Liebhaberstück Xenia (German Edition)
lachte aber dabei. „Keine Angst! Ich liebe ihn noch immer und bin glücklich mit ihm. Sehr glücklich. Und ich bin dir dankbar, dass du ihn für mich in dein Geschäft gebracht hast.“
„Dafür musst du jetzt unsere Kosmetik nehmen und Nahrungsergänzungen schlucken.“
„Was tut frau nicht alles!“
Dann konzentrierten wir uns auf das Ritual. Wir feierten Lammas, das Fest der Getreideernte, bei dem wir einen Strohkranz mit Ähren und Blumen schmückten, das Kornlied sangen und uns für unsere persönlichen Ernten bedankten, wobei Freya selbstverständlich ihre Hochzeit und ihr Glück mit Mick anführte und ich so fair sein musste, die wundervollen Nächte zu erwähnen, die ich mit Thorsten gehabt hatte.
Denn immerhin waren das wunderschöne Geschenke des männlichen Go ttes gewesen.
Später im Ritual, als wir uns gegenseitig die Frage stellten: „Was hoffst du zu ernten, Schwester?“, brachte ich zwar artig die üblichen Dinge an – dass Maxi einen guten Start bei seiner Malerlehre hinlegen, dass mein Geschäft auch ohne meinen Einsatz weiter wachsen würde und so weiter, doch das, was ich mir am meisten wünschte, wagte ich nicht mal zu denken, geschweige denn auszusprechen.
Erst recht nicht in einem heiligen R itual.
Je näher der August rückte, umso nervöser wurde ich.
Wann immer das Telefon klingelte, zuckte ich zusa mmen. Und es klingelte oft, da Helen und Beatrix beide in der Stufe-4-Qualifikation waren und mich ständig deswegen anriefen. Dass ich im Geschäft rein gar nichts mehr tun wollte, schien niemanden zu interessieren.
Woher sollte ich denn wissen, wie Beatrix diesen Hundepsychologen aus ihrer Gruppe auf Stufe 2 bringen konnte, wenn all meine Gedanken durch dieses blöde Traumwochenende von Thorsten Hartmann beschlagnahmt wurden?
Sein e sexuellen Wünsche sollte ich erfüllen.
Ihn massieren.
Ihm Trauben in den Mund stecken wie Caligula – oh, verdammt, ich musste unbedingt die Trauben auf meinen Einkaufszettel schreiben! Zusammen mit den Zutaten für zwei- bis dreimal Frühstück sowie für Sandwichs, Snacks und Häppchen, Getränke, Torte und drei vollständige Drei-Gänge-Menüs.
Am besten kernlose Trauben.
Was wollte Hartmann noch? Ach ja, dass ich mir etwas einfallen ließ, um ihn zu verwöhnen.
Eigeninitiative also.
Für ihn kochte.
Warum wünschte sich ein Mann wie er so etwas?
We lche Dämonen aus seiner Vergangenheit hatten solche Wünsche ausgespieen? Nach seinen Aussagen waren es mehr noch als Wünsche, es war ein Traum. Sein Traumwochenende, an dem ich alles für ihn tun sollte. Für ihn.
Für ihn – diese beiden Worte mussten der Schlüssel sein. Er wollte, dass eine Frau all diese Dinge für ihn tat. Sehr wahrscheinlich weil die Frauen in seinem Leben nicht allzu viel für ihn getan hatten.
Bei seiner Mutter angefangen.
Sicher, korrekt, wie sie war, zog sie Lisa auf, hatte jedoch nicht mal ein einziges freundliches Wort für ihn übrig. Von einer Umarmung ganz zu schweigen. Seine Exfrau schien die Fürsorge für ihn auch nicht übertrieben zu haben.
Und jetzt musste ich das ausbaden!
Fluchend steckte ich meinen Finger in den Mund, weil ich mich mit der Nadel gestochen hatte, während ich versuchte, ein Bauchtanzkostüm so umzunähen, dass es dem Outfit der bezaubernden Jeannie ähnelte.
Aber ich würde ihm seinen Traum erfüllen, wenn ihm so viel daran lag. Nicht nur weil ich mein Wort gegeben hatte, sondern weil er auch einen meiner Träume wahr gemacht hatte: erfüllten Sex. Dabei hatte er sich die Mühe gemacht, für mein erstes Mal einen Ort zu wählen, der für mich magisch war, und es mir so zu etwas Unvergesslichem gemacht.
Er hatte es verdient, dass auch ich mir Mühe gab.
Das war aber nicht der einzige Grund für mich, diese W ochenende auch für ihn einzigartig zu machen. Ich wollte, dass er sich, lange nachdem er mich aus seinem Leben gestrichen hatte, nach mir zurücksehnen würde. Bei all seinen Silkes und Karlas und nicht zu vergessen all den namenlosen One-Night-Stands. Das würde der Preis sein, den er für seinen Traum bezahlen würde.
W as ihm recht geschah, dem verdammten Mistkerl!
So durchdachte ich alles, plante ich alles, organisierte ich alles bis ins letzte Detail. Inklusive meiner besond eren Überraschung: ein Geburtstagsritual.
Die Idee kam mir relativ spät, doch die Zutaten waren schn ell zusammengesucht. Es würde im Großen und Ganzen so werden wie die Geburtstagsrituale, die Freya und ich immer für uns
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