hatte ich noch keine Zeit dafür.“
Mit erhobener Hand stoppte ich ihn. „Umso besser! Wo ist dein Bad?“
Die Augenbrauen überrascht hochgezogen wies er in die entsprechende Richtung und ging mir voran.
Rasch legte ich an der Garderobe den langen Mantel ab, den ich trotz des warmen Wetters trug. Schließlich wollte ich weder von Frau Koslowski noch von irgendwelchen Geschäftspartnern
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