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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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er fort, »im Grunde wollte ich mich mal mit dir unter vier Augen darüber unterhalten, was eigentlich passiert, wenn wir die Welt vernichten.«
    »Das haben wir doch schon lang und breit durchgekaut, Marsi«, stöhnte Minerva. »Und ich verstehe deine Argumente ja, aber so ist das nun mal. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne.«
    »Verdammt noch mal, ich will nicht hobeln, Mini.« Mars warf ihr einen verzweifelten Blick zu. »Das darf doch nicht wahr sein! In etwa zwanzig Minuten werden wir alle sterben, und niemanden scheint das auch nur die Bohne zu interessieren. Was ist bloß in euch gefahren?«
    »Wir versuchen, uns darüber keine Gedanken zu machen«, entgegnete Minerva, setzte sich die Brille auf und wandte sich wieder der Schreibarbeit zu. »Ich kann dir nur empfehlen, dich zu bemühen, das gleiche zu tun. Mach bitte die Tür hinter dir zu.«
    Auf dem Rückweg zum Truppenbetreuungsbüro stieß Mars auf Diana, die den Posten der Verbindungsoffizierin für die Vernichtung erhalten und sich gerade im Heer umgehört hatte, um vielleicht herauszufinden, was das überhaupt zu bedeuten hatte.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Mars, als sie ihn danach fragte. »Ich bin auch gar nicht besonders scharf darauf, das herauszufinden. Der ganze Sinn und Zweck des Wissens besteht doch darin, habe ich immer gedacht, irgend etwas herauszufinden und sich dann den Rest des Lebens daran zu erinnern. Aber unter den gegenwärtigen Umständen kommt mir das ziemlich sinnlos vor, findest du nicht?«
    Diana hörte ihm gar nicht zu. »Ich bin wegen Apo ein wenig beunruhigt«, sagte sie.
    »Apo?« Mars machte große Augen. »Du machst dir Sorgen um Apollo?«
    »Na ja, er ist mein Bruder«, verteidigte sich Diana. »Ich hoffe nur, er kommt wieder in Ordnung.«
    »Wie kann er denn wieder in Ordnung kommen?« schrie Mars. »Nach dem Zeitplan ist er in weniger als fünfzehn Minuten tot! Genau wie wir anderen alle auch!«
    »Ja, schon gut, darüber brauchst du dich jetzt gar nicht aufzuregen«, erwiderte Diana. »Ich meine: Kommt er bis dahin wieder in Ordnung?«
    Mars ließ sie stehen und machte sich auf die Suche nach der Offiziersmesse, die den schönen Namen Café Käse trug. Seiner Ansicht nach traf diese Bezeichnung auf das gesamte Unternehmen zu, doch bei dem Teil, der ihn besonders interessierte, handelte es sich um diese geschmackvoll ausgestattete kleine Stube, in der berauschende Mittel verkauft wurden.
    Schließlich spürte er die Messe im südöstlichen Winkel der Wolke auf und trat ein. Bei dem einzigen weiteren Gast handelte es sich um Neptun, der an der Theke saß und die Sorgen zu ertränken versuchte – für einen Meeresgott ein schwieriges Unterfangen.
    »Pflansch dich nieder, Marschi«, sagte er. »’stell dir was schu trinken. Ich glaube, wir ham grad noch Scheit, kurz einen schu heben.«
    »Darf ich dir einen ausgeben?«
    »Klaro, isch glaub, isch nehm noch ’n ›Gorgoschs Rache‹.«
    Mars blickte ihn an. »Bist du dir sicher?«
    Neptun hickste und grinste. »’türlich bin isch mir schischer«, bekräftigte er. »Jetscht ist der einzige Moment in der Weltgeschischte, in der man sich fünf ›Gorgosch Rache‹ auf leeren Magen genehmigen kann, ohne sich Gedanken um den Morgen danach machen zu müschen. Auf deine Geschundheit!«
    »Da ist was dran, Onkel Nepi«, entgegnete Mars. »Ich nehme das gleiche, bitte.«
    Kurz darauf stellte ihnen der Barmann die Getränke hin, und Neptun brach sich versuchsweise einen Diamanten aus der Krone und ließ ihn ins Glas fallen. Der Diamant löste sich auf.
    »Isch hab misch immer gefragt, wasch die wohl in diese Dinger reintun«, bemerkte er mit starrem Blick ins Glas. Für einen Augenblick machten ihn die Dünste blind.
    »Am besten gar nicht danach fragen, heißt es immer«, entgegnete Mars. »So, hau weg den Scheiß!«
    Neptun blickte sich um. »Welschen Scheiß?«
    »Nein«, sagte Mars, »das ist nur so ein Trinkspruch. Cheers!«
    »Pröschterschen«, antwortete Neptun. Beide nahmen einen großen Schluck und schwiegen für lange Zeit.
    »Isch glaub, ich nehm noch einen davon«, verkündete Neptun.
    »Warum nicht?« entgegnete Mars. »Auf die Art kann ja alles nur besser werden.«
    Unterdessen hatte sich die Wolke krachend den Weg durch eine äußerst verworrene Stratosphäre gebahnt und raste jetzt auf die Erdoberfläche zu. Sie war gerade schön in Fahrt gekommen, als sie von den Gebeten getroffen wurde.
    Von einem Gebet getroffen zu werden, ist kein Witz. Als

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