Liebling, Ich Kann Auch Anders
ganz allein für das Wohl der Familie sorgt.
»Jaja, es war teilweise eine harte Schule des Lebens mit den beiden Rackern. Aber eine, für die ich noch heute dankbar sein kann! Glaube mir, wenn ich hier nicht ganz konsequent die Zügel in der Hand hielte, würde das größte Chaos herrschen. Die Mädels und Frauen, die sich von Magnus’ Größe, seinem Charme und seiner Eloquenz blenden lassen, denken doch alle, sie hätten es mit einem reifen Mann, einer starken Persönlichkeit zu tun. Nicht mit einem Bubi, der Sandburgen baut, um sie sofort nach der Vollendung mit einem Fußtritt wieder plattzumachen.«
Oder Luftschlösser, die er verdampfen lässt …
»Ich hab schon manchmal gedacht: Die Frauen liegen ihm zu Füßen, aber er macht sich noch nicht mal die Mühe, ihnen hoch zu helfen. Eine Geliebte stellt sicher andere Ansprüche an einen Mann.«
»Wer weiß? Vielleicht sind manche nach dem soundsovielten Fehlschlag schon ganz bescheiden geworden.«
»Wie sieht das eigentlich bei dir aus? Machst du dir überhaupt was aus Männern?«
»Ja schon … Leider. Da gibt’s nämlich auch eine ganze Anzahl umgestoßener Sandburgen und entschwebter Luftschlösser. Ist zum Teil auch meine Schuld. Ich kann so lächerlich romantisch sein! An dem Missstand wird sich vermutlich so lange nichts ändern, bis ich mir die Lehren meiner männerkundigen Freundin Sibylle zu Eigen mache.«
»Nämlich?«
»Für Sibylle sind Männer Wolken, die je nach Situation ihr persönliches Firmament verdüstern oder aufhellen. Aber da sie keinen zu nah an sich ranlässt, wird sie wie eine Königin von ihnen behandelt. Und keiner würde es wagen, auf ihren Gefühlen herumzutrampeln.«
»Hört sich spannend an. Muss eine interessante Frau sein.«
»Zweifellos. Sie versorgt unsere Freundin Eliza und mich immer mit den eindrucksvollen Weisheiten aus ihrem prallen Erfahrungsschatz. Da Eliza und ich trotz aller Fehlschläge immer noch nicht die Hoffnung auf eine Familie begraben haben, hat sie kürzlich den Vorschlag gemacht, wir sollten ein paar Portionen Eizellen einfrieren, dann könnten wir uns mit der Suche nach dem richtigen Mann noch reichlich Zeit lassen und brauchten uns nicht wegen der viel zitierten biologischen Uhr verrückt machen zu lassen. Sie wollte sich übrigens auch an der Aktion beteiligen. Für alle Fälle. Obwohl ihr Leben im Moment auf alles andere als auf eine Familie zustrebt.«
»Ich war einundzwanzig und Magnus dreiundzwanzig, als Marie-Rose sich ankündigte, und unsere Familien machten Druck, dass sofort geheiratet wurde. Ihre Scheinheiligkeit war übrigens der einzige gemeinsame Faktor. Obwohl – auf meinen Schwiegervater – er ruhe in Frieden! – lass ich ja nichts kommen. Auch auf meinen Schwager nicht. Aber meine Schwiegermutter und meine Schwägerin! Pickel sind noch das Geringste, was du in deren Gesellschaft kriegen kannst! – Also jedenfalls wurde Marie-Rose zum Sieben-Monats-Kind deklariert, trotz ihrer strammen vier Kilo! Aber ich war damals sehr glücklich, denn damit war geklärt, dass Magnus und ich zusammengehörten. Ich ahnte, wenn ich ihn nicht fest in den Griff kriege, schnappt ihn mir eine andere weg. Weißt du, ich war so erzogen, dass ich die Hochzeit als den Höhepunkt meines Lebens ansah.«
»Nicht nur du! Die meisten Frauen, die ich kenne. Sibylle lästert ja, es stimme, dass die Hochzeit der schönste Tag im Leben einer Frau sei: der Brautmutter!«
Francis lachte. »Wäre ja auch traurig, wenn Frauen ihren schönsten Tag zwischen zwanzig und dreißig hätten und es danach nur noch bergab ginge. Wo unsere Genussfähigkeit doch erst mit über vierzig ihren Höhepunkt erlangen soll. – Jedenfalls herrschte fast ungetrübter Sonnenschein, als Magnus und ich heirateten. Nur meine Großmutter warnte mich immer wieder: ›Eine Frau, die einen hässlichen Mann hat, schläft ruhiger – und das ist wichtig! Einen Schönen wirst du immer mit anderen teilen müssen und er wird auch sonst sehr viel Unruhe in dein Dasein bringen.‹ Aber bis jetzt hat’s mit uns doch trotz ihrer Unkenrufe ganz gut geklappt. Ich zumindest weiß nur von einem Fall, in dem Magnus mich betrogen hat.«
»Sibylle sagt, in ihren Ohren klinge es lächerlich, wenn eine Frau behauptet, ihr Mann habe sie betrogen, bloß weil er was mit einer anderen angefangen hat. Sie hält es für absurd, von einem Mann sexuelle Treue zu erwarten. ›Da kannst sie genauso gut von einem Kater verlangen, dass er bellt. Es ist ganz
Weitere Kostenlose Bücher